Horrorfilme haben eines gemeinsam. Sie erzählen eine Story, die vom Kampf des Guten gegen das Böse handeln. Mit dem Bösen sind hier meist Monster, Vampire, Aliens etc. gemeint. Nun, dieser Film hat tatsächlich Elemente eines Horrorfilmes, da hier ein kleines Kind mit vampirähnlichen Verhaltensweisen aufwartet: Sie trinkt Blut, erträgt kein Tageslicht etc. . Und obwohl dieser Film als Horror ausgeschrieben ist, unterschiedet er sich von der typischen Filmkost dieses Genres.
Zum Einen, weil es sich bei dieser Person nicht um eine bösartige, sondern ehe um eine gutmütige Person handelt, die sich in ihren Verhaltensweisen von anderen Kindern ihren Alters unterscheidet. Zum Anderen geht es in diesem Film nicht primär um Mord, Totschlag, Blutgespritze, sondern um Gefühle, Liebe, das Erwachsenwerden; schon eine bizzarre Mischung, aber sehr gelungen!
Die junge Vampirin nimmt sich dem Schicksal Oskars an, der permanant von seinen Klassenkameraden gehänselt und gedemütigt wird. Da sie über sehr exzessive Kräfte verfügt, hilft sie ihm nicht nur einmal aus der Patsche, sondern bringt ihm auch noch bei, sich zu wehren. Aus dieser innigen Bindung, in der der eine stets für den anderen da ist, ergibt sich im Laufe der Zeit eine tiefe, wenn auch eine nicht gewöhnliche Freundschaft - denn beide scheinen zu wissen, dass diese auf Dauer unter diesen Verhältnissen nicht bestehen kann.
Wer spannungsgeladene Action oder schrecklichen, blutrünstigen Horror erwartet, wird enttäuscht. Jede einzelne Szene wird sehr ruhig und besinnlich erzählt, meistens wird kaum gesprochen, die Atmosphäre wird durch die Bilder transportiert - und wie! Der Film nimmt sich für jeden weiteren Handlungsschritt enorm viel Zeit, so hat man fast das Gefühl, Teil dieser Geschichte zu sein. Die gelegentlichen Horrorszenen, wenn es beispielsweise dem jungen Mädchen nach Blut dürstet, schockieren dann umsomehr, weil sie einem immerwieder vergegenwärtigen, dass das, was sich die beiden Kinder aufgebaut haben, keine Zukunft hat - der eigentliche Horroraspekt ist zwar auch vorhanden, sorgt aber (glücklicherweise nicht) für abartige Momente.
Die beiden Hauptdarsteller spielen ihre Rollen mit bravour, an Authentizität mangelt es ihnen sicherlich nicht. Ob die wohl verstanden haben, welche Rollen sie da eigentlich spielen und worum es im Kern eigentlich geht? Beantwortet man die Frage mit Hilfe von qualitativen Aspekten, würde man eindeutig "ja" sagen.
"So finster die Nacht" wird sicherlich kein kommerzieller Erfolg, weil er die breite Masse nicht anspricht. Wer diesen Film ignoriert, verpasst jedoch ein kleines Kunstwerk - gerade für anspruchsvolle Gemüter ein absolutes Muss!