Nach Jahren kehrt Sidney Prescott (Neve Campbell) im Rahmen einer Lesereise zu ihrem Buch in ihre Heimatstadt Woodboro zurück. Und wie das bei ihr nun mal so ist taucht auch prompt ein Serienkiller im Ghostface-Kostüm auf und macht sich an die Dezimierung von Sindeys persönlichem Umfeld
Schon seit dem überragenden ersten Teil ist das Scream-Franchise dafür bekannt, ohne mit einer auch nur im entferntesten kreativ wirkenden Story kultige Unterhaltung im Kino bieten zu können. Zumindest von den ersten beiden Filmen lässt sich dies behaupten, und, zur Freude aller Fans, nun auch vom vierten!
Miramax scheint die zu weiten Teilen große Enttäuschung über Teil 3 aufgefallen zu sein, denn wie auch im Original und dem ersten Sequel saß hier wieder Kevin Williamson am Drehbuch, und das ist auch deutlich zu spüren. Besonders auffällig an der jüngsten Fortsetzung ist, dass es hervorragend gelang, die Geschehnisse in die heutige Zeit zu übertragen. Jugendliche die etwas auf sich halten haben Ghostface-Apps auf ihren Handys, was geschieht verbreitet sich schneller im Internet als auf den Polizeiwachen und auch die wie gewohnt zitierten Filme dürften wohl jedem Genrefreund, auch denen der jüngeren Generation, bekannt sein.
Auffällig sind ebenfalls die Prallelen die zu Teil 1 gezogen werden. Das Handlungsmuster orientiert sich stark am Original, und Insidergags sind häufiger als in allen anderen Sequels. Allgemein muss gesagt werden, dass man sich in jedem Fall zuerst „Scream – Schrei“ ansehen sollte, ehe man in „Scream 4“ geht. Ganz besonders da am Ende die brillante Auflösung aus Teil 1 vorweggenommen wird, und so die Überraschung verdorben. Dies geht aber insofern in Ordnung, da Wes Craven und Kevin Williamson mehr als einmal deutlich machen, dass sie Kenntnis ihrer Vorwerke schlicht voraussetzen. „Scream 4“ ist eines der wenigen Horrorfilm-Sequels, bei denen man wirklich die ganze Reihe, oder zumindest ihren Anfang gesehen haben sollte.
Neben der üblichen Selbstironie und den parodischen Verweisen auf andere Genrefilme, kann hier auch wieder einmal Spannung geboten werden. Auch wenn der Humorgehalt doch deutlich über dem der ersten beiden Teile liegt, und so ehr in Richtung Teil 3 geht, ist Teil 4 doch im Gegensatz zum einzig missratenen Sequel zumindest punktuell, und besonders im Finale wirklich spannend.
Die Eröffnungssequenz kann zwar nicht mit der unheimlichen Intensität von der des Originals mithalten, doch ist sie dafür umso witziger, und weckt unglaubliche Lust auf den nachfolgenden Film.
Der Mittelteil birgt dann als einziger Abschnitt die ein oder anderen auffallenden Mängel. Beispielsweise ist die Charakterzeichnung oberflächlicher, und auch ansonsten nicht so gelungen wie im ersten Teil. Viele Figuren sind schlicht so unsympathisch, dass ihnen ihr ableben einfach nicht leid tut, andere bleiben recht farblos und sind dem Zuschauer so auch egal. Hinzu kommt, dass viele der während dieser Sequenz eingestreuten Mordszenen mehr denn je wie ein reines Mittel zum Zweck wirken. Dafür fallen sie umso zahlreicher und, erfreulicherweise, gerade in Hinblick auf den weichgeklopft wirkenden 3. Teil, ziemlich brutal aus. Der vorgelegte Gewaltlevel übertrifft oft sogar noch das Original, den nach wie vor härtesten Teil der Reihe, und es war wohl nur der auffällige Humorgehalt, der die Jungendfreigabe hier noch rechtfertigen konnte.
Das Finale weiß dann, wie bereits erwähnt, zu überzeugen. Es ist spannend uns straff inszeniert, wartet mit einigen sehr bösen Gags auf, und die Auflösung kann ebenfalls zufriedenstellen.
Natürlich bleibt auch hier die unerreichbar hohe Messlatte des Originals unangetastet, dennoch übertrifft sie die von Teil 2 und 3. Was ebenfalls zu gefallen weiß ist, dass der Killer endlich mal wieder die ganze Zeit über unter den Figuren war, und man so auch wieder schön mitraten kann. Der Täter kann in Punkto Coolness und schauspielerische Darbietung zwar auch nicht mit dem ersten Kostümträger gleichziehen, dafür aber ein interessantes Motiv bieten. Aus dessen Erklärung werden dann auch die expliziten Parallelen zu „Scream - Schrei“ deutlich. Hier offenbart sich sogar, dass Kevin Williamson mit seinem vierten Teil nicht nur eine weitere Fortsetzung, sondern zugleich eine Art Reboot zum ersten Film geschrieben hat. Hier muss sich teilweise aber auch gefragt werden, ob es wirklich nötig war die ironisch-parodischen Anklänge nicht nur auf andere Genrefilme, sondern auch gleich noch auf das eigene Franchise zu beziehen. Ein im Gedächtnis bleibendes Zitat von Sidney Prescott aus „Scream 4“ ist: „Du hast die wichtigste Reboot-Regel missachtet: Leg‘ die niemals mit dem Original an“
Teilweise kann der Zuschauer leider den Eindruck gewinnen, die Entstehungsverantwortlichen hätten ihre eigene Regel hier ab und an gebrochen.
Im Endeffekt bleibt „Scream 4“ aber eine sehr gelungene Fortsetzung, die das erste Sequel zwar nicht ganz erreicht, das 2. aber um längen übertrifft. Ein äußerst lustiger Anfang, ein starker Showdown so wie eine gelungene Auflösung lassen einen schwächelnden Mittelteil gerne verzeihen, und die ein oder andere Übertreibung in Sachen Selbstironie ist zwar ärgerlich, kann aber verkraftet werden. Freunden wie Kennern von Genre und Franchise wird hier jedenfalls ein Streifen geboten, den sie sich im Kino keinesfalls entgehen lassen sollten, da er trotz kleinerer Schwächen einen sehr zufriedenstellenden Eindruck zu hinterlassen vermag. Wenn Williamson dabei ist läuft die Sache eben!