Die Qualität des gepflegten Horrorfilms hat seit der Splatterwelle, ausgelöst durch Saw, vehement nachgelassen. Statt den Zuschauer mit einer intelligenten Story, atmosphärischen Szenen zu verwöhnen und ihn auf subtilem Wege den Schauer über den Rücken laufen zu lassen, dominieren stupide, einfältige Slasher à la "Hostel", "The Hills have Eyes", wie auch der aktuelle, geschmacklose Streifen "The Last House on the Left" die Horrorszene.
Doch es gibt auch noch Licht im trostlosen Dunkel der aktuellen Horrorfilmwelt. "Das Waisenhaus" ist ein Horrorfilm, der unter die Haut geht, teils - vor allem durch das Ende - verstörend ist und das alles ohne Rumgemetzel.
Es wird die GEschichte einer Familie erzählt, die in ein ehemaliges Waisenhaus einzieht. Der Sohn Simon (Roger Princep) scheint eine Freundschaft mit einer fiktiven Person aufgenommen zu haben, ehe er spurlos verschwindet. Dessen Mutter Laura (Belen Rueda) ist außer sich und macht sich auf die Suche nach ihrem Sprössling. Allerdings mit wenig Hoffnung, da sie sich fast schon sicher sind, dass ihr liebstes Kind wohl gestorben ist. Je intensiver sie sucht, je tiefer sie in der Vergangenheit des Hauses gräbt, gelangt sie in einen Strudel aus Wut, Trauer und Hilflosigkeit ehe sie gegen Ende eine überraschende, wie auch verstörerische Entdeckung macht.
Sicherlich hört sich die Story nicht sonderlich innovativ an. Kinder, die spurlos verschwinden, Menschen, die in ein altes verlassenes Haus einziehen kennt man aus etlichen Horrorfilmen wie "Amityville Horror" etc. Doch dieser FIlm ist anders. Er legt keinen Wert auf Effekthascherei, keinen Wert auf entstellte Monster, Dämonen etc., die nach den Leben der Protagonisten trachten. Die Geschehnisse innerhalb des Filmes sind logischer, nachvollziehbarer und wesentlich realitätsnaher als die in anderen Horrordramen. Vermutlich ist auch das ein Grund dafür, dass einen das Ende so rücksichtslos in die Ecke haut.
Die Szenen sind durchweg sehr atmosphärisch, obwohl nicht sonderlich viel passiert. Jede Szene wirkt intelligent ausgearbeitet und nur selten wird sich der Klischeegrenze angenähert.
Schauspielerisch wird Leistung auf hohem Niveau geboten, obwohl das Cast keine bekannteren Schauspieler aufweisen kann. Besonders der junge Roger Princep kann mir einer überzeugenden Leistung aufwarten. Im Allgemeinen wirken die Charaktere des Filmes sehr fein gezeichnet, so dass man mitleidet, je weiter sich die Mutter an die grausame Wahrheit herantastet.
Wer jedoch auf Splatter fixiert ist und ein grenzüberschreitendes Gemetzel erwartet, ist bei diesem Film falsch aufgeboben. Wer jedoch auf subtilen, intelligent designten Horror steht, der darf sich diesen Film nicht entgehen lassen.