Die Filmlandschaft durchläuft immer wieder wechselnde Zyklen. So waren die 1980iger Jahre das Jahrzehnt der handgemachten Action. Bruce Willis wütete in Wolkenkratzern, Arnold Schwarzenegger im Urwald und Sylvester Stalone in Afghanistan. Der neue Zyklus, der des neuen Milleniums, ist das Happening der Superhelden. In den letzten Jahren gaben sich die X-Men, Spider-Man, Batman und viele mehr gegenseitig die Klinke in die Hand. Es waren in sich abgeschlossene, eigene Filmuniversen ... bis Marvel einen Plan schmiedete. Alles begann mit Iron-Man im Jahr 2008. Viele hatten lediglich ein gönnerhaftes Schmunzeln übrig, als Robert Downey Jr. (der zuvor überwiegend durch Drogenprobleme auffiel, nach seinem Erfolg mit der Chaplin Biografie) als Tony Stark bekannt gegeben wurde. Heute kann sich das keiner mehr vorstellen. Downey Jr. IST Iron-Man. Das wirklich entscheidende war jedoch die Szene im Abspann. Dort enthüllte Nick Fury (Samuel L. Jackson) Tony Stark, dass es noch andere Helden gibt und ob er Interesse an der Rächer Initiative hätte. Der Rest ist Geschichte. Es erschienen vier weitere Filme. Einer richtete den Fokus erneut auf Iron-Man, aber es gab auch Verfilmungen des unglaublichen Hulks, Thors und Captain Americas. All dies diente nur als Straße zum großen Aufeinandertreffen der Helden. Ein in sich geschlossenes, über mehrere Movie Franchises hinweg angelegtes Universum. Und so sind wir in der Gegenwart angekommen, bei - The Avengers.
Nick Fury (Samuel L. Jackson) hat ein gewaltiges Problem. Loki (Tom Hiddleston) hat S.H.I.E.L.D. den Tesseract gestohlen. Einen Würfel bestehend aus purer Energie. Dabei hat sich der nordische Gott der Hinterlist auch Agent Bartons (Jeremy Renner) bemächtigt und eine Basis der strenggeheimen Organisation zerstört. Es bahnt sich furchtbares an und Fury sieht die einzige Chance auf Rettung im Schmieden einer wackligen Koalition der Superhelden. Bestehend aus Thor (Chris Hemsworth), Captain America (Chris Evans), Hulk (Mark Ruffalo) und Iron-Man (Robert Downey Jr.). Unterstützung erhalten sie außerdem noch durch die S.H.I.E.L.D. Agentin Black Widow (Scarlett Johanson). Doch wird dieser unsichere Zusammenschluss ausreichen, um gegen Loki und den Feind im Hintergrund anzutreten?
Vorweg muss gesagt werden, dass The Avengers nicht den Anspruch hat The Dark Knight in Sachen Komplexität und Psychologie zu schlagen. Die beiden Filme schlagen in vollkommen andere Kerben. The Avengers ist ein Action-Knallbonbon, dass nie mehr als das sein will. Hier wird geprügelt, geballert und zerschmettert dass es eine wahre Freude ist. Dennoch gelingt es Regiesseur und Autor Joss Whedon, dem ganzen Krawall auch eine Seele einzuhauchen. Anders als zum Beispiel Michael Bay, legt Whedon sehr viel wert auf Charakterentwicklung und geschliffene, pointierte Dialoge. Whedons Helden schmettern einen One-Liner nach dem anderen, ohne dass es aufgesetzt oder gewollt wirken würde.
Zu verdanken ist dies natürlich auch den Schauspielern. Allen voran natürlich Robert Downey Jr., wobei diesem schon das ein oder andere Mal durch Mark Ruffalo die Show gestohlen wird. Ruffalo erweist sich als Glücksgriff. Sein Bruce Banner ist eine latent gereizte Persönlichkeit und man wartet förmlich darauf, dass im nächsten Moment das grüne Monster aus ihm heraus bricht. Diese Gradwanderung ist bisher in keiner Hulk-Verfilmung geglückt. Man kann nur hoffen, dass man diesem Mann zukünftig genug zutraut, um einen erneuten Versuch mit einem Hulk-Film zu wagen.
Wichtig zu nennen ist auch Tom Hiddleston, der als Loki nach Thor abermals eine unglaublich intensive Show abliefert. Sein Loki ist hinterlistig, dass es eine wahre Freude ist. Sein streben nach Macht weicht zwar ein wenig von der Charakterzeichnung in Thor ab, aber das macht in diesem Fall gar nichts. Hiddleston gelingt es die Zerrissenheit des Charakters plausibel herüber zu bringen.
Der restliche Cast hat es im Schatten dieser Schauspieler nicht leicht, liefert aber über weite Strecken eine gute, bis sehr gute Performance ab. Nach dem eher mittelmäßigen Captain America: First Avenger gelingt es Chris Evans dieses Mal seinem Charakter wenigstens den Ansatz von Tiefe zu verleihen. Der Captain entwickelt sich zum Anführer. Auch die Leistungen von Chris Hemsworth, Scarlett Johanson und Samuel L. Jackson sind solide.
Die einzige Kritik, die dem Film leider auch ein wenig schadet, gilt dem beliebigen Soundtrack. Alan Silvestri gelingt es nicht einen markanten Score zu kreieren, der die emotionaleren Szenen aufwertet. Seine Musik plätschert lieblos dahin und vermag es nicht einen Moment wirklich zu packen. Man kann nur hoffen, dass der gute Mann sich in der Fortsetzung am Riemen reißt oder durch einen Mann vom Schlage eines Clint Mansells abgelöst wird.
Fazit: The Avengers ist extrem unterhaltsames Action-Kino, mit tollem Humor und einem gut aufgelegten Cast. Bitte mehr davon!