Wo fängt man bei einem Film wie „Dune“ an? Bei einem Epos, auf das ich nur zu lange warten musste. Der Ausgangsstoff „Der Wüstenplanet“ von Frank Herbert empfinde ich als absolut großartig und versprühte beim Lesen pure Freude, da ich mich mit großer Leidenschaft in der Welt von Arrakis verloren habe. Nach dem ersten gescheiterten Versuch von Alejandro Jodorowsky war ich mehr als enttäuscht von der ersten Verfilmung des Romans, die 1983 unter der Regie von David Lynch in die Kinos kam. Man erkennt dem Film zwar durchaus seine Ambitionen an, dennoch krankte es an zu vielen Stellen, zuletzt auch an der viel zu kurzen Laufzeit, die dem opulenten Wälzer nicht einmal ansatzweise gerecht wird. Nun steht Denis Villeneuve Lynch in nichts nach und auch er hat sich in den letzten Jahren seine Lorbeeren mehr als verdient, doch würde das Projekt nun endlich gelingen? Ein ganz klares Ja! Und wie!
Kurz zum Inhalt: Der Film handelt vom Wüstenplaneten Arrakis, der auch unter dem Namen Dune bekannt ist. Dort wird eine wertvolle Droge abgebaut, das Spice, welches die Raumfahrergilde benötigt. Das Haus Atreidis löst dort im Namen des Padischah-Imperators die Harkonnen ab und soll über den Planeten regieren. Währenddessen plagen den Sohn des Herzogs, Paul, immer wieder Träume und Visionen, die ihn womöglich zu höherem berufen.
Man merkt dem Film an, dass „Dune“ ein Herzensprojekt von Denis Villeneuve ist. Der Kanadier hat sich nicht zu unrecht in den letzten Jahren einen Namen gemacht als Genie hinter Filmen wie „Die Frau, die singt“, „Sicario“, „Arrival“ oder (einem meiner 10 Lieblingsfilme) „Blade Runner 2049“. Villeneuve ist ein Mann mit Vision und klarer Handschrift, die er nun zur Blüte ausspielen darf. Den all die Fehler, die einst Lynch machte, sind nun ausgemerzt. Dies beginnt alleine an der Tatsache, dass der Film nur die erste Hälfte des ersten Romans erzählt und dennoch eine stolze Laufzeit von über zweieinhalb Stunden aufweist, die im Kino aber wie im Fluge vergehen. So wird er dem Stoff in vollster Weise gerecht. Dabei schafft es Villeneuve, den Plot zu erzählen und währenddessen die Exposition vernünftig zu verpacken, ohne das diese aus dem Film herausreißt. Gleichzeitig lässt er aber auch vieles noch offen und entmystifiziert nicht zu Beginn das gesamte Universum. So bleiben zum Beispiel der Imperator, oder die Bene Gesserit noch im Hintergrund. Deren Absichten werden zwar schon offenbart, aber noch nicht final geklärt.
Es entstehen ohnehin keinerlei Längen in dem Film und obwohl auch die Aktion sehr gezielt eingesetzt wird, entsteht keine Langeweile. Auch das Problem mit den Gedanken der einzelnen Figuren, die man im Buch sehr genau mitverfolgen kann und im Lynch Film wie ein Fremdkörper wirkten, werden hier besser gelöst. Vereinzelnd gibt es diese, doch diese werden oft Nonverbal gelöst. Darüber hinaus gibt es am Stoff selbst absolut nichts zu meckern. Inhaltlich wird das Werk dem Roman gerecht.
Was mich zum überragenden Cast führt. An diesem ist bereits bemerkenswert, dass jeder einzelne Darsteller sein Ego hinten angestellt hat und sich einzig diesem Kunstwerk hingegeben hat. Den viele Stars haben schlicht nur sehr kleine Rollen, die in der Fortsetzung noch größer werden können. Dennoch ist sich niemand zu schade für seine Rolle. Seien es in Nebenrollen eine Charlotte Rampling (Melancholia) oder ein wundervoll fieser David Dastmalchian (The Suicide Squad). Ein Dave Bautista (Blade Runner 2049), der in seinen kurzen Szenen wiedereinmal beweisen darf, dass er ein großartiger Darsteller sein kann. Javier Bardem (No Country For Old Man) und Zendaya (Spiderman), die ebenfalls noch eher zurückhaltend sind, aber genau so imposant. Oder ein Josh Brolin (Sicario) und Jason Momoa (Game Of Thrones), die Beide mit Charme und Charisma überzeugen können. Stellan Skasgard (Verblendung) hingegeben gibt einen wundervoll, widerlichen, wie grausamen Baron Harkonnen, während Oscar Isaac (Ex_Machina) als Edler Herzog Leto perfekt besetzt ist. Herzstück des Films sind aber ganz klar Timothée Chalamet und Rebecca Ferguson, die beide eine unglaubliche Leistung abliefern. Chalamet, den man spätestens seit seiner überragenden Leistung in „Call Me By Your Name“ zu den besten Jungschauspielern zählen muss, liefert eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Mit vielen Nuancen liefert er einen melancholischen, immer leicht depressiven Messias. Dabei passiert in seiner Mimik und Gestik einfach unglaublich viel. Gleiches gilt für „Mission Impossible“ Star Rebecca Ferguson, die als Lady Jessica, die beste Leistung ihrer Karriere gibt und auch ein heimlicher Star des Films ist.
Und dann gibt es noch die Handarbeit. Beginnend bei dem Kostümen, die herausragend aussehen, bis hin zu den gigantischen Sets. Diese monumentalen Bauten lassen diese großen Stars winzig wirken und fressen die Leinwand wortwörtlich auf. Die viele Handarbeit macht sich hier auch bemerkbar. Jedes einzelne Bild wirkt wie ein Gemälde und die Kameraarbeit von Greig Fraser ist atemberaubend. Diese Bauten und Bilder sind auch der perfekte Beweis dafür dass Filme das Kino nötig haben und das ein solches Epos auch alleine auf die Leinwand gehört. Ich saß mehrfach mit offenem Mund, weiten Augen und einem großen Lachen im Kino, da der Film schlicht erschlagend ist, in seiner optischen Tiefe. Besonders wenn zum ersten Mal der berühmte Shai-Hulud zu sehen ist, ist das nicht nur pure Spannung, es ist an Wucht und Schönheit nicht mehr zu überbieten. Dazu werden die Bilder auch getragen von einem umwerfenden Soundtrack aus der Feder von Hans Zimmer. Dieser schafft hier, neben „Interstellar“ seinen wohl besten Soundtrack, der selbst eine ganz eigene hypnotische Kraft besitzt. Alleine für das Handwerk und die Bilder kann ich jedem Fan und auch Nichtfan von Sciencefiction empfehlen diesen Film zu sehen.
Die Inspiration und der Einfluss von „Dune“, den der Roman im Laufe der Geschichte auf andere Werke hatte, kann man hier im Film sehr schön gespiegelt wieder sehen. Sei es „Star Wars“, „Alien“ oder „Game Of Thrones“. Die Parallelen und die Verweise sind offensichtlich und beweist welchen Einfluss dieses Werk auf die Geschichte hatte. Ich glaube sogar bestätigen zu können, dass Villeneuves „Dune“ nun für die Sciencefiction das ist, was „Der Herr der Ringe“ für die Fantasie war. Zudem wirkt dem Film auch immer noch eine aktuelle Note mit, die sich in er aktuellen Zeit, siehe amerikanische Außenpolitik, widerspiegelt. Hierdurch wirkt der Film auch heute noch wie ein aktuelles Abziehbild der Gesellschaft und obwohl es in einer weiten Zukunft spielt ist eine tagesaktuelle Kritik immer noch vorhanden.
Und das Ende lässt mich nun ebenfalls mit freudigen Erwartungen zurück. Fantastisch getimet, bekommen wir die Fortsetzung quasi schon versprochen und es bleibt auch nur zu hoffen, dass der Film finanziell erfolgreich wird, damit dieses Epos zu Ende erzählt wird. Den uns erwartet ganz offensichtlich noch großes um den versprochenen Kwisatz Haderach!
Kurz: „Dune“ ist genau das geworden was mir versprochen wurde und sogar mehr. Ein Epos, ein Stück filmische Geschichte. Ein möglicher Klassiker. Dank der grandiosen Vorlage von Frank Herbert und dem Genie eines Denis Villeneuve, erwacht durch einen herausragenden Cast, einem betäubenden Score und Bilder größter Schönheit, die Welt von Arrakis zum Leben und zieht mich Tief in den Bann des Shai Hulud. Ein überragendes Meisterwerk, welches uns in der aktuellen Zeit die Notwendigkeit und Magie des Kinos in seiner gesamten Pracht vor Augen führt!