Der am heißesten verfolgte Film des Jahres lautet vermutlich "Marvels The Avengers". Das werden zumindest Comicfreunde und Marvelfans der ganzen Welt zu verlauten haben. Das begehrte Comic – Crossover bescherte aber nicht nur den Kinogängern Nervosität. Regisseur und Drehbuchautor Joss Whedon war eine beinah unmenschliche Bürde aufgelegt, Millionen von sowohl Fans als auch Kritikern gleichzeitig zu begeistern. Aber er meistert das Projekt der Ansammlung von Superhelden, wie sein Kollege Znyder mit den "Watchmen", vom Gesamtergebnis, denn Zynders hochstilisiertes Drama unterscheidet sich von den Avengers skriptmäßig fast um 180 Grad. Die "Avengers" sind entwaffnend ironisch, setzen auf die vollen Ausreizungen ihrer Coolness und ihrer einzigartigen Charakterzeichnungen. Denn obwohl eigentlich jeder der Helden seine Vorgängerfilme hatte, schafft es Whedon nicht nur deren Eigenarten beizubehalten, sondern ihre Personen noch um einige interessante Facetten und Ideen zu erweitern.
Whedon beginnt mit der beinah natlosen Fortsetzung aus den Vorgängerfilmen, dabei wird somit einiges an Vorwissen erfordert. Sowieso sind viele Inhalte wie beispielsweise Loki's Machtobjekt oder die Beziehung zwischen den Götterbrüdern für Neustarter unverständlich. Viele Dinge werden aus den Vorgängerfilmen angekratzt, dennoch sollte man den Film mit Vorkenntnissen sehen, was auch sicher allgemein beherzigt wird, schließlich handelt es sich ja quasi um eine Fortsetzung. Das zeigen viele neuartige Elemente, beispielsweise Starks neuer Turm oder reichlich ausstaffierte Nebenschauplätze, wie die von Hawkeye und Black Widow. Sowieso kommt keiner der Charaktere ernsthaft zu kurz, auch Agent Coulson und Nick Fury werden oft in Szene gesetzt. Die gemächliche Einleitung und der Verzicht auf Bombast schon zu Beginn verleihen dem Film einen ausgezeichneten Start. Somit werden bei der Charakterentwicklung der Helden auch schon mal zwischenmenschliche Töne angeschlagen: Das Team funktioniert nicht von Anfang an, alle (allen voran Tony Stark/Iron Man) arbeiten individuell und egoistisch. Durch einen atmosphärisch, für das Franchise, ungewöhnlichen Clue rund um Agent Coulson und Captain Amerika als Katalysator, indem er sich gleichzeitig als Teamleader und Leitwolf gibt und somit auch seinen durchschnittlichen Erstling locker vergessen macht, findet das Team zu Zusammenhalt. Dieses Prozedere ist nicht unbedingt üblich, hätte das Gesamtprodukt auch in eine Schlacht wie "Transformers 3" führen können, aber Whedon zieht seine Linie durch. Am Hasbro – Klassiker Transformers kommt man dafür in der Endschlacht nicht vorbeit, Loki's Helferlein besitzen doch einige starke Parallelen und eine eher dürftigere Charakterzeichnung, die aber die Gesamtspielzeit auch nur noch unnötig strapaziert hätte. Trotzdem weist die phänonale Enschlacht, die jeden Fan in Ekstase versetzt, einige nette neue Ideen und natürlich die berühmten vier Marvel – Helden in Bestform. Zudem präsentiert Whedon im Abspann, ganz marvel – typisch, einen kommenden Bösewicht für Comicfans als zusätzliches Bonbon. Ganz ehrlich, was will man mehr?
Schauspielerisch voran, bekommt Robert Downey Jr. die meiste Spielzeit, in der er dem Affen gehörig Zucker gibt und seine begrenzte Zeit, aber auch mit neuen, schicken Extras an seiner Rüstung optimal nutzt. Chris Evans bekommt natürlich wie Erwarten die undakbarste Rolle als Amerikas Strahlemann und dadurch irgendwie mein Mitgefühl, dennoch kommt er allmählich in die Rolle als Chef der "Avengers". Dankbarerweise ermöglicht Whedon ihm gute Auftritte und die Möglichkeit die Seriösität seines Kostüms in Frage zu stellen. Mark Ruffalo macht aus dem bereits dritten Hulk-Versuch, trotz Limitierungen das Beste und überzeugt als nervöses Genie mit psychischer und physischer Instabilität. Chris Hemsworth als Thor gibt sich zunächst zurückhaltend, was aber zu seinem Charakter passt und gerät durch "Hammer und Wort" trotzdem nie in Vergessenheit. Der Rest des Shield-Casts, darunter Black Widow, Hawkeye, Nick Fury usw. bekommt insgesamt mehr Spielzeit und weiß diese mit neuen Facetten auch zu nutzen. Tom Hiddelston als Loki ist zwar ein weitgehend eindimensionaler Bösewicht, aber mit sowohl überheblicher Tragik als auch galantem Witz ist er der passende und nicht unbedingt typische Antagonist. Was übrig bleibt, ist mal wieder die Frage, ob man die dritte Dimension unbedingt benötigt. Nein, denn die Tricks sind auch so atemberaubend, aber es schadet auch nicht wirklich und gibt dem Film in den Kampfszenen natürlich noch mehr Intensität. Alles in allem macht Regisseur Joss Whedon eigentlich nichts falsch und überrascht sowohl Fans als auch Kritiker auf der ganzen Welt. Er nutzt seine großartige Chance und sein Comic – Crossover ist zudem auch noch ein tolles Bewerbungsschreiben für eine Fortsetzung und weitere Projekte im Blockbustergenre. Denn, auch ohne Drehbuchtiefe, dieser Film wird im subjektiven Sinne vieler zum Meisterwerk und absoluten Kultklassiker.