Die Verfilmung einer Gothic-Soap also, und erstmal wäre natürlich nichts naheliegender als das man Exzentriker Tim Burton das Feld überlassen sollte. "Dark Shadows ist dann schlussendlich eigentlich auch das geworden, was man erwartet hatte, Johnny Depp in der Hauptrolle, Burtons Ehefrau Helena Bonham Carter auch wieder irgendwie im Spiel und natürlich ein Film mit Surrealismus und Sarkasmus im Gothic – Stil, dann aber auch mit Burtons neustem Tick, seit "Alice im Wunderland", nämlich den Zwang, unbedingt noch eine konventionelle Geschichte erzählen zu müssen.
Um 1966 ausgestrahlt, erlangte die Serie "Dark Shadows" Kultstatus, da sie als Pionier des Übernatürlichen galt, dennoch mit satiremäßigen und soapartigen Stilmitteln versehen war. Barnabas Collins, Protagonist im Film, war allerdings lange nicht mit von der Partie, avancierte aber nach seinem Erscheinen zum Liebling der Serie. Nun voll auf Barnabas getrimmt, startet Burton einen neuen Anlauf das schräge Konzept zu verfilmen und erst einmal ist auch wieder alles Burton – typisch. Einzigartig ist mal wieder die Kulissenarbeit, der schwarz – weiße Stil überträgt eine schaurige Grundstimmung und da die rFiguren altertümlich gestrickt sind, wirkt es teils auch wie in Burtons Animationsversuch "Corpse Bride". Besonders ironisch hervorgehoben sind dabei kleine Versuche mit nur einer richtigen Farbe, beispielsweise, als Barnabas mit Dr. Hoffmann im Raum ist, einzig und allein aber ihre Haare eine Farbe zu haben scheinen. Das Ganze wird natürlich wieder mit dem typischen Sarkasmus und exzentrischem Humor gewürzt, das 70er Jahre Flair kommt diesem Vorhaben dabei zu Gute. Dennoch wirkt vor allem hier das Ganze ein wenig lieblos, man hat nicht das Gefühl Burton sei mit ganzem Herzen bei der Sache. Das zeigt sich auch bei der Charakterzeichnung der Figuren. Die Dialogszenen der Familienmitglieder sind zwar teils schräg ironisch, aber könnten dennoch ausgefeilter sein. Immer hat man das Gefühl es fehlt noch ein kleines Stück, noch eine Ecke komischer, noch eine Ecke schräger, noch eine Ecke düsterer wäre irgendwie wünschenswerter gewesen. Wenn Burton schon nicht in Hochform ist, so kann man sich dennoch auf seinen Kollegen Johnny Depp verlassen, das ganze Stück steigt und fällt mit Depps Auftritten und wenn er mal nicht im Bild ist, wie bei Victorias Szenen beispielsweise, wirkt alles ein wenig gestelzter und langatmiger. Depp ist die Rolle wie auf den Leib geschnitten und er nutzt einen großen Teil seines komödiantischen Potentials. Zudem wirkt seine altertümliche Sprache überraschend platziert und zeigt damit vielen seiner Schauspielkollegen, wie es richtig geht (ich denke da an "Kampf der Titanen" usw.). Die anderen Schauspieler können dagegen eher wenig ausrichten. Eva Green kann da schon am ehesten mithalten, sie spielt schräg verrückt, auch wenn sie im Deutschen, zu meiner Irritation, mit der Synchronstimme von Anne Hathaway ausgestattet wurde und deren Stimme völlig deplatziert in düsteren Filme wirkt (ja ich hab schon Angst vor Batman 3). Chloe Moretz und Rest spielen relativ einseitge Rollen, aber mit genug Esprit, das man ihnen die Rollen auch abkauft. Michelle Pfeiffer in einer gebieterischen Rolle kann hingegen noch den Trumpf auspacken, von allen Figuren am mysteriösesten zu sein und in der Auflösung als einzige normal zu bleiben, ein ironischer Seitenhieb, der einem erst nach Vorstellungsende in den Sinn kommt. Das oft kritisierte Finale fällt dann wirklich eigenartig aus und ist dann selbst für Burton zu abgedreht. Dass das Ganze gegen Ende aber auch so scheitert, fällt unweigerlich mit dem merkwürdigen Liebesdreieck und den dazu komischerweise konventionellen, fast schon kitschigen Dialogen zusammen.
Trotzdem, Burtons Filme machen weiterhin Spaß, denn auch wenn das Endergebnis nicht an seine früheren Werke herankommt, bleibt der Film kurzweilig und absurd vergnüglich.
Man hat Tim Burton mal gefragt, wieso er immer das Gleiche mache, worauf er geantwortet hat: " Ich kann nichts anderes." Mich persönlich hat das nicht weiter gestört, ich fand seinen Stil immer außergewöhnlich klasse. Wenn aber wie in "Dark Shadows" Burtons Exzentrik immer mehr seinem konventionellen Erzählrythmus weichen muss, dann wird's düster. Und nicht auf die Tim Burton Art.