Ich muss ehrlich sagen, dass ich im Normalfall nur die Filme schaue, von denen ich erwarte, dass sie mir gefallen (weswegen ich auch so selten schlechte Wertungen vergebe). Und bei den wenigsten Filme hatte ich am Ende den Gedanken "Was ist das jetzt für ein Mist gewesen?!", vor allem nicht bei denen, auf die ich mich schon seit geraumer Zeit freue. Aber überraschenderweise ist genau das bei "Martyrs" der Fall gewesen.
Vielleicht liegt das daran, dass ich allgemein kein allzu großer Fan von Horrorfilmen bin - aber Sachen wie "Shining", "Braindead" oder auch "Taxidermia" mag ich dann doch sehr. Und möglicherweise bin ich mittlerweile auch recht abgestumpft gegen Gewalt in Filmen - doch gerade der eben erwähnte "Taxidermia" hat mich zutiefst verstört und sorgt in einer bestimmte Szene bei mir immer wieder für einen kranken Magen, egal, wie oft ich diese schaue. Oder "Heavenly Creatures", der zwar nicht besonders blutig, aber nahezu sadistisch ist und mich somit mit einem vor Schock offenen Mund dasitzen lässt. Und sogar "Caché" ließ mich unerwartet zusammenzucken und jagte mir eine ganze Minute lang einen langsamen, kalten Schauer über den Rücken. Ich nehme somit an, dass es an diesen Faktoren nicht liegen kann, dass mich "Martyrs" beinahe gar nicht berührt.
Erwartet habe ich einen der verstörendsten Filme aller Zeiten - so wird er schließlich vielerorts angepriesen. Eine überkrasse filmische Grenzerfahrung, ein Schlag in den Magen - und auch eine revolution des Genres, etwas nie zuvor Dagewesenes, fern von "Saw" und "Hostel" und weiteren Folterhorrorfilmen. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich "Hostel" tatsächlich besser fand als "Martyrs". Alleine schon, weil dieser nie so tut, als wäre er mehr als ein Torture-Porn mit ein wenig Psychologie dahinter. "Martyrs" streckt seine blutverschmierten Hände zu gar philosophischen Aspekten aus, doch erreichen kann er nur eine ganz pseudoschlaue Hülle, echter Tiefsinn bleibt ihm - zumindestens in meinen Augen - verwehrt. Die oftmals so hoch angepriesene Pointe löst bei mir nur verwirrtes und verärgertes Kopfschütteln aus. Es ist nicht einmal so, dass ich an die im Film angedeuteten Dinge nicht glaube oder sie nicht für möglich halte. Aber die Art und Weise, wie sie in dem Film erreicht werden sollen, ist meiner Meinung nach absolut lächerlich und fern jeglicher Logik. Eigentlich müsste man einem Horrorfilm zwar mangelnde ogik verzeihen - aber im Falle von "Martyrs" soll es sich nunmal nicht um eine Pseudostory handeln, sondern um eine ernst gemeinte und bemüht tiefsinnige Grundlage, um eine Begründung der dargestellten Gewalt. Und diese wird mir hier nicht gegeben.
Die dargestellte Gewalt, erfüllt sie für mich hier kaum einen inhaltlichen oder sinngebenden Zweck, ist in ihrer Darstellung zudem äußerst unangenehm - und das in keinem wirklich positiven Sinne. Es gibt genau eine Sequenz, die wirklich körperlich intensiv ist und sogar auf einer psychologischen Ebene verstörend wirkt - der Rest lässt mich kalt, weckt in mir keine Faszination, schockiert mich nicht, sondern erfüllt mich nur ein wenig mit Abscheu, jedoch weniger der Geschichte, sondern mehr den Machern dieses Film gegenüber. Unterhalten kann ich mich hiermit nicht - nachhaltig schockieren tut es mich zum Großteil leider ebensowenig. Dazu kommt, dass für mich die Handlungen der Hauptfigur oftmals nicht nachvollziehbar waren, somit konnte ich keine richtige emotionale Bindung zu dieser aufbauen, was das ganze Geschehen noch eine Stufe kälter werden ließ.
Auch die Inszenierung lässt einiges zu wünschen übrig: Oftmals holprig, richtige Spannung setzt selten ein, lediglich einige Schockeffekte können für ein wenig Stimmung sorgen. Der Soundtrack ist bis auf einen Track vor dem Ende entweder unpassend oder (meistens) gar nicht da, der Film ist über weite Strecken viel zu still und bricht diese Ruhe nur durch (oftmals nerviges) Geschrei. Wirklich gut sind nur einige Szenen in der Mitte, auch wenn dort ebenso die Logik manchmal aussetzt, so sind die Intensität und die verstörende Wirkung genau das, was ich zuvor vom gesamten Film erwartet habe. Wäre der gesamte Film auf diesem Niveau, wäre er sehr gut. So ist er aber ein stark durchwachsener, zwischen "leicht unlogisch" und "an den Haare vorbeigezogen" schwankender Horrorfilm, der sehr viel möchte, aber nur selten wirklich etwas erreichen kann. Mal nichts Besonderes, mal in seiner Besonderheit nutzlos, ganz kurz wirklich böse und heftig, aber danach kaum noch. Blut wird durch das Bestreuen mit pseudoschlauen Ideen weder schöner, noch sinnvoller, noch berührender. Und wer besonders hoch springt, der fällt auch besonders tief. Mein Gehirn ist verärgert und mein Magen hat sich mittlerweile beruhigt und funktioniert hervorragend. Mag sein, dass "Martyrs" für viele eine neuartige, nachhaltige und prägende Erfahrung darstellt - ich bin ehrlich gesagt enttäuscht und gelangweilt. Und ganz ehrlich: Die Aussage ist doch in jeder Hinsicht Quark.