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BrodiesFilmkritiken
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4,0
Veröffentlicht am 16. Oktober 2020
Man kann am Namen des Regisseurs ableiten was man hier zu erwarten hat: der Film ist von Aaron Sorkin, von dem ach Serien wie „West Wing“ oder „Newsroom“ stammen und Filme wie „Mollys Game“. Sorkin hat ein Talent dafür komplexe Sachverhalte in unterhaltsame Filme zu packen und im weitersten Sinne auch sehr verständlich zu machen. Allerdings sind dabei die Schauwerte nicht hoch, sie bestehen eigentlich immer Aus Personen, meist Anzugträger, die in Räumen sitzen und reden. Da dies ein gerichtsfilm ist sieht das hier nicht anders aus. Der Film folgt einem aufwendigen Gerichtsprozess und beleuchtet mit Rückblenden die Ereignisse auf welche die Verhandlung sich bezieht. Man muß wohl der Typ für Gerichtsfilme sein da ich auch gut verstehen kann wenn man diese Sparte eher langweilig findet. Beim vorliegenden hat man einige prominente Gesichter in langen Verhandlungsszenen sowie vereinzelte kleine Lacher die aber nicht wirklich komödiantisch gemeint sind, sondern durch das ungehobelte Auftreten von Sacha Baron Coen Figur kommt. Wenn man sich in die Thematik reinfinden kann dürften diese knapp zwei Stunden wie im Flug vergehen.
Fazit: Sperrige Geschichte in unverkrampfter Form präsentiert!
War leider absolut gar nicht mein Fall. Völlig unverständlich, dass The Trial of the Chicago 7 sogar in mehreren Fachkreisen als Oscaranwärter gehandelt wird. Eher ein Film der Marke einmal gesehen & direkt wieder vergessen.
+ Eindringliche Darstellung der Ereignisse rund um die Auschreitungen in Chicago 1968 + Aufwühlende Begleitung des Gerichtsverfahren, der die Zebrechlichkeit von Rechtssystemen und Demokratien auch für die heutige Zeit aufzeigt + Super Cast, Sascha Baron Cohen mit seiner bisher besten schauspielerischen Leistung + Historische Ereignisse nicht immer einfach in 120Min reinpressbar, aber der Film schafft das mit sauberen roten Faden und Fokus auf das für die Message essentielle
- Einstieg vielleicht etwas haklig und dem Film fehlt das absolut herausstechende
Fazit: Eine absolut verdiente Oscar-Nominerung für einen lehrreichen Film über den Kampf für Demokratie, der gerade in einer Demokraie immer neu erkämpft werden muss
Im Film heißt es des Öfteren "Show Don´t Tell". Dieser Film tut genau dies nicht. Viele Werfen einem Regisseur wie Christopher Nolan vor, er würde nur den Plot erklären und Exposition liefern, aber der Mann versteht es das gesagt auch im gleichen Moment zu zeigen (man nehme sich nur die Parisszene in "Inception"), aber in diesem Film wird geredet bis zum Erbrechen und verursacht, bei einem eigentlich spannenden Thema nur absolute leere und Langeweile. Dabei find ich die Darsteller eher solide und konnte dem ganzen auch irgendwann nicht mehr zuhören, dann schaue ich mir lieber noch mal vier Stunden "Cleopatra" an...
UNTER DEM DRUCK DER STRASSE von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Eigentlich wäre dieser historische Stoff hier das richtige Thema für Vietnamkriegs-Veteran Oliver Stone gewesen. Vielleicht gar als Ergänzung für sein hochgeschätztes Drama Geboren am 4. Juli. So gesehen sind beide Filme recht verwandt, nur dass The Trial of the Chicago 7 Erfahrungen an der Front komplett ausspart. Relevant ist hier das politische Engagement der breiten Masse Ende der 60er Jahre, die verfechteten Grundwerte der freien Meinung und vor allem das Demonstrationsrecht in Zeiten wie den damaligen. Ein ewiges Recht, das aktuell nicht mal durch allerlei Corona-Maßnahmen groß beschränkt werden kann. Das Versammeln des Volkes, um Unmut oder Statements kundzutun, das lässt sich den Menschen genauso wenig nehmen wie das Recht auf Schlaf, Verpflegung und Gesundheit. Die Vorsicht vor skandierenden Kritikern war zu Präsident Nixons Amtsantritt eine ungemein große. Dementsprechend wenig wollte man den Anti-Vietnam-Tonus zu hören bekommen.
Völlig logisch – was hätte eine Demonstration für einen Sinn, wäre sie nicht unbequem? Ausarten sollte sie nicht, zu keinen Straßenschlachten sollte es kommen. Doch genau das war an besagtem Tag im Jahre 1969, vielleicht auch inspiriert und motiviert durch den Studententumult im überseeischen Frankreich, leider passiert. Acht Mitglieder unterschiedlichster Vereine sind festgenommen worden. Die Frage ist also vor Gericht: war es bewusste Aufwiegelei zur Gewalt? Oder doch nur reine Eigendynamik angesichts ganzer Herden hochgerüsteter Polizisten.
Drehbuch-Erfolgsmann Aaron Sorkin, berühmt geworden durch sein Stück Eine Frage der Ehre, schwimmt im Dunstkreis der Justiz längst nicht in unbekannten Gewässern. Jack Nicholson auf der Anklagebank ist bis heute noch gut in Erinnerung, zuvor wurde das Stück am Broadway stürmisch gefeiert. Später dann sind seine Drehbücher für The Social Network oder Moneyball mit dem Oscar geadelt worden. Jetzt führt er selbst Regie – nach Molly’s Game seine zweite Arbeit hinter der Kamera. Und es scheint, dass Aaron Sorkin auch als investigativer Reporter eine ganz gute Figur gemacht hätte. Warum? Weil seine Filme vor allem eines sind: dramatisierte Chroniken brisanter Fakten. Informativ, das sogar sehr, dafür aber ausgeprägt sachlich. Eine gewisse Distanz zu den handelnden Personen bleibt gewahrt, um berichterstattende Objektivität zu wahren. Bei The Trial of the Chicago 7 ist genau das passiert: sein Polit- und Justizdrama, das sich fast ausschließlich im Gerichtssaal abspielt, ist zwar bis unter den Talar prominent besetzt – von Eddie Redmayne über Sacha Baron Cohen bis Michael Keaton – emotional mitreißen vermag sein Werk aber wenig. Aber wäre das dann nicht ohnehin allzu pathetisch? Wäre das nicht Boulevardkino zur falschen Zeit am falschen Ort?
Sorkin ist alles andere als ein impulsiver Künstler. Sein Blick ist geordnet, seine Arbeit akkurat, sein Team unter planender Hand auf seine Plätze verwiesen. Bizarre Lichtgestalt des ganzen True Story-Prozesses ist allerdings nicht Borat-Ikone Baron Cohen, der allerdings auch eine recht schillernde Performance hinlegt, sondern „Euer Ehren“ Frank Langella. Seine unberechenbaren Eskapaden hinter dem Richterpult könnten in die Filmgeschichte eingehen. _________________________________________ Mehr Reviews und Analysen gibt´s auf filmgenuss.com