Gestern hatte ich Lust auf Kino und es kam nur ein Film, der mich interessierte. Dies war "Paranormal Activity". Aufgrund des sehr hohen Hypes waren meine Erwartungen doch recht groß, und ich befürchtete auch, dass ich hinterher enttäuscht sein werde, doch das Gegenteil war der Fall. Die Erwartungen konnten sogar noch getoppt werden und ich war am Ende wirklich sehr überrascht.
Die Story, welche "Paranormal Activity" bietet, ist dabei eigentlich überhaupt nichts Besonderes und überaus dünn. Was Regisseur Oren Peli aber daraus gemacht hat, hat unglaublich hohes Potenzial und ist eines der gruseligsten Dinge, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Die Story ist schnell zusammengefasst: Pärchen versucht sich gegen Dämon zu wehren. Aber alleine die Idee, dass sie bereits von den paranormalen Aktivitäten wissen und der Film so startet, zeichnet sich als überaus effektiv aus. So beginnt man gleich mit dem Grusel und braucht keine längere Einleitung.
Die beiden Darsteller, Katie Featherston und Micah Sloat spielen ihre Rollen überragend. Wohl keiner der beiden hat große Schauspielerfahrung und das merkt man ihnen teilweise auch etwas an. Der Clou ist, dass dies hier perfekt passt. Es soll ja nicht so wirken, als würden die beiden schauspielern, sondern es soll alles real wirken, und das ist ihnen mehr als gelungen. Ihre Figuren sind natürlich recht blass. Eine großartige Charakterisierung bekommt keiner von ihnen, und man erfährt auch kaum etwas von diesen Personen, doch da die beiden so sympathisch und realistisch agieren, fällt das hier überhaupt nicht negativ auf.
Man könnte denken "Paranormal Activity" würde langweilig sein, weil das Ganze sich nur in einem Haus abspielt und im ganzen Film auch nur vier Personen mitspielen, wobei zwei davon wenig zu sehen sind, aber im Gegenteil. Von Anfang an ist dieser Film spannend und steigert sich kontinuierlich. So lernt man erstmal die beiden Hauptdarsteller etwas kennen. Die ersten Geschehnisse lassen nicht lange auf sich warten, sind aber eher noch harmlos. Das steigert sich dann und die Attacken des Dämons werden immer unheimlicher und bedrohlicher. Das Ganze gipfelt in einem Ende, das sich gewaschen hat. Ich hatte ja sowieso mit keinem Happy End gerechnet, aber dieses Ende habe ich so auch nicht erwartet. Stark!
Von einer richtigen Inszenierung kann man nicht sprechen, da alles im Dokumentationsstil gehalten ist. Wäre dies nicht der Fall, wäre "Paranormal Activity" auch nichts Besonderes, aber gerade dies verleiht dem Film unheimlich viel Authentizität. Trotzdem gibt es einige Stilmittel. Da wäre zum Beispiel das Standbild, wenn die beiden schlafen gehen. Dieses Standbild wird mir nicht mehr aus dem Kopf gehen, denn es hat was wahnsinnig bedrohliches. Auch, dass man Katie und Micah dann beim schlafen sieht (in schnellem Zeitraffer) ist ein gutes Stilmittel.
Einen Score gibt es nicht, dieser wird hier aber auch gar nicht benötigt. Immer wenn sich ein Ereignis anbahnt, gab es so ein "Grummeln" zu hören, was ich sehr gut fand. Die Atmosphäre ist sowieso schlichtweg der Hammer. Die Nächte sind wahnsinnig intensiv und wirken sehr unheimlich. Dabei sind es nichtmal die Ideen, welche den Film so besonders machen. Plötzliches Polter, gutturale Schreie, Fußspuren von Puder, plötzliches Lichtangehen in einem Raum usw. hat man so schon etliche Male gesehen. Aber die Umsetzung ist einfach meisterhaft. Dabei könnte man dem Film jetzt vorwerfen, er schöpfe sein Potenzial nicht aus, weil auf viele Dinge nicht eingegangen wird, zum Beispiel die Antwort des Dämons, als Micah fragt, ob er mit einem Witchboard abgefragt werden möchte, oder auch, dass sie die beiden nicht eher beim Dämonologen melden, aber gerade diese Schlichtheit und dass man rein gar nichts über den Dämon erfährt, macht das alles hier so glaubwürdig und damit auch bedrohlich.
Fazit: Natürlich sind die Figuren dünn, auch ist das Handeln von Micah nicht immer glaubwürdig und auch die Kamerabilder sind nicht immer perfekt, mal unscharf und so. Auch frage ich mich wie so junge Leute sich ein so großes Haus leisten können und warum die immer zu Hause sind. Das macht aber alles nichts. "Paranormal Activity" ist ein wahnsinnig spannender, sehr authentisch wirkender und unheimlich bedrohlicher Horrorfilm, der von einer simplen Angst handelt. Da mich der Film auch jetzt noch beschäftigt, gebe ich 90%, die aber wohl nur beim ersten mal Schauen zustande kommen werden. Trotzdem kann ich diesen Film nur empfehlen!