Als großer Fan der ersten drei Spider-Man-Filme war meine Vorfreude, als "The Amazing Spider-Man" angekündigt wurde, riesig und meine Erwartungen sehr hoch. Wurden sie erfüllt? Oder vielleicht sogar übertroffen?
Der Grundplot lässt sich mit dem ersten Teil er Reihe Sam Raimis vergleichen, jedoch wurde ihm die Feinheit hinzugefügt, dass Peter Parker auf der Suche nach der Wahrheit über seine verschollenen Eltern ist. Auf den Grünen Kobold verzichtet man hier gänzlich, dafür wird mit Dr. Connors, der vom klugen Wissenschaftler zur bedrohlichen Riesenechse mutiert, Spider-Man ein Gegenspieler vorgesetzt, der keine leichtere Herausforderung darstellt, als die Antagonisten der vorhergehenden Filme. Mit Einzelheiten wie Gwen Stacy als erste große Liebe Peters und dass er seine Netzflüssigkeit "künstlich" erzeugt, hält Regisseur Marc Webb sich noch getreuer an die Comicvorlage, als es Sam Raimi in seiner Interpretation tat.
Die schauspielerische Seite des Films lässt keine Wünsche offen. Andrew Garfield und Emma Stone spielen ihre Rollen glaubhaft und mit sichtlicher Spielfreude, aber auch die Akteure in zweiter Reihe überzeugen durchweg. Rhys Ifans als Dr. Connors, Denis Leary als George Stacy oder Martin Sheen und Sally Field als Peters Onkel und Tante Ben und May - jeder Schauspieler verkörpert seine Rolle, als wäre sie ihm geradezu auf den Leib geschnitten. Auch Chris Zylka nimmt man seinen, bereits aus Spider-Man 1 bekannten, Flash Thompson
, der anfangs als fieser Gegenspieler zu Peter und Schultyrann agiert, sich dann aber unerwartet wandelt und am Ende sogar in Freundschaft zu Peter lebt,
gerade so glaubhaft, dass man sich durchaus noch mehr Szenen mit ihm gewünscht hätte.
Mehr als lobenswert sind außerdem die Effekte. Die Kampfsequenzen, von denen es auf keinen Fall zu wenige gibt, sind rasant und bisweilen hektisch, aber dennoch nie so gestaltet, dass man den Überblick verliert. Doch auch der Rest der Action kann sich sehen lassen: Es werden reichlich Autos durch die Luft geschleudert und Gebäude beschädigt oder teilweise zertrümmert - ganz so, wie es sich für einen Superhelden-Film gehört :). Und auch, wenn sich Spider-Man nicht den ganzen Film über auf Verbrecherjagd durch die Straßen schwingt, kommt zu keiner Sekunde Langeweile oder Leerlauf auf, da die Handlungselemente so interessant ausgestaltet sind, dass man kaum Zeit findet, sich Gedanken über die Qualität der Action zu machen - was, wie schon erwähnt, aber auch gar nicht nötig ist.
Konnte der Film meine, zugegeben sehr hohen Erwartungen, nun also erfüllen? Ja, das konnte er. Konnte er sie auch übertreffen? Nein, das konnte er nicht. Warum das denn nicht, nach all den oben stehenden Lobeshymnen? Der Grund ist an sich ganz banal: Ich hatte erwartet, dass er sich nahtlos in die Reihe der drei Vorgängerfilme einordnet - und diese sind meiner Meinung nach schlichtweg so gut, dass sie ohnehin nicht von einem weiteren Spider-Man-Film zu übertreffen sind. Ich hatte also gar nicht damit gerechnet, dass meine Erwartungen übertroffen werden, da dies so gesehen gar nicht möglich war. Aber sie wurden erfüllt und dies ist mehr als zufriedenstellend.
Fazit: "The Amazing Spider-Man" ist in meinen Augen nicht besser als seine Vorgänger, aber wie sollte er das auch sein? Und verstecken muss er sich hinter ihnen ganz gewiss nicht. Ich will nun auch keine großen Vergleiche zu den ersten drei Filmen ziehen, nur so viel sei gesagt: Wer der Figur Spider-Man etwas abgewinnen kann und vielleicht auch die Vorgänger gesehen und gemocht hat, der dürfte sich mit "The Amazing Spider-Man"auch anfreunden können. Wer der Figur jedoch schon zur Zeit der ersten drei Filme negativ gegenüberstand, für den wird sich durch den neuen Ableger daran jedoch auch nichts ändern. Es gibt zweifelsohne stilistische Abweichungen, aber auch viele Gemeinsamkeiten. Das gute, alte Spider-Man-Feeling war für mich den ganzen Film über jedenfalls präsent und das ist gut so. Meine Vorfreude auf "The Amazing Spider-Man" war groß - nun ist sie auf "The Amazing Spider-Man 2" nicht kleiner... :).