So. Gestern war es ENDLICH soweit.
Meine Erwartungen waren recht hoch gesteckt, wobei ich ja auch immer wieder versuche sie recht niedrig zu halten, um keine zu arge Enttäuschung zu erleben. Aber im Falle von "John Carter" tat ich mir echt schwer sie unten zu halten, denn seit der Ankündigung, dass der Film kommt, habe ich darauf gewartet und im Grunde alles, was man darüber gehört und gelesen hat, in mich aufgenommen.
Meine Erwartungen lagen in dem Bereich, einen optisch beeindruckenden, klassischen Abenteuerfilm zu sehen, der gekonnt die Kurve zwischen Fantasy und Sci-Fi hinbekommt und einfach mal wieder was anderes bietet, als Jedis, Hobbits, Magieschüler und Glitzervampire und dabei den Zuschauer komplett in eine andere Welt entführt.
Diese Erwartungen wurden von dem Film vollkommen erfüllt.
...optisch beeindruckenden, klassischen Abenteuerfilm...
Optisch ist "John Carter" eine berauschende Augenweide. Sicherlich liefern die kargen Wüstenlandschaften von Barsoom nicht so einen Detailrausch wie Pandora bei "Avatar", aber durch diese Schlichtheit lies dann das, was es zu sehen gab um so epischer, gewaltiger und beendruckender erscheinen. Die gewaltigen Ruinenstädte, wie z.B. die Heimat der Tharks oder das seltsame Gebilde am Fluss Iss waren einfach extrem schick und ein echter Augenöffner. Dies wurde allerdings noch von Helium und besonders von der laufenden Stadt Zodanga getoppt, welche mich teilweise an die Straßenzüge von Rabanastre aus "Final Fantasy XII" erinnerte. Insgesamt wirkte der Film ohnehin mehr wie ein Final Fantasy-Abenteuer auf mich, was vorallem an dem Design lag.
Gerade die Luftschiffe, denen ich bei den ersten Bildern recht skeptisch gegenüber stand, haben mich im Film sehr überzeugt. Überhaupt wirkte das ganze Design sehr fleischig, sprich: Es wirkte alles sehr echt und nicht gekünstelt ähnlich wie auch bei den "StarWars"-Filmen oder bei "Herr der Ringe". Es wirkte alles sehr real, aber auch daher, weil es recht staubig und abgenutzt aussah. Das passte einfach.
Zudem wirkte alles sehr authentisch und nicht von irgendwelchen irdischen Zivilisationen zusammengeklaut. Es hatte alles seinen eigenen, stimmigen Stil.
Das Ganze wurde natürlich von den wirklich sehr guten Spezialeffekten unterstrichen. Man hatte nie bei irgendwelchen Actionsequenzen, wo z.B. John Carter durch die Gegend geschleudert wurde irgendwie das Gefühl gehabt, dass man CGI-Effekte sieht, sondern es kam alles wie aus einem Guss. So muss ein gutgemachter Fantasyfilm aussehen.
Einzig die 3D-Sache war nicht wirklich nötig gewesen, aber wann ist sie das schon mal.
Die Story
Die Story des Films unterscheidet sich in einigen Punkt von der Buchversion, was aber nicht schlecht ist. Bis auf den Aspekt des "neunten Strahls", der nie erklärt wird, fand ich die Story wie sie war gut. Nichts weltbewegendes, klar, aber es tat auch nicht weh. Sie erfüllte ihren Zweck, um den Schauwert von einer Szene zur Nächsten zusammenzufügen, ohne dabei vollkommen blödsinnige Ideen und Aspekte hineinzuverwursten. Ich sage da nur mal Midichloreaner. *hust*
Schauspieler
Die schauspielerische Leistung war dem Film angemessen gut. Jeder hat sehr gut in seine Rolle gepasst und wirkte keineswegs deplatziert. Taylor Kitsch gab einen guten John Carter ab und Lynn Collins als Dejah Thoris war auch sehr ansehnlich. Die wirklichen Abräumer aber waren die digitalen Kollegen. Die Tharks und Woola, das hundeartige Echsendings, waren einfach auf ihre besondere Art und Weise grandious und komisch ohne lächerlich zu wirken.
Fazit
"John Carter" ist einfach das, was man erwarten kann: Ein perfekter und fantastischer Film zur Flucht aus der Realität - in seinem Fall so gar im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist ein klassischer Sword & Planet/Planetary Romance-Film, wie es leider heutzutage viel zu wenige gibt und es gerne viel mehr geben dürfte. Wer also keine Lust hat auf ewige Kinderbuch- oder Superheldencomicverfilmungen und einfach mal wieder für 2 Stunden köstlich amüsiert und unterhalten werden möchte, der liegt mit "John Carter" absolut richtig.
Liebes Hollywood! Bitte mehr davon! Danke!
9,5/10 frischgeschlüpfte Tharkbabys