Wer erinnert sich an den Film Zoolander von und mit Ben Stiller? In diesem Film zeigt das männlich Supermodel Zoolander seine, wie er es nennt, "Looks" mit denen er sich auf dem Catwalk präsentiert. Jedes mal wenn er sich der Kamera zuwendet sieht man das gleiche Gesicht mal vielleicht in kleinsten Nuancen unterschiedlich aber kaum merkbar und vor allem immer Zoolander. So in der Art sehe ich Til Schweiger, der sich entweder als knallharter deutscher Actionheld gibt oder versucht eben dieses Bild in diversen Komödien mit oder ohne dem Adjektiv romantisch zu variieren. Aber Macho bleibt Macho oder eben Look bleibt Look und das seit Manta, Manta (und der war nicht mal so schlecht). Er wird niemals den Faust oder Hamlet interpretieren, aber ich denke das ist auch nicht wirklich sein Ziel. Er hat Kino und seine Postion darin schlichtweg als das erkannt was es schon immer war und ist: als Lieferant von Unterhaltung und als Industrie die Geld verdienen will. Das spricht aber nicht gegen ihn oder den Film.
Was dagegen spricht ist der Film selbst. Ich habe wirklich nichts gegen Frauenfilme. Im Gegenteil, Ich finde manche wie z.B. Schlaflos in Seattle von Nora Ephron so ziemlich als das Beste was es an Unterhaltung gibt (Unvergessen wie darin Männer über den Film "Das dreckige Dutzend" weinen). Aber die guten dieser Filme sind die, in denen auch das Handwerkliche wirklich gut ausgeführt ist. Welche Gründe gibt es den ganzen Film in Sepia zu tauchen. In der Werbung werden diese Art der Bilder bewusst dazu eingesetzt um ohne eine zusätzliche weitere Aktion das Gefühl von Wärme beim Zuschauer hervorzurufen. Warum wurde die - abgesehen davon gute - Filmmusik so derart in den Vordergrund gestellt das manchmal, der Dialog der eigentlich damit unterlegt werden sollte, kaum verständlich ist. Ist das aus Gründen der besseren Vermarktung der CD zum Film? Warum gibt es derart harte, rasche und machmal einfallslose Schnitte bei den Dialogen (Schuss, Gegenschuss). Da hat man schon bessere Variationen derartiger Zweiergespräche mit Kamerafahrten, Totalen oder ähnlichem gesehen. Beispiele gibt es davor genug in der Filmgeschichte. Warum hat die Story so viele Ähnlichkeiten mit deutschen Komödien aus den dreißiger und fünfziger Jahren? Erfolgreicher Celebrityjournalist a la Baby Schimmerlos wird Kindergärtner und gibt aus Liebe seine durchgestylte Luxuswohnung und seinen Super-SUV, die sich ein Kindergärtner nicht leisten kann, auf. Der Durchbruch durch eine Glasscheibe aus fünfzehn Meter Höhe bleibt ohne gesundheitlichen Folgen usw. Heinz Erhardt lässt grüssen. Das Einzige das die Story wirklich in der Gegenwart ansiedelt ist ihr offenbar zeitgemäßer Umgang mit dem Thema Sex. Sogar Nora Tschirner hat sich ausgezogen, weil es, wie es so schön heisst, die Rolle verlangte, was aber nicht wirklich notwendig war. Ein bisschen mehr Realismus neben dem Bett hätte dem Film wirklich gut getan und ist einer wirklich guten Komödie durchaus nicht abträglich. Ganz (oder) und gar nicht.
Aber man kann offenbar nicht alles haben. Nicht alles muss rund sein. Der Film ist ein erfolgreicher Blender der seinen Erfolg in erster Linie seinen wirklich durch und durch sympathischen Mitwirkenden verdankt, allen voran die Töchter von Til Schweiger. Kinder wie sie schon der Fotograf Ross Feltus zeigte oder wie sie gerne in Werbefilmen gezeigt werden. Naturaufnahmen aus der Berliner Umgebung mit fröhlichen Kindergartenkindern in warmen Brauntönen. Nora Tschirner ist Nora Tschirner, Til bleibt Til und Rick Kavanian versucht sich wieder mal im Wienerischen (österreichischen Dialekt gibt es nicht!) was er sich hätte von Nina Proll (Nordrand, Komm, süsser Tod) die ja auch und sogar mit ihm in einer Szene spielt zeigen hätte lassen können. Schauspielerische Leistungen sollten hier besser nicht in den Himmel gehoben werden, denn hier haben sich ein paar Freunde getroffen die nebenbei einen erfolgreichen Film gemacht haben und alle haben sich lieb. Fast so wie damals als deutsche Komödien noch am Wolfgangsee oder auf Mallorca gedreht wurden um gleichzeitig eine schöne Zeit zu verbringen. Aber mittlerweile wohnt ja ohnehin jeder aus der Branche der etwas auf sich hält in Berlin, denn Babelsberg entwickelt sich zum europäischen Bollywood und ausserdem schlägt sich das in den Produktionskosten nieder. Man sollte nie vergessen bei einem solchen Projekt geht es nicht um eine Herzensangelegenheit sondern um viel Geld das auch wieder verdient werden muss. Romantik hin oder her. Das ist das was man dieser Produktion leider allzu deutlich anmerkt.
Ich will diesem Film den Erfolg wirklich nicht anneiden aber es würde auch besser gehen das zeigt eigentlich schon das Intro des Films mit Jürgen Vogel (gute Idee und Umsetzung). Es muss wirklich nicht immer Hollywood sein auch das haben schon andere Komödien aus Deutschland oder Österreich durchaus gezeigt. Wirklich gute Unterhaltung ist machbar aber wie sagte schon Karl Valentin: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."