Tatsächlich ist "The Wolf of Wall Street" verdammt witzig, verdammt nett inszeniert und gehört sicher zu den lustigsten Filmen von Scorsese, einfach weil vieles so ungemein leichtfüßiger vonstatten geht, als beispielsweise beim damaligen "King of Comedy". Allerdings ist dieser aktuelle Film der weniger interessante. Unser Protagonist, wie immer sehr gut verkörpert von DiCaprio, ist an sich keine sonderlich neugierig machende Figur - was teils der Clou ist. Aber ich kann schon verstehen, wenn in der Kritik bemängelt wird, dass die letzten Filme über die Wall Street (u.a. "Margin Call" oder aber auch "Wall Street 2") letztlich nur darauf aus sind den Exzess zu verurteilen, doch wenig die Mechanismen dahinter beleuchten, oder aber das versuchen, dabei aber scheitern, schlicht weil die Schreiber von dieser Materie kaum etwas verstehen.
Scorseses Film nun löst das elegant, indem er von Anfang an durch die subjektive Einfärbung gar nicht groß erklären will, sondern den Rausch völlig betont. Das bedeutet freilich nicht, dass mehr Substanz dem Film nicht gut getan hätte! So ist das Ganze ein absurder Partyfilm, teils urkomisch, aber sicherlich ein wenig zu lang. Beim ersten Schauen wird keine Langeweile aufkommen, aber beim zweiten Male wird man sich dann schon fragen: Huh? Damit wird dann das klassische Biopic auch nicht so verändert wie manche es gerne hätten. Die Story ist schon ziemlich straight und konventionell, was die Stationen angeht - gleichwohl sich alles den wilden, übersexualisierten Szenen unterordnet. In dem Fall ist das nur gut, aber es schadet etwas - und das eben nicht nur wegen dem obigen Kritikpunkt, sondern auch, weil die anderen Figuren etwas zu kurz kommen. Hill spielt gut, aber oscarreif ist das nicht unbedingt. Auch das restliche Ensemble könnte besser ausgearbeitet sein, denn so sind sie nur Stereotypen: Die viel zu oberflächlich bleibende Ehefrau, der schwach gezeichnete Gegenspieler vom FBI usw. usf.
Fazit: "The Wolf of Wall Street" unterhält blendend und ist eine einzige Sause - Scorseses lustigster Film! Doch es hätte ruhig mehr Inhalt bedurft, denn darunter leiden auch die Nebenfiguren.