Als ich damals den ersten Trailer von "Lone Ranger" sah, habe ich mir große Hoffnungen auf ein Meisterwerk der Bruckheimer/Verbinski-Schmiede gemacht. Die schlechten Einspielergebnisse und die harten Kritiken haben mich dann überraschenderweise etwas abgeschreckt. Dennoch wollte ich mir ein eigenes Bild machen und ging heute zum offiziellen Kinostart in den Film. Nun kann ich einige Kritiken nachvollziehen...
Die Story ist so ziemlich einfach: Ein Schurke soll gehängt werden. Der Schurke wird befreit. Eine Gruppe Ranger wird geschickt, um den Schurken wieder einzufangen. Die Ranger geraten in einen Hinterhalt. Der Bruder eines der getöteten Ranger (Armie Hammer) überlebt. Der Überlebende, ein pazifistischer Anwalt, wird von einem Indianer (Johnny Depp) gerettet und macht sich als "Lone Ranger" mit ihm auf den Weg, um Rache zu verüben.
Was mich an dem Film am meisten gestört hat, ist die überflüssige Rahmenhandlung in einem Museum am Anfang der 30er. Diese passt so gar nicht in den Film und strapaziert nur unnötig die Nerven des Publikums. Sehr viele Szenen wurden auch extrem in die Länge gezogen, sodass man im Kino des Öfteren seinen Kopf aufstützen muss und darauf wartet, dass die Szene endlich ein Ende nimmt. Außerdem gibt es viele Figuren, die ebenfalls ziemlich sinnfrei erscheinen. Dazu gehört zum Beispiel die Rolle von Helena Bonham Carter, welche gefühlt nur 2-mal im Film erscheint und auch genauso schnell wieder verschwindet. Die meisten anderen Figuren, bis auf die beiden Hauptdarsteller, sind ziemlich klischeehaft und irgendwie "normal".
Es gibt noch etwas, was bei mir Fragen aufgeworfen hat. Der Film soll familientauglich sein. Der Lone Ranger schafft es immer, seinen Feind nicht direkt zu töten, sondern aus jeglicher Entfernung die Pistole des Gegenspielers aus der Hand zu schießen. Auch wenn der Blutfaktor relativ gering ist, wird im Film viel gemeuchelt und geschossen. Der Bodycount dürfte dementsprechend hoch sein. Damit passt er nicht mehr so ganz in die Spate "Familienfilm".
Dennoch gibt es auch einige positive Aspekte. Die beiden Hauptdarsteller (Armie Hammer und Johnny Depp) sind ziemlich sympathisch und sorgen definitiv für einige Lacher. Jedoch zünden nicht unbedingt alle Gags, manchmal wird hier und dort auch ein bisschen übertrieben.
Außerdem gelungen sind auch die Actionsequenzen, von denen ich, besonders im Mittelteil, gerne mehr gehabt hätte. Trotzdem ist die Action technisch überragend in Szene gesetzt worden und wurde gekonnt inszeniert. Wobei man hier anmerken muss, dass diese aufwändigen Szenen bei einem solch hohen Budget selbstverständlich sein sollten. Aber sonst auch sind die Kostüme, die Ausstattung, die Kameraarbeit und die Musik (von Hans Zimmer) rundum gut gelungen.
Fazit: Ein Film mit gutem Ansatz und leider verschenktem Potenzial. Die Story ist dünn, die Charaktere sind größtenteils stereotypisch und es gibt überflüssige Szenen, welche den Film sinnlos in die Länge ziehen. Auf der anderen Seite sind die wenigen Actionsequenzen, die gute Kameraarbeit und das tolle Setting durchaus gelungen. Am Ende bleibt leider nur ein durchschnittlicher Western-Mix zurück.