Nach dem berühmt berüchtigten "Fingerschnippsen" aus "Infinity War", muss eine Heldin her, die dem Tyrannen Thanos Einheit gebietet. So wird kurzerhand ein Solo Abenteuer über die wohl mächtigste Marvel-Helden aus dem Boden gestampft um sie anschließend im Finalen Kampf als Trumpfkarte aus dem berühmtem Ärmel zu ziehen.
Hauptstadt Hala der Kree: die junge Kriegerin Vers (Brie Larson) kämpft Seite an Seite mit dem Commander Yon-Rogg (Jude Law) gegen die Skrulls. Nach einem erbitterten Kampf im Weltall, landet Vers auf dem ihr unbekannten Planeten Erde im Jahre 1992. Doch so unbekannt scheint ihr der blaue Planet nicht zu sein. Vers wird von Visionen aus einem anderen Leben geplagt. Dicht auf den Fersen ist ihr der Skull Anführer Talos (Ben Mendelsohn) und dann gibt es noch das Duo Fury/Coulson...
In Captain Marvel habe ich keine großen Hoffnungen für ein cineastisches Abenteuer gesetzt. Die Erwartungen waren niedrig. Schließlich war es allen klar, dass sie nur kurzerhand eingeführt wird, um sich die Vorstellung in "End Game" zu ersparen. Dass der Streifen am Ende so schlecht ausfällt, habe ich nicht gerechnet. Die Anfangsphase ist viel zu zäh, der Mittelteil viel zu verschachtelt und vorhersehbar erzählt und das Ende zu CGI lastig und abrupt.
Obwohl CM vor all den Ereignissen aus den anderen Marvel Filmen spielt, ist natürlich ein Vorwissen von Nöten.
Beispielweise die Konflikte im Universum oder berühmte Bösewicht mit der Kapuze und dem Hammer.
Trotz allem, wären ein paar Infos mehr wünschenswert gewesen. Die hochtechnisierte Hauptstadt bleibt völlig blass. Zu Beginn gibt es einen völligen lahmen Zweikampf zwischen Vers und Yon-Rogg in einer Art Halle und dann geht es auch schon wieder auf eine Mission. Selbst die tollen 90er Jahre verblassen völlig. Abgesehen vom den Einsturz in die Videothek und dem Pager, gibt der Film einen Null das Gefühl sich in dieser Zeit aufzuhalten.
Was die Vorgeschichte von Vers betrifft, so haben das Regisseur-Duo Boden und Fleck versucht von bekannten Stillen wegzukommen und die Vorgeschichte anders zu verpacken. So wird zum Beispiel bei Vers mittels eines Gerätes versucht Informationen aus ihrem Gedächtnis zu bekommen. Das ganze ist wie eine Videokassette verpackt. Es wird gestoppt und hin und her gespült, bis man zur richtigen Stelle gelangt. Die Szene hat etwas einzigartiges und hat Spaß gemacht. Man begibt sich mit Vers auf der Suche nach ihrem eigentlichen Ich. Es ist immer gut, wenn der Zuschauer mitgenommen wird, anstatt ihm den berauschenden Bildern auszusetzen.
Doch leider wird die Erforschung ihrer Vergangenheit zur Schnitzeljagd. Viel zu verschachtelt und unübersichtlich. Ihr Vater wird als eine Art Unterdrücker dargestellt (?), aber es wird kaum darauf eingegangen. Albern wird es, wenn eine 10-jährige uns mehr Informationen liefert und sie so redet, als wäre sie schon ihr ganzes Leben dabei.
So verpufft auch eine "Steh auf Szene" völlig in die Belanglosigkeit. Dass Brie Larson eine talentierte Schauspielerin ist, sollte seit "Raum" jeder wissen. Dass ihre Figur stets hölzern wirkt, gebe ich auch nicht ihr die Schuld. Es liegt viel mehr daran, dass ihre Figur sehr dünn gezeichnet ist. In den emotionalen Momenten versagt sie daher völlig. Dagegen zeigt sie eine komödiantische Seite. Die Gespräche zwischen ihr und Fury sind sehr gelungen und die Chemie ist hervorragend. Was Fury betrifft, so sammelt der Film fleißig Minuspunkte. Denn wir erhalten endlich eine Erklärung für seine Augenklappe und die ist dem großartigen Fury einfach nicht gerechtfertigt! Ein böser Seitenhieb gegen alle Fury Fans! Die Streicheleinheiten für die Katzen zerstören das Bild völlig. Fury werde ich niemals wieder so cool empfinden, wie in all den Filmen zuvor.
Law hatte offensichtlich keine Interesse am Film. Bis auf seine muskulöse Statue, hat er im Film nur ein lebloses Gesicht anzubieten. Mendelsohn weiß sehr zu Gefallen und liefert einige Lacher. Großartiger Darsteller!
Marvel Filme müssen stets für Lacher und Spaß sorgen. In den seltensten Fällen gelingt der Spagat zwischen Humor und Ernst. Hier definitiv nicht. Zugegebenermaßen habe ich an einigen Stellen lachen müssen, dennoch wie immer, deplatziert! So wird das Bild des Bösewichts zerstört, als er plötzlich mit einem Getränkebecher vor Vers und Co. auftaucht.
Das Ende ist recht übertrieben gezeichnet und Vers (jetzt Captain Marvel) geht plötzlich von 0 auf 100. Die Effekte sehen recht billig aus und entsprechen den heutigen Standards keineswegs.
Selbst das Kostüm von CM sieht lächerlich aus. Was hat man sich bei dem Schnitt am Kopf gedacht? Da erinnert sie eher an einen Gockel.
FAZIT: CM lebt von seinen Darstellern. Wenn auch nur in den lustigen Momenten. Es ist ein heilloses Durcheinander, was den Zuschauer auf emotionaler Ebene völlig kalt lässt. Selbst in den Action geladenen Szenen (die Marvel in den letzten Jahren sehr gut gelungen sind), sieht der Streifen recht Mau aus.