Das Schicksal war mir nicht wohl gesonnen heute. Ich bin im Kino, freue mich auf "2012" und dann sind da ein paar nervige Jugendliche, die Krach gemacht haben. Dem nicht genug kommt auch noch ein älterer Herr zu mir und meint, ich solle mein Popcorn nicht so laut essen (er hat es unnetter ausgedrückt). Nun ja, aber sobald die Zerstörungsorgien dann losgingen, war das alles vergessen und man konzentrierte sich auf den Film. Emmerichs "2012" ist insgesamt ein guter Film, der aber einige Probleme mit sich bringt.
Zu allererst sollen da die Charaktere genannt werden. Immer wieder hatte Emmerich damit Probleme, doch hier wird das Ganze auf die Spitze getrieben. Die Hauptfiguren wirken derart belanglos und sind so 08/15, dass es teilweise schon nervt. Dazu gesellen sich stumpfe Dialoge und das bringt einfach das Problem, dass man nicht richtig mit den agierenden Personen mitfiebern kann und gerade das wäre sehr wichtig gewesen.
Dabei hat "2012" tolle Darsteller am Start, die aber allesamt ihr Potenzial nicht ausspielen können. Am schlimmsten hat es wohl John Cusack getroffen. Ich mag diesen Schauspieler, doch er kann den Zuschauer mit seinem dünnen Charakter nicht erreichen. Das gleiche Schicksal erfahren Amanda Peet und Danny Glover, welche ich auch sehr mag. Oliver Platt kann da noch am meisten überzeugen. Woody Harrelson hat eine kleine, überdrehte Rolle, in der er aber leider nicht so recht überzeugen kann.
Daneben bietet der Film eine überkorrekte politische Botschaft und auch hier badet "2012" wieder in Klischees. Das Ganze wirkt einfach triefend pathetisch und arg konstruiert. Die ganze Geschichte ist sowieso ziemlich vorhersehbar und auch nicht besonders logisch.
So, nun aber genug gemeckert, denn "2012" bietet auch einige positive Aspekte. Da wären an erster Stelle natürlich die wahnsinnigen Special Effects, die einen enorm hohen Schauwert haben. Die Erdbeben, der Vulkanausbruch und die Tsunamis sehen so richtig toll aus und lassen einen staunen. Hier stört es nicht mal, dass man stellenweise sieht, dass es aus dem Computer stammt.
Daneben ist die Inszenierung auch sehr gut geworden. Was Umweltkatastrophen betrifft, so hat es Herr Emmerich einfach drauf, dies treffend in Szene zu setzen. Das zählt zu seinen Stärken und hier hat er sich wirklich ausgetobt. Die Atmosphäre ist teilweise auch etwas düsterer, aber nie wirklich hoffnungslos. Das Happy End war mir etwas zu rührselig, aber inwiefern man überhaupt von einem Happy End reden kann, ist fraglich.
Bei knapp über zweiennhalb Stunden bietet "2012" ein paar Längen. Diese treten immer dann auf, wenn nicht die Effekte, sondern die Figuren in den Vordergrund treten. Trotzdem hat der Film für seine lange Laufzeit einen guten Unterhaltunsgwert und bevor es so richtig langweilig werden kann, gibt es auch schon wieder tolle Effekte zu bestaunen. Der Score zu alle dem ist nichts Besonderes, aber passend.
Fazit: "2012" ist bombastisch und atemberaubend. Wer "Transformers" als eine Zerstörungsorgie ansieht, der wird hier noch mehr staunen. Leider sind Effekte aber nicht alles. Mit tiefgründigeren Figuren, einer ausgeklügelteren Story und auch besseren Dialogen hätte Emmerich hier einen Geniestreich abliefern können. So bleibt einfach nur gewaltiges Unterhaltungskino, welches seinen Zweck erfüllt. Trotzdem zumindest für alle Katastrophenfans uneingeschränkt zu empfehlen!