der film wird angeprisen als "der neue robert pattinson film". für mich ist es allerdings "der neue christoph waltz film", obwohl dieser nur die nebenrolle spielt. zwei gegenpole wie sie unterschiedlicher in der vergangenheit nicht hätten auftreten können. zum einen pattinson als schmuse-vampir, der die mädchenherzen bricht und zum anderen waltz, der einer der besten und vor allem fiesesten bösewichte gespielt hat. kitsch trifft auf raffinesse. wie geht dieses spiel aus?
zu anfang sei eines gesagt: so kitschig, wie die story-beschreibung einen vorkommen mag, ist der film gar nicht. am ende wurde meine größte befürchtung, dass dieser streifen im kitsch und schnulz ersäuft, komplett weggefegt. ok, natürlich ist der film nicht völlig frei von liebelein. trotzdem bin ich mit einem wohlen grinsen aus dem kino gegangen.
grund dafür ist die überragende darstellerische leistung von christoph waltz. der mann versteht es einfach, einem charakter viele seiten zu verleihen um den zuschauer immer im unsicheren zu lassen, wie dieser nun tickt. wie auch schon als hans lander in INGLOURIOUS BASTERDS (10/10) manövriert waltz seinen august in die richtung des zutiefst höflichen und charmanten sowie aggressiven und machtgierigen bösewicht. wobei in diesem film die böse seite des august mehr zum vorschein kommt als landers in "basterds". wenn augusts schattenseite hervor kommt wird der score tiefer und man wird von der darstellung seiner person erschlagen. grandios. und das ist der knackpunkt, denn...
...waltz spielt alle an die wand. reese witherspoon zum beispiel geht in der ersten hälfte des films völlig unter und wirkt dadurch anfangs zu blass. gegen ende bekommt ihre figur zwar noch ihre benötigte leinwandzeit, trotzdem kann sie am ende nicht vollkommen überzeugen. aber mein größtes augenmerk fiel sowieso auf pattinson. leidlich fiel mir sein minimales spiel mit der mimik und gestik im ersten TWILIGHT (2/10) auf. dieser ist aber mitlerweile ein paar jährchen alt und pattinson hatte genug filme um sich zu bessern und auszuprobieren. und was soll ich sagen? sein jakob ist ebenso minimalistisch angelegt wie in "twilight" sein edward. ABER, in diesem film passt das einfach schlicht und einfach zu seiner figur. was nicht heißt, dass er überragend spielt oder seiner figur eine außergewöhnliche tiefe gibt. es heißt einfach nur, dass pattinson diesmal seine rolle perfekt gewählt hat. denn wie gesagt, waltz spielt alle an die wand.
was mich an dem film überraschte, ist die zurückhaltene liebelei zwischen pattinson und witherspoon. ohne viel tam tam und bittersüßen herzschmerz geht es zur sache. ehrliche dramatik beherrscht das zusammenspiel zwischen jakob, august und marlene und immer wenn diese drei zusammen zusehen sind, ist es spannend zu beobachten, wie sich die sympathie unter den dreien hin -und herschiebt. das waltz wie ein könig über dem trio steht, ist dabei aber segen und fluch zugleich. seiner rolle kommt es zugute. allerdings wird den beiden liebenden so ein wenig die luft geraubt und sie verkommen so zu hilflosen figuren.
was aber neben waltz noch glänzt ist die atmosphäre des films. in wirklich schönen aber auch rauen bildern wird die zirkuswelt zur zeit der wirtschaftskrise und der prohibition dargestellt. damals ging es ums pure geld und dafür wurde alles getan was nötig war. so schmeißt august seine unbrauchbaren arbeiter aus dem fahrenden zug oder zahlt wochenlang kein gehalt, nur um über die runden zu kommen. aber die welt des zirkus ist eine welt des scheins. und so wirken die zirkusshows im gegensatz zur harten realität wie puppentheater mit zwanghaften grinsen. das wurde im film mehr als gut eingefangen.
auch die spannung im film stimmte. anfangs plätschert der film ein wenig vor sich hin. dies dauert aber nicht mehr als 20 minuten. danach wird man mit der zirkuswelt bekannt gemacht und man lernt die charaktere auch rund um waltz und pattinson kennen und zu schätzen. zum beispiel jakobs kleinwüchsiger mitbewohner, der anfangs wahrlich ein giftzwerg ist und im laufe des films zu einem festen freund und helfer wird. aber auch elefantin (und namensgeberin für den film) "rosie" ist eine große rolle zugetragen. sie verhilft nicht nur jakob zu einem festen job und ansehen beim zirkus und marlene zu einer neuen showsensation, sie ist es auch die dem ganzen treiben des august ein ende setzt. in einem packendem finale wird die elefantendame sogar zur lebensretterin.
FAZIT:der film hat mich trotz voreingenommer anti-haltung überzeugt. er ist ehrlich genug um als wirkliches drama bezeichnet zu werden und nicht so kitschig um als schnulze abgetan zu werden. auch wenn waltz nahezu eine one-man-show abliefert und somit das größte augenmerk auf sich zieht, ist es dennoch ein film, der im gesamten einen mehr als guten eindruck hinterlässt.