Kaum einen Film hat man in der letzten Zeit öfter in den Medien gesehen wie der mit acht Oscars ausgezeichnete "Slumdog Millionär". Beinahe rechnete ich nach dem riesigen Hype schon mit einer kleinen Enttäuschung, wie es so oft bei extrem beworbenen Streifen passiert, aber die Begeisterung, die einen nach der Sichtung dieses wundervollen Meisterwerks begleitet, lässt sich kaum in Worte fassen. Um es kurz zu sagen: "Slumdog Millionär" hat jeden seiner erhaltenen Oscars um jeden Preis verdient. Galt für mich bislang noch "Der fremde Sohn" als bester Streifen des bisherigen Kinojahres, hat der bewegende Film, der vor allem von den indischen Slums und dessen furchtbar erniedrigenden Lebenszuständen handelt, Angelinas einzigartige One-Woman-Show vom Spitzenplatz verdrängt. Kaum ein Werk hat mich in der letzten Zeit mehr bewegt, mehr mitgerissen und mehr in seiner kompletten Machart überzeugt und unterhalten. Hier stimmt einfach alles! Angefangen beim wunderschönen, indisch angehauchten und mit zwei Oscars prämierten Soundtrack (für beste Musik und bester Song), weiter über die brillante Optik, die selten in einem Film so realistisch ihre Ereignisse aufzeigte und endend bei den dramatischen Rückblicken, die Jamals Leben erzählen und Hauptteil des Streifens sind. Langeweile tritt kaum eine Minute auf, die zwei Stunden vergehen wie im Flug und man wird stets bei Laune gehalten. Am Ende weiß man nicht mal, ob man lachen oder weinen, vor Glück oder vor Bewegtheit schreien soll. Dass einen ein Film emotional so mitnimmt und so sehr in den Bann zieht, ist eine enorme Rarität. Ein Großteil des Casts sind nicht einmal richtige Schauspieler, sondern (um den Realismus zu wahren) teils richtige Bewohner der Slums, darunter sämtliche Kinderdarsteller. So wirken die Schauplätze und die Figuren nicht nur real, nein, sie sind es auch. Das macht "Slumdog Millionär" noch bewegender, als er ohnehin schon ist. Trotzdem sollte man auch auf die eindrucksvolle Performance von Hauptdarsteller Dev Patel eingehen: Was er an emotionaler Dichte und Brillanz mit sich bringt, ist schlichtweg großartig. Zwischen all den anderen Darstellern, wie beispielweise Freida Pinto als Jamals große Liebe Latika oder Jamals in die Kriminalebene abgerutschter Bruder Salim, toll gespielt vom charismatischen Madhur Mittal, sticht überraschenderweise der Millionär-Moderator persönlich hervor. Erwartete ich bei diesem Charakter eher nur einen kleinen Auftritt, ist dessen Rolle erstaunlich groß und wird sogar charakterlich vertieft. Der Morderator ist ein fieses Schlitzohr, kein Fairness achtender Spieler, sondern ein den Rummel liebender Selbstverliebter, der sich von Jamal in der Berühmtheit bedroht fühlt. Diese Figur ist nicht nur für viele Überraschungen gut, sondern auch sehr realistisch und gut angelegt und bringt abseits von den Rückblenden in Indien einen angenehm frischen Wind in die Geschichte. Danny Boyle, verdient als bester Regisseur ausgezeichnet, erwies so bei der Besetzung in seinem Meisterwerk ein glückliches Händchen.
Fazit: Der achtfache Oscar-Gewinner reißt einen durch seine realistische Ader, seine tiefsinnige Dramatik und seine tolle Optik mit. Nur wenige Filme haben einen auf diese einzigartige Art und Weise so sehr bewegt, zeitgleich amüsiert und berührt, wie es "Slumdog Millionär" tat. Einer der besten Filme der letzten Zeit hat seinen Oscar-Regen redlich verdient!