Die Welle
Disziplin, Gemeinschaft und Handeln, dass sind die Grundbausteine, auf denen die Diktatur Film die Welle des Regisseurs Dennis Gansel, der auf dem gleichnamigen Buch von Morton Rhue basiert, aufbaut.
SPOILER
Man findet sich in einer Schule irgendwo in Deutschland wieder, in der gerade eine Projektwoche zum Thema Autokratie stattfindet. Am Anfang machen sich die Schüler über das Thema lustig und sind genervt, also ganz normale Reaktionen aus dem Schulalltag. Sie sagen, dass es eine Diktatur heute nicht mehr geben könne. Um ihnen das Gegenteil zu beweisen, startet der Lehrer, Rainer Wenger, ein unverantwortliches Experiment. Er beginnt die Klasse ohne ihr Wissen nach den Regeln Disziplin, Gemeinschaft und Handeln umzuformen. Zuerst profitieren alle Mitglieder der Gemeinschaft, die sich die Welle nennt, doch als es in einer Schwimmhalle zu einer Schlägerei kommt, entschließt sich Lehrer Wenger, das Experiment abzubrechen. Ein Schüler kommt damit nicht klar und es kommt zur Katastrophe. Er verletzt einen Mitschüler und erschießt sich dann selbst. Wenger wird verhaftet.
SPOILER ENDE
Als Hauptcharaktere muss man natürlich zuerst den Lehrer Rainer Wenger nennen, der überzeugend von Jürgen Vogel dargestellt wird. Rainer war früher Hausbesetzer in Berlin und unterrichtet im Ramones Shirt und antiautoritär. Die Schüler vertrauen ihm sehr, worauf er das Experiment sehr gut durchführen kann. Er merkt jedoch nicht, wie ihm die Kontrolle abhanden kommt und er selber zum Diktator wird. Erst als seine Frau ihn verlässt und Marco sich an ihn wendet und ihm offenbart, was er durch sein Projekt angestellt hat, merkt er es. Er versammelt alle Welle Mitstreiter in der Aula der Schule und zeigt ihnen in einer genial inszenierten Szene, dass ihre Gemeinschaft eine Diktatur ist. Er gibt ihnen den Befehl Marco zu ihm zu bringen, da er ihn als Verräter brandmarkt. Er hat ihnen damit gezeigt, dass sie seinen Befehlen gehorchen.
Der einfach gestrickte Sportler Marco (Max Riemelt), der aus einer zerrütteten Familie kommt, ließ sich gerne von der "Welle" mitreißen, da er sich in ihr geborgen fühlt, genauso wie der geplagte Außenseiter Tim (erschreckend gut: Frederick Lau) der aus reichen Elternhause kommt, dass sich aber nicht für ihn interessiert. In der Welle merken beide, dass sie dort gebraucht und anerkannt werden, vor allem Tim. In der Gruppe hat er endlich Ideale, wie Lehrer Wenger, und er wird gegen andere verteidigt. Als Rainer das Experiment in der Aula nach den oben genannten Geschehnissen abbrechen will, bricht führ den manipulierten und belogenen Jungen eine Welt zusammen. Er sieht keinen Sinn mehr, nach dem Ende der Welle weiterzuleben, da sie das einzigste war, was ihm je in seinem Leben etwas bedeutet hat. Deshalb erschießt er sich.
Jedoch lässt sich Marcos selbstbewusste Freundin Karo(Jennifer Ulrich) nicht von dieser Gruppe mitspülen. In einer etwas überzogenen Aktion, die wahrscheinlich keiner so durchführen würde, verteilt sie zusammen mit einer Freundin, die auch das Projekt aus Protest verlassen hat, Flugblätter.
Ein weiterer Punkt, den man Dennis Gansel hoch anrechnen muss ist, dass er Personen aller sozialen Gruppen in diesem Film unter Dach und Fach gebracht hat. Denn das ist auch ein weiter wichtiger Punkt für die Vorteile, die die Schüler in der Welle sehen. Die Gleichheit: Der Türke, der sich auch so gefühlt hatte, merkt in der Gruppe, dass er endlich angesehen und in der Gesellschaft angekommen ist.
Individualität statt Gruppenzwang, Kritikfähigkeit statt Gleichschaltung werden hier propagiert, wobei der Unterhaltungsfaktor stets hoch bleibt. Dafür sorgen nicht zuletzt ein gut zusammengestellter Soundtrack und Anke (Christiane Paul) als Wengers Ehefrau. Sie erkennt scharfsichtig, wie ihr Mann allmählich zum Faschisten mutiert und meint damit gleichzeitig wohl auch alle anderen Machtmenschen dieser Welt.