Walt Kowalski (Clint Eastwood) ist ein ehemaliger Vietnam Veteran, der in Einsamkeit lebt: Seine Kinder sind nicht sonderlich an ihm interessiert und auch die Enkelin hat es nur darauf abgesehen, sein Hab und Gut zu bekommen, wenn er irgendwann mal diese Welt verlässt. Zu allem Ãberfluss ziehen Koreaner direkt neben seinem Haus ein. Anfänglich steht er ihnen mit Verachtung gegenüber, mit der Zeit jedoch entwickelt sich eine immer innigere Freundschaft zwischen ihm und der koreanischen Familie. Besonders den jungen Thao (Bee Vang) hat er in sein Herz geschlossen.
Als er letztendlich erfährt, dass dieser groÃe Probleme mit einer Jugendgang hat, beschlieÃt er zu helfen.
Ãber Clint Eastwoods Regiearbeit lässt sich streiten. "Million Dollar Baby" beherrschte es zwar, im Zuschauer die tiefsten Gefühle der Trauer hervorzurufen, scheiterte aber letztendlich daran, dass der Eindruck entstand, man wolle mit aller Gewalt auf die Tränendrüse drücken, ohne dabei die Rücksicht auf reale Gegebenheiten zu nehmen. So wirkte dieser Film eher surreal dramatisch, statt mitgreifend real.
"Gran Torino" hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wenn auch auf einer anderen Ebene. Auch hier wirkt das Geschehen teils sehr konstruiert und nicht unbedingt realitätsnah: Während man Walt in den ersten Filmminuten als jemanden kennenlernt, der Koreaner über alles hasst, so lässt er sich einige Minuten später dann schon völlig unverständlich zu einer Grillparty mit seinen neuen Nachbarn überreden. Von dem anfänglichen Hass, der dem Zuschauer suggeriert wurde, bleibt hier schlichtweg nichts. Da der Film jedoch auf dem Wandel des Hauptprotagonisten aufbaut und anhand dieses Sachverhaltes sein Storygerüst aufbaut, lässt sich dieser Punkt schon als schwerwiegender filmischer Fehler ansehen - gerade weil die realitätsnahe Zeichnung der Charaktere in Dramen obligatorisch ist, um den Zuschauer zum Mitfühlen zu bewegen. So kommt in manchen Szenen dann unverständlicherweise auch wieder ein Hassgefühl gegen dieses Volk auf, was wiederum unverständlich ist. Der Charakter Eastwoods hätte hier deutlich mehr Feinschliff vertragen können. So ist leider das ansich doch dramatische Ende leider kein wirklich dramatisch, so wird die Entscheidung Walt's sich den Problemen des Jungen anzunehmen nicht von emotionalen Pfeilern getragen. Diese Inkonsequenz kostet dem Film einiges an seinem ansich hochkarätigen Potential. Und dies ist absolut vorhanden, genauer gesagt, ist die o.g. Schwäche eigentlich auch die einzige.
Clint Eastwood spielt mit seinen damals 78 (!!) Jahren die Rolle des gezeichneten Kriegsveteranen perfekt, auch die sonstigen Schauspieler bieten gute Leistungen, einzig Bee Vang schwächelt ab und an. Die Story, die erzählt wird, lässt den Zuschauer so schnell nicht mehr los, auch wenn eigentlich gar nicht so viel passiert. Gerade der Kontrast, wie die Hauptfigur mit seiner eigenen Familie, die sich ihm gegenüber eher abweisend verhält, umgeht und letztendlich mit der Koreanischen, die er eigentlich hassen sollte. Die vielen kleinen Momente, die Eastwood hier schafft, sind schlichtweg grandios und versprühen unglaublich viel Menschlichkeit ohne dabei kitschig oder übertrieben zu wirken. Löblich ist auch, dass das ACHTUNG KLEINER SPOILER!!! dramatische Ende nicht übertrieben stark ausgekostet wird SPOILER ENDE.
Fazit: "Gran Torino" beweist, dass Eastwood das Händchen für gute Filme hat. Wären da nicht die Schwächen in der Charakterzeichnung könnte man locker einen oder zwei Punkte mehr draufsatteln. Nichtsdestotrotz sollte man sich diesen Film nicht entgehen lassen.