Haben Sie schon einmal versucht 120 Minuten nichts, aber auch absolut gar nichts Sinnvolles zu tun? Nein? Und Sie können sich auch nicht vorstellen, dass das irgendwie möglich ist, zumal nicht als das Produkt mehrerer Hundert Millionen Euro teurer Arbeit? Nun, dann haben Sie diesen "Film" noch nicht gesehen. Einen von der Sorte, bei der sich sofort meine persönliche Stand-by-Funktion einschaltet.
Es ist die Apokalypse des Popcornkinos, ein Schlag tief unter die Gürtellinie des Erträglichen, oder auch ein "visuell aufgeputschtes Einschlafmittel mit Langzeitwirkung", stinklangweilig, seelenlos, überlang - "Transformers 2 - Die Rache". Eigentlich seltsam; man sollte doch meinen: wer den Vorgänger gesehen hat weiß was ihn erwartet. Die Kombination aus Michael Bay und Spielzeugen im Mittelpunkt eines Films sollte doch jedes Anspruchsdenken im Keim ersticken. Tja, eigentlich, uneigentlich ist dieser Humbug nämlich einfach nur ein schwacher Abklatsch des in meinen Augen durchaus gelungenen ersten Teils. Eine typische Fortsetzung... man hat einfach zu viel gewollt. Sicher, eine weitestgehend sinnentleerte Story überrascht hier wohl kaum jemanden, aber ein Film wird nicht besser, nur weil man einfach noch mehr Spezialeffekte, noch mehr Patriotismus, noch mehr (und vor allem natürlich noch mächtigere) Feinde und noch mehr dümmlichen Humor hineinpackt. Ja, die Spezialeffekte sind (für sich genommen) beeindruckend, technisch einwandfrei, aber sie entbehren jeglicher Ästhetik, sie haben keinen Ausdruck, keinen Sinn, sie sind einfach nur da. "Ohne eine Story ist ein Special Effect eine ziemlich langeilige Angelegenheit.", sagte schon George Lucas (!), ja derselbe Lucas, der die viel gescholtenen Prequels erschuf. Und ich muss erwidern: Falsch. Auch als visuelles Erlebnis kann ein Film funktionieren, oder er kann durch einen oder mehrere sympathische Charaktere über eine maue Story hinwegtäuschen... aber nichts von alldem kann dieser Film; könnte man sich nicht so gut darüber lustig machen, es wäre zum Heulen, hier stimmt einfach nichts...
Zur Verteidigung des Films sei aber auch gesagt, dass ich ihn mir eher um der Freunde Willen mit denen ich ihn mir einverleibte, angesehen habe und weniger wegen des speziellen Werkes. Und so ist es ein Segen, dass Michael Bay die Meinung seiner (kritischen) Zuschauer nicht interessiert - er wäre am Ende. Nun habe ich schon mehrfach auf den Plot eingedroschen und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich kaum einer Szene entsinnen kann, so eindrücklich war der Streifen... alles gleicht irgendwie einer Schatzsuche. Die komplette Handlung ist stets kompliziert, aber nie komplex, beherbergt gerade im ersten Teil massig Längen, die den 6448 Kilometern des Amazonas spotten, wirkt dürftig zusammengezimmert um ein Alibi für den nächsten Krachbumm-Effekt vorweisen zu können, hangelt sich zwischen konfusen Ortswechseln und peinlichen Höhepunkten (absolut überflüssige Eltern, rammelnde Hunde...) zum großen Finale, wo es kracht und scheppert bis ich vollkommen der Überblick verlor und nicht mehr wusste wer jetzt auf wen schießt, überall explodieren Dinge... ein Alptraum.
Anyway, ich habe ja nun schon mehrfach behauptet dem Plot keine große Beachtung zu schenken und kann und will den Film auch nicht aufgrund seiner Stumpfsinnigkeit beurteilen (Ich kann hier nun eine Aufzählung starten; doch die Quintessenz ist wieder die obige). Nein, schlimmer als alles andere wiegt folgendes: DIESER FILM IST EINFACH STINKLANGWEILIG, denn wirklich nichts passt zusammen.
Beispiel: die Charaktere. Es gibt Filme mit polarisierenden Charakteren, Figuren die man inbrünstig lieben oder "hassen" kann; es gibt Filme mit unglaubwürdigen Charakteren, denen man ihr Handeln nicht abkauft... und es gibt diesen Film, dessen menschliche Protagonisten die Bezeichnung kaum verdienen. Abgesehen vom halbwegs "interessanten" Hauptprotagonisten Sam, dessen Darsteller mit dem schönen Namen Shia LeBeouf eine immerhin ordentliche Figur macht (so er denn mal den Mund aufmachen darf) zeichnen sich sämtliche Protagonisten durch derartige Banalität und Belanglosigkeit aus, das ihr Schicksal mich nicht bewegt, nicht interessiert. Wenn sie in Gefahr sind, dann ist es mir "egal" ob sie leben oder sterben. An aller erster Stelle wäre hier wohl Mikaela (Megan Fox) zu nennen, deren Rolle sich schon im ersten Teil auf die eines Blickfangs beschränkte... da hat's aber funktioniert. Hier hingegen... das ist weder schön noch attraktiv, sondern nur noch primitiv und langweilig. Das lästige Dialoge durch wesentlich coolere Soundeffekte ersetzt wurden versteht sich von selbst.
Beispiel: haarsträubende Ideen, fehlender Mumm. "Transformers 2" steckt voller absolut überflüssiger, dämlicher Ideen, sei es ein Decepticon in Menschengestalt, sei es irgendein seltsamer Schlüssel zum Schlüssel einer noch seltsameren Idee, sei es ein enorm blasser Oberbösewicht (wo kommt der denn nun schon wieder her?), dem man kaum mehr fünf Minuten gönnt um seine jämmerlichen Artikulationen über den hilflosen Zuschauer zu ergießen oder einige Maschinen (!), die den schon erwähnten vierbeinigen Paarungsmaschinen nacheifern. Himmel, was soll das alles.
Beispiel: Verhältnis von Machart und Länge des Films. Gefühlte fünf Stunden dauert die ganze Scharande an. Warum? Maximal anderthalb Stunden hätten vollkommen ausgereicht, das hätte das Ganze verdichtet und vielleicht noch in die Erträglichkeit hochgehievt. Aber nein, stattdessen wird man zuerst mit einer nahezu ereignislosen ersten Hälfte und dann mit einem Finale gequält, dass in der Tat den Höhepunkt des Machwerks darstellt... in negativer Hinsicht natürlich. Nervtötende Explosionen, umherfliegende Trümmer (oder sind das Transformers, ich weiß es nicht, alles ist so nah, so wirr, so grauenhaft) und dann eilt die US-Army zur heldenhafter Rettung aus schier auswegsloser Lage herbei - melde mich zum Dienst, SIR!!!! *sabber*. Sinnentleertes Patriotismusgebrabbel schießt sich an und mein nervöser Blick wandert zur Uhr - wie lange denn noch... in einer Artikulation zusammengefasst: GÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHN (oder wahlweise schnarrrch).
Beispiel: Humor: War der Humor im ersten Teil noch primitiv aber immerhin lustig, so ist hier nunmehr nur noch das Bemühen nicht aber das Ergebnis zu bestaunen.
Last but not least... der ganze verdammte Rest. Die Effekte (s.o), der eigentlich gar nicht so schlechte Soundtrack, der aber auch nichts mehr zu retten vermag, die vollkommen wüste Schnittfolge, ganz zu schweigen von den pazifikgroßen Logiklöchern, der schamlosen Propaganda, den talentfreien Nebendarstellern... erschreckend, mehr als erschreckend.
Es empfiehlt sich ein Buch zur Hand zu nehmen und zu lesen, während das beruhigende Hintergrundrauschen des Films" wie das eines Flusses die Nerven entspannt. Ansonsten existiert dieser Film lediglich um seiner selbst willen. Trotz millionenschwerer Effekte ist er letzten Endes nicht mal beeindruckend... höchstens beeindruckend schlecht.
Fazit:
El katastroph totale.