Ich habe ja oft Vorurteile gegenüber dieser Böse-Kinder-Horrorfilme. Oft kommt da auch nichts überdurchschnittliches raus. Als ich den Trailer zu "Orphan" sah, weckte dieser mein Interesse, aber im Kino wollte ich ihn trotzdem nicht sehen. Nun habe ich ihn mir mal angeguckt und ich muss sagen, dass meine Erwartungen getoppt wurden, denn "Orphan" ist ein wirklich spannender und ordentlicher Film.
Die Story scheint am Anfang sehr bekannt. Familie adoptiert ein etwas älteres Kind aus einem Waisenhaus. Danach häufen sich die negativen Geschehnisse und es wird langsam klar, dass mit dem Kind was nicht stimmt. Auch kämpft hier wieder nur eine Person, der man nicht glauben will, gegen den Rest, von dem sie als verrückt abgestempelt wird. Soweit alles bekannt, doch die Auflösung gegen Ende hat dann doch noch eine Überraschung parat, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Was ich gut fand und was man wohl auch verraten darf ist, dass das Mädchen nichts Übernatürliches darstellt. Dies hat man schon so oft gesehen und deshalb stellte das hier mal eine gelungene Abwechslung dar. Die Story hat mir insgesamt also gut gefallen.
Die Darsteller können sich auch allesamt sehen lassen. Vera Farmiga stellt die fürsorgliche Mutter mit psychischen Problemen sehr gut dar und spielt völlig überzeugend. Peter Sarsgaard spielt ihren Ehemann und tut dies auch sehr souverän. Eine kleine Überraschung stellt auf jeden Fall Isabelle Fuhrman dar. Sie spielt das morbide Mädchen wirklich sehr überzeugend und hat mir in ihrer Darstellung sehr gefallen. Auch der Rest der Beserzung spielt ordentlich. Die Hauptcharaktere haben genug Tiefgang für einen Horrorfilm. Was mich etwas störte war, dass John ziemlich naiv war und nicht wirklich glaubwürdig agiert hat. Aber das muss hier leider sein, denn sonst würde der Film nicht funktionieren. Das Konfliktpotenzial zwischen der trockenen Alkoholikern, der man nicht glauben will und ihrem Mann wurde auf jeden Fall gut genutzt und bringt zusätzlich Spannung mit ins Geschehen.
Die Inszenierung ist zwar nicht perfekt, kann sich aber sehen lassen. "Orphan" ist ziemlich ruhig aufgemacht und hält sein langsames Tempo auch überwiegend durch. So lässt man sich viel Zeit für die Geschehnisse. Esther wird als liebes Mädchen eingeführt, bleibt dieses auch ein paar Momente, doch langsam aber sicher bahnt sich dann etwas an. Auch hier lässt sich der Film dann noch Zeit, bis es dann zur Auflösung und zum Finale kommt. Hier bekommt "Orphan" dann doch noch etwas Tempo, aber alles in einem ist der ruhige Stil durchaus gelungen. Das Finale ist dann auch etwas zu lang geraten, was aber nicht weiter stört.
Die Atmosphäre ist sehr gut. Am Anfang wirkt alles sehr friedlich und man könnte fast denken, man hat hier einen Familienfilm vor sich. Die Harmonie wurde gut umgesetzt. Doch als Zuschauer weiß man natürlich, dass es nicht lange gut gehen wird und so herrscht dauernd eine unterschwellige Spannung. Diese explodiert dann am Ende auch und ich muss sagen, dass "Orphan" ein ziemlich spannender Film ist. So ergibt sich auch ein ordentlicher Unterhaltungsfaktor. Die teilweise beklemmende Atmosphäre unterstützt diesen noch.
Wirklich brutal ist "Orphan" nicht, denn es gibt nur wenige blutige Szenen, doch die Freigabe ab 16 Jahren ist trotzdem berechtigt. Die wenigen Effekte sind allesamt gelungen. Begleitet wird das Treiben von einem Score, der für mich nichts Besonderes darstellte, aber ganz gut passte.
Fazit: "Orphan" ist auf jeden Fall mal ein anderer Evil-Child-Horrorfilm. Die Auflösung ist gelungen, unvorhersehbar und dies täuscht dann auch über ein paar Logikfehler hinweg. Ansonsten unterhält "Orphan" einfach sehr gut, weil er spannend ist. Für mich eine echte Überraschung und ich kann diesen Film jeden der Filme mit bösen Kindern mag empfehlen!