Zuerst möchte etwas zu den anderen Kritiken sagen: Sowohl die Pressekritiken als auch die der Leser umfassen die komplette Bewertungsskala von 1 bis 10, was man nicht so oft erlebt. Angesichts der jetzt schon 130 vorhandenen Kritiken und der 3,0 Mio Kinobesucher kann man sagen, dass der Film viele Leute erreicht und bewegt. Also hat der Film schon sein Ziel irgendwo erreicht...
Nur kann ich besten Willens nicht verstehen, wie Leute dem Film eine 1/10 oder eine 10/10 geben können. Beides sind Extrembewertungen, denen es an jeglicher Objektivität mangelt.
Nun versuch ich mich mal an einer möglichst objektiven Bewertung: Der Film steigt für mich etwas zu schnell in die Thematik ein. Der Maya-Kalender wird nur als Steigbügelhalter für die weitere Story benutzt. Eben so als ob man irgendwie einen Grund für alles später kommende haben muss. Auch die physikalisch unrealistische Erklärung, dass Neutrinos den Erdkern dermaßen erhitzen, macht es nicht besser. Zwar wechselwirken Neutrinos tatsächlich mit dem Erdkern und möglicherweise führt dies sogar dazu, dass die Erde, wie man beobachtet, jährlich im Radius um 20 cm wächst und daher die Erdrotation abnimmt (also ein Tag jedes Jahr um einige Zehntelsekunden länger dauert) und die Kontinentalplatten mit einer Geschwindigkeit von paar Centimetern pro Jahr driften, aber kann eine erhöhte Sonnenaktivität (die seit Anbeginn der Zeit zyklisch variiert) und damit auch ein höherer Neutrinofluss Richtung Erde innerhalb von 3 Jahren nicht solche Folgen haben!!! Die Hintergrundstory ist deshalb schon dürftig und pseudowissenschaftlich (aber nicht so schlimm wie bei "The Core"^^). Man hätte sich ruhig am Maya-Kalender orientieren können, dann aber doch mit mehr Tiefgang.
Nach dieser Sequenz werden einige der Hauptcharaktere des Films dargestellt. Dreh- und Angelpunkt ist zum einen Jackson Curtis (John Cusack), der mit seinen beiden Kindern, seiner Ex-Frau und deren neuem Ehemann mitten im Chaos steckt und zum anderen Adrian Helmsley, der als wisseschaftlicher Berater und Mitentdecker der Veränderungen im Erdkern im Weißen Haus aktiv ist und auch die "Rettung der Menschheit" organisiert. Man hat so gesehen zwei Handlungsstränge, die am Ende zusammengefügt werden. Die schauspielerische Leistung Cusacks ist ansprechend und wertet den Film vor allem zu Beginn sehr auf. Die Person Helmsley ist auch sehr gut getroffen. Die anderen Charaktere werden ordentlich geschauspielert (die "komödiantischen" Szenen sind eher grenzwertig, was den Humor betrifft). Die zwischenmenschlichen Beziehungen im Film sind natürlich sehr oberflächlich. Später geht der neue Ehemann drauf, und die ehemals Verheiraten sind dann wieder zusammen (inkl. Kussszene). Das geht zu schnell und ist fehl am Platz. Auch wird später im Film ein russischer Milliardär samt Kinder eingeführt. Die Darstellung der Russen ist typisch amerikanisch. Die Russen werden mehr oder weniger zu Trotteln degradiert. Belustigend wirkt es vll. für das einfach gestrickte amerikanische Publikum, doch hier zu Lande fällt das eher negativ auf.
Die Veränderungen im Erdkern, die zu Vulkanausbrüchen, Verschiebungen der Kontinentalplatten und Tsunamis führen, werden effektvoll visualisiert und vertont. Hier kann man nicht meckern! Eine bessere Darstellung sucht man vergeblich in bisherigen Filmen. Eindeutig technisch und optisch ein vorläufiger Höhepunkt der (Katastrophen-)Filmgeschichte! Da ich den Film im Kino sah, wirken die Effekte besonders stark, vor dem TV beeindruckt das möglicherweise weniger und kann dann zu einer schlechteren Gesamtbewertung führen.
2012 hat Überlänge, was unnötig ist. Nach spannenden 130 Minuten plätschert der Film dann etwas vor sich hin, und man wartet schon langsam auf das Ende (das natürlich typisch Emmerich ist). Die Szenen in der Hydraulikkammer der Arche wirken langwierig und wirklich unnötig. Den kompletten Teil hätte man sich sparen können (und damit verbunden auch den Tod des neuen Ehemannes). Gestört haben mich auch einige Szenen, die sich quasi wiederholt haben. Da wären die Flugzeugszenen. Die erste Szene mit dem Sportflugzeug war beeindruckend, wurde dann aber in ähnlicher Form (bei Ausbruch des Supervulkans) praktisch wiederholt. Später das gleiche nochmal mit der Antonow 500. Hier besteht auch Kürzungspotenzial. Alles in allem könnte man sicher 30 Minuten kürzen, und dabei versuchen zu Beginn die Hintergrundstory auszubauen. Würde man dann noch eine etwas bessere Charakterzeichnung hinkriegen, wäre ein oscarverdächtiger Film herausgesprungen. So jedoch handelt es sich "nur" um einen insgesamt soliden Film. Wer bisher Gefallen an Emmerich- oder Katatrophenfilmen gefunden hat, wird auch hier auf seine Kosten kommen (vor allem im Kino). Alle anderen sollten nicht zu hohe Erwartungen mitbringen oder ganz auf den Film zu verzichten.