Ich bin vor etwa einer Stunde aus dem Film gekommen, daher sind die Eindrücke noch relativ frisch. Allerdings glaube ich kaum, dass irgendetwas mein nahezu ausschließlich positives Bild in nächster Zeit noch ins Wanken bringen kann. Das größte Kompliment, dass ich derzeit machen kann, ist vor allem, wie neu und originell er sich anfühlt. Direkt von der ersten Minute an hat er mich in die Welt von Dune hineingesogen. Es war, als würde ich Zeuge der Geburt eines gewaltigen, neuen Film-Universums werden, das seinem Publikum die Hand reichen und entdeckt werden will.
Man merkt durchaus stark, dass dies lediglich die erste Hälfte des Buches ist. Alles wird in einem langsameren Tempo ausgebaut und man lernt die verschiedenen Parteien und Charaktere erstmal kennen. Als jemand, der weder das Buch noch den Film von 1984 gesehen hat, sage ich: Hätte man das alles nur in der Hälfte der Zeit abgehandelt, stark gekürzt oder beschleunigt, hätten die Geschehnisse im letzten Drittel nicht dieselbe Wirkung gehabt. Die Schlüsselmomente hatten viel mehr Gewicht und ich habe gemerkt, wie ich mich in Paul als Person, vor allem beim Ende, immer mehr hineinversetzen konnte.
Auf visueller Ebene ist dieser Film herausragend und ich habe selten einen gesehen, bei dem das wirkungsvolle Erlebnis so sehr mit der Leinwand verknüpft war. Die Kameraaufnahmen sind einfach wundervoll und ich bekam fast Tränen in den Augen, endlich wieder so hübsche Science-Fiction auf der großen Leinwand zu sehen. Vor allem die Sequenz, in der Haus Atreides nach Arrakis loszieht und ihren Heimatplaneten verlässt, ist absolut episch. Dazu kommt ein Sounddesign, dass die Fähigkeiten des Dolby Atmos-Systems meines Kinos komplett ausreizt. Es war absolut perfekt für meinen Geschmack.
Explosionen, die Sandwürmer und Raumschiffe waren angemessen laut, währenddessen gehen aber kleine Nuancen nie verloren, alles ist richtig abgemischt und Dialoge immer verständlich. Hans Zimmers Soundtrack donnert derweil in den richtigen Momenten aus allen Lautsprechern und unterstreicht das visuelle Spektakel. Man merkt, dass dies hier eines seiner ambitioniertesten Projekte ist, denn es ist auch einer der experimentellsten Soundtracks dieses Jahres. Es gibt schöne, melancholische Klänge, an anderen Stellen singen Sängerinnen auf der höchsten Stimmlage und manchmal flüstern zischende Stimmen unheilvolle Texte.
Das einzige, große Manko ist, dass der Film endet. Es ist ein Ende, dass untypisch für einen Blockbuster heutzutage ist und den Zuschauer auffordert, die Entwicklung der Charaktere über den Verlauf der Geschichte Revue passieren zu lassen. Wenn man nicht weiß, dass dies wirklich nur die erste Hälfte der Geschichte ist, kann ich nachvollziehen, wenn man am Ende etwas ernüchtert im Abspann sitzt. "Part Two" wird daher einen großen Einfluss darauf haben, wie "Part One" in Zukunft angesehen werden wird. Es gibt keinen Film aktuell, der mehr ein Sequel braucht als Dune. Es wäre ein Verbrechen am Kino, wenn dieses aufgrund niedriger Zuschauerzahlen nie gemacht wird.
9/10