Sobald sich ein Genrefilm eine gewisse Fanbase erarbeitet, ohne zugleich an den Kinokassen zu rocken, darf sich der Zuschauer sicher sein, dass in nächster Zeit ein Direct-to-DVD-Sequel auf ihn zukommen wird. Walking Tall: Lone Justice, Into The Blue 2 – Das Goldene Riff und The Marine 2 sind nur einige Beispiele für solche Versuche, aus einem mittelmäßig erfolgreichen Franchise auch noch den letzten Cent herauszupressen. In diese Kerbe schlägt nun auch die Fortsetzung „Smokin‘ Aces 2: Assassins‘ Ball“, die mit Tom Berenger, Vinnie Jones und Tommy Flanagan für eine DVD-Veröffentlichung zwar gar nicht mal schlecht besetzt ist, der mit dem Sequel-Spezialisten P.J. Pesce („From Dusk Till Dawn 3: The Hangman’s Daughter“, „Sniper 3“, Lost Boys: The Tribe) aber ein Regisseur vorsteht, der eher für eine kostengünstige als für eine qualitativ hochwertige Arbeitsweise bekannt ist.
FBI-Analysten haben entdeckt, dass auf ihren an den Rollstuhl gefesselten Kollegen Walter Weed (Tom Berenger, Platoon) ein Kopfgeld von mehreren Millionen Dollar ausgesetzt wurde. Nun sind einige der besten Auftragskiller der Welt hinter ihm her: der Verwandlungskünstler Lazlo Soot (Tommy Flanagan, Sin City), der Hobby-Chirurg McTeague (Vinnie Jones, The Midnight Meat Train), die giftige Schönheit Ariella Martinez (Martha Higareda, Street Kings) und die vierköpfige, inzestuöse Nazi-Familie Tremor. Um das Unausweichliche doch noch zu verhindern, schaffen Agent Baker (Clayne Crawford, Unknown) und sein Team Weed in einen geheimen Hochsicherheits-Bunker, der unter einer verdeckt vom FBI betriebenen Jazzkneipe verborgen liegt. Doch die Vorsichtsmaßnahmen sind für die Katz. Die Killer wissen nämlich längst, wo sie nach ihrem Zielobjekt Ausschau zu halten haben…
„Smokin‘ Aces 2: Assassins‘ Ball“ ist voll darauf ausgerichtet, mit minimalen Mitteln einen maximalen Profit zu erzielen. Das ist natürlich Hollywood-üblich, fällt in diesem Fall aber noch extremer auf als sonst. Zwar haben die Produzenten in den einen oder anderen prominenteren Darsteller investiert, doch das offensichtlich nur, um mit dem Namen auf dem DVD-Cover die Verkäufe anzukurbeln. Im Film selbst werden die Schauspieler nämlich ohne mit der Wimper zu zucken verfeuert. Besonders auffällig ist dies im Fall von Vinnie Jones. Darf er in seiner ersten Szene, einer unsanften Hirn-OP, noch seine sadistische Ader ausleben, steht er bei seinen sonstigen, sowieso sehr knapp bemessenen Auftritten nur noch unnütz in der Gegend herum, bis er dann ohne großen Aufwasch einfach erschossen wird. Fahrlässiger kann man das Potential eines solch raubeinig-charismatischen Darstellers gar nicht verschenken.
Auch sonst geben die Killer nicht viel her. Selbst wenn Ariella einen Priester (John R. Taylor) tötet, der sie zum Oralverkehr zwingen will, ist das nicht cool, sondern abgedroschen. Einzig wenn der Tremor-Clan um Daddy Fritz (Michael Parks, Death Proof), Sohn Lester (Maury Sterling), Fettkugel Baby Boy (C. Ernst Harth) und Töchterchen Kaitlin „AK-47“ (Autumn Reeser, serie,O.C. California) mit einer Zirkuskanone kreischende Clowns als menschliche Bomben durch ein Kneipenfenster schießt, atmet das Sequel für einen kurzen Augenblick den anarchischen Geist des Originals. Neben den abgefahrenen Charakteren punktete der Vorgänger vor allem mit seiner bis an die Schmerzgrenze stilisierten Over-the-Top-Inszenierung. P.J. Pesce versucht nun, diesen Stil zu kopieren. Doch ihm fehlt jeglicher Sinn für orgiastische Schnittfolgen. Stattdessen hält er einfach die Kamera ein wenig schief und hofft drauf, dass das doch bitte hip genug sein möge. Leider hofft er da vergeblich. Statt experimentell wirken seine ausgewaschenen DV-Bilder einfach nur billig.
Fazit: Eine Fortsetzung für die Tonne. Da wartet man doch besser auf das neue Werk von Smokin‘ Aces-Regisseur Joe Carnahan. Der bringt in diesem Jahr nämlich noch den heiß erwarteten The A-Team-Film in die Kinos.