[...]Nicht frei von Schwächen, aber stark genug, um diese wenigstens für 105 Minuten auszublenden. Trotzdem die Schwächen zuerst: „Men in Black 3“ ist in vielen entscheidenen Storypunkten wieder Altbekanntes. Da ist der böse Außerirdische, der es auf ein ungewöhnlich kleines Ding von außerordentlich großer Bedeutung abgesehen hat, die Zeit ist wieder knapp und am Ende startet unter diesen und jenen zu schaffenden Voraussetzungen ein Raumschiff. Bis es zu Agent Js Zeitreise und seiner Begegnung mit dem jungen K kommt gibt’s außerdem nicht wenig an Unlogik zu schlucken. Der Gefängnisausbruch des neuen Bösewichts Boris führt den zwar gelungen ein, geht ihm mit Hilfe seines Fangirls Lily aber so leicht von der wortwörtlichen Hand, dass sich schon die Frage stellt, warum der Fiesling und sein Bunny vierzig Jahre damit gewartet haben. Die selbe Zeit lässt sich unverständlicherweise die Invasionsarmee, die nach der Vernichtung des Agent K aus der Vergangenheit erst an dem Tag auf der Erde ankommt, an dem J in einer K-losen Gegenwart erwacht. Und warum der sonst so rücksichtslose und brutale Boris ausgerechnet den Typen am Leben lässt, der ihm die Zeitreise ermöglicht und so überhaupt erst die Möglichkeit offen lässt, dass ein Man in Black ihm durch die Zeit folgen kann, ist ebenfalls nicht gerade die durchdachteste Handlung der Filmgeschichte. So richtig bewusst werden einem solche Böcke aber erst nach dem Film und das spricht für dessen Unterhaltungswert.[...]
[...]Der bärtige Rampensauschurke Boris mit seinem stachelverschiessenden Parasiten in der Handfläche macht einfach Laune, der ist nicht ganz so ein Highlight, wie Vincent D’Onofrios Edgar the Bug aus dem ersten, aber um einiges imposanter als der pflanzententakelige Magerhaken Lara Flynn Boyle im zweiten Teil. Den fresh princenden Will Smith könnte man stundenlang gegen die undurchdringliche Wand aus Grummel aka Tommy Lee Jones anrennen sehen, ohne dass der Spaß daran verloren ginge. Rick Bakers Kreationen und MakeUp-Effekte sind einmal mehr klasse, kleinere und größere Hints auf Promi-Aliens von Lady Gaga (wie naheliegend…) über Tim Burton bis Mick Jagger gibt es reichlich zu entdecken und die Zeitreise in die 1960er ist letztlich weit mehr als eine Storyausrede. Sicher wird das Setting nicht voll ausgespielt, allerdings hätte aus „Men in Black 3“ auch allzu leicht wieder nur eine wahllose Aneinanderkettung von Einfallsschnippseln werden können, stattdessen leistet der Film aber wirklich etwas für seine beiden Hauptfiguren und ihre Beziehung. Immer wieder deutet sich an, dass in der Vergangenheit etwas zwischen Agent K und Agent J vorfallen wird, etwas fundamentales für ihre gemeinsame Gegenwart, ein prägendes Erlebnis in, wie sich herausstellt, ihrer beider und nicht nur Ks Leben. Damit zu jonglieren und mit der Auflösung am Ende nicht zu enttäuschen, sondern bis zum dicken Kloß im Hals zu berühren ist für solch action- und comedylastiges Entertainment-Kino wie „Men in Black“ schon eine verflucht tolle Leistung, vor allem wenn man bedenkt, wie kläglich der zweite Teil mit seiner 08/15-Love Story daran scheiterte, das so entbeerungsreiche Leben der Männer in Schwarz zu emotionalisieren.[...]
[...]Back in black und zurück zu früher Form: „Men in Black 3“ ist sehr ordentliches Unterhaltungskino, das sich einige Schnitzer mehr als der erste Teil erlaubt, aber längst nicht so viele wie der zweite. Die Gag-Rate hätte noch höher sein können, einigen der einseitigen Kabbeleien zwischen J und K bleibt allzu schnell die Luft weg, dafür fällt eben der emotionale Part überraschend einnehmend aus. An den Effekten und generell der Optik gibt’s wenig zu mäkeln, der Zeitsprung zum Beispiel ist phantastisch visualisiert und ja allein in seiner Ausführung schon so simpel wie genial. Viele schräge Aliens, ein schön fieser Schurke, ein paar verpasste und einige genutze Gelegenheiten – „Men in Black 3“ wäre ein nicht bestmöglicher, aber schon gelungener Abschluss der Reihe. OB es überhaupt einer ist werden wohl die Zahlen zeigen, wobei der Film bei derartigen Budget-Regionen durchaus Probleme mit der Wirtschaftlichkeit bekommen könnte. Und wer weiß, vielleicht traut sich ja irgendwann mal irgendwer an ein R-Rated-Reboot, das sich näher an die Comicvorlage hält, in der etwa Zeugen nicht geblitzdingst, sondern entsorgt werden und die MIB insgesamt eine sehr viel weniger heldenhafte, sondern höchst fragwürdige Truppe sind, die es neben Außerirdischen auch mit anderen paranormalen Phänomen und Erscheinungen zu tun bekommt. Aber eigentlich muss das auch nicht sein. Einfach erstmal „Men in Black 3“ gucken und nach dem blöden zweiten Teil Versöhnung mit J und K feiern.[...]
komplett: http://christiansfoyer.de/2012/05/24/review-men-in-black-3/