In Todd Graffs Musik-Komödie „Bandslam“ ist der Unterschied zwischen der Film-Combo der Hauptdarsteller mit dem einprägsamen Namen I Can’t Go, I’ll Go On und den echten Bands mehr als frappierend. Wenn beim Wettbewerb kurz vor den Filmhelden die Newcomer The Burning Hotels und The Daze auf der Bühne stehen, wird schlagartig klar, wie abgedroschen und gewöhnlich Songs und Performance der Protagonisten sind. Eine mittelmäßige Coverband soll ernstzunehmende Konkurrenz für kreative Musiker sein? Das funktioniert nicht wirklich. Graffs zweiter Film nach „Star Camp“ ist genau wie die Musik der Band, von der er handelt: Durchweg unterhaltsam, aber aufgrund fehlender Originalität nie mehr als ein netter Abklatsch.
Neue Stadt, neue Schule, altes Problem: Will Burton (Galean Connell, Chocolat) fällt es nicht leicht, Freunde zu finden. Der musikbegeisterte Teenager schottet sich per iPod von seiner Umwelt ab, bis Charlotte (Alyson Michalka, „Phil aus der Zukunft“), das beliebteste Mädchen der Schule, ihn überredet, ihre Band zu managen. Der alljährliche Bandwettbewerb der Highschools genannt, Bandslam, steht bevor und Charlotte hat es sich in den Kopf gesetzt, ihren Ex-Freund Ben (Scott Porter, Prom Night, Speed Racer) und seine Band zu schlagen. Mit Wills Hilfe wachsen die Jungmusiker um Charlotte schnell zur Band I Can’t Go, I’ll Go On zusammen. Die musikalische Außenseiterin Sam (Vanessa Hudgens, High School Musical) freundet sich ebenfalls mit Will an, doch sie will bald mehr als nur sein Kumpel sein...
„Bandslam“ ist wie gemacht für die Hannah Montana- und High School Musical-Klientel: Eingängiger Einheitsbrei-Pop, jede Menge Teen-Drama und süß-unschuldige Darsteller wie Vanessa Hudgens sollen Unmengen von 12-jährigen Mädchen in die Kinosäle locken – auch wenn diese ohne verträumte Zac-Efron-Figur auskommen müssen. Trotz dieses formelhaften Aufbaus löst sich „Bandslam“ vom genreüblichen Heile-Welt-Ansatz und konfrontiert seine jungen Protagonisten mit echten Problemen wie dem Ableben der Eltern und Alkoholismus. Zudem sind die gewohnten Stereotype in „Bandslam“ sparsam dosiert: Zwar gibt es auch hier den Cheerleader, den Nerd und den Mädchenschwarm, aber Todd Graff und Josh A. Cagan haben diese Figuren in ihrem Drehbuch deutlich weniger klischeehaft angelegt als dies in vielen anderen Highschool-Komödien der Fall ist.
Ein gewisser Einfluss von John Hughes und seiner klassischen Highschool-Filme aus den Achtzigern wie Breakfast Club und Ferris macht blau ist unverkennbar: Er zeigt sich etwa in der cool-nachdenklichen Attitüde der Figuren und in der unorthodoxen Freundschaft zwischen Highschool-Schickeria und schrulligen Außenseitern. Zudem erinnert Galean Connell in der Hauptrolle ein wenig an den jungen Matthew Broderick. Er hat eine sympathische Ausstrahlung und überzeugt in der Rolle des Neuen; im Verlauf des Films macht es sich allerdings negativ bemerkbar, dass Connell bisher kaum mehr als zwei verschiedene Gesichtsausdrücke zu beherrschen scheint. Die Emotionen bleiben dabei auf der Strecke. Souverän agiert dagegen Lisa Kudrow („Friends“, Das Hundehotel) als Wills coole Mom, während sich die fehlbesetzt wirkende Vanessa Hudgens weitgehend damit begnügt, ihr zuckersüßes Lächeln in die Kamera zu halten. Sie sollte sich ähnlich wie Alyson Michalka dringend um Projekte bemühen, bei denen mehr geschauspielert und weniger gesungen wird, wenn sie sich dauerhaft im Filmgeschäft etablieren will.
Nicht nur die filmischen Bezüge in „Bandslam“ reichen in die Achtziger zurück, auch der Soundtrack ist von jenem Jahrzehnt geprägt: Cheap Trick mit „I Want You To Want Me" werden ebenso gecovert wie David Gates' „Everything I Own“ in der um Reggae-Beats erweiterten Boy-George-Version. Im Hintergrund sind „Femme Fatale“ von The Velvet Underground & Nico und „Rebel, Rebel“ von David Bowie zu hören, der „Bandslam“ mit einem kleinen Gastauftritt zu einem unerwarteten Finale verhilft. Davon abgesehen sind die Verwicklungen im letzten Filmdrittel allerdings hochgradig ungeschickt erzählt, so dass selbst die kleine Überraschung zum Schluss das nicht wirklich wieder gut machen kann.
„Bandslam“ unterhält durch flotte Pop-Performances und wartet mit sympathischen jungen Hauptdarstellern auf, die schauspielerisch zwar noch nicht ganz ausgereift sind, aber die nötige Ausstrahlung mitbringen, um sich in Hollywood zu etablieren. Todd Graffs Film ist klar auf die Zielgruppe der Hannah-Montana-Jünger und High-School-Musical-Fans ausgerichtet, für die Älteren gibt es immerhin einen Hauch von 80er-Jahre-Nostalgie.