Das hat gesesessen
Über Zack Snyders 'Sucker Punch'
Dem muss ich mich mit Enthusiasmus anschließen.
Und Erklären ist eigentlich für Weicheier, aber ich war grad im Kino und bin jetzt begeistert und kann leider nicht anders:
Dieser Film spielt mit den degenerierten Reflexen des von der Kulturindustrie zu einem solchen erzogenen durchschnittlichen Film-Konsumenten und führt diesen hinters Licht.
Vielleicht gelingt ihm das etwas ZU gut - er verführt und das geradezu hinterlistig: 'Sucker Punch' spielt mit denen die auf ihn einlassen WOLLEN, weil sie schlicht konsumieren möchten, und denen die sich nicht einlassen können, weil sie es nicht wollen. In ihren niedrigsten Instinkten werden beide Gruppen berührt. Während die einen sich daran nicht stören fühlen die anderen sich ordinär betatscht. Ihre Erektion aber können auch diese nicht wegdiskutieren.
Man geht in einen Film (bspw. „G.I.Joe“, „Transformers I - ∞ “, „Herr der Ringe“, „Die Mumie I - ∞“ , „Fluch der Karibik I – ∞“ ,....) und es spielt irgendeine Rolle: es passiert irgendwas, es sieht gut aus, es geht um vorgeschobene hehre Ziele, es klingt gut und wenn dieses Spektakel funktioniert bedeutet es Unterhaltung. Wenn nicht ärgert man sich leise in sich hinein um das 'rausgeschmissene' Geld und kommt eher drüber hinweg, als man denkt. Ansonsten hat sich nichts getan. Das, was im Film passiert ist fügt nichts hinzu, nimmt aber auch nichts – ist geschlossene Harmlosigkeit in Reinkultur. Denn es war alles irgendwas, es war alles Show, es war alles Imagination. Wurden die sexuellen Fantasien zu alter Männer gegenüber zu jungen Mädchen bedient, wurde nur das bedient was vorher schon da war. Wurden Gewaltfantasien aller Zuschauer bedient, wurde nur bedient was vorher schon da war. Wurde...
ES ÄNDERT SICH NICHTS. Das bedeutet Unterhaltungsindustrie. Und wenn sich doch was tut, sind es höchstwahrscheinlich neuronale Einschreibungen in die Bereiche des Gedächtnisses, welche Informationen über neue Möglichkeiten des Konsums [von Produkten (Filmen, Speiseeis, Presse- und Hygieneartikel, Vehikel der Fortbewegung, Rauchwaren etc.)] aus dem Teil des Kinobesuchs enthalten, der vor dem eigentlichen Film statt fand.
Was im Film Dargestellte DARF noch so grausam oder banal oder dramatisch sein solange es funktioniert, denn es ist NUR ein Film: richtig und notwendig, bloß darunter entsteht eine Zweiteilung.
1. EIN FILM DER NICHTS ÄNDERT läuft an und aus und dann ist er einfach vorbei. In dem Moment, in dem er nicht mehr angeschaut wird ist er kaum mehr ein Gedanke und dunkle Geschichte und niemand weiß mehr was er war denn er war nie mehr als ein Film, nur leer - eine Spiegelung dessen, was es sowieso schon gibt. Die öde Welt hinter den Spiegeln bleibt sein Gefängnis. Das ist so und das ist auch nicht schlimm. Der tote Gegenstand bleibt ein toter Gegenstand bleibt ein toter Gegenstand. Niemand kann ihm wieder Leben einhauchen, denn dafür ist er nicht angelegt. Er ist angelegt tot zu sein und hat darüber hinaus kein Potenzial. Wenn man bereit ist dies hinzunehmen hatte man - mit ein wenig Glück – eine nette Zeit als man ihn schaute.
2. EIN FILM DER ETWAS ÄNDERT (solche Filme dreht zum Beispiel Zack Snyder) kann ebenfalls eine nette Zeit bereiten, aber darüber hinaus mehr als das. Er HAT Potenzial, er hat Kraft, er kann anregend wirken, kann zum Gegenstand von Auseinandersetzung werden und Sichtweisen verschieben, Tugenden betonen, Paradoxien aufgreifen, weh tun, aufwiegeln, er kann wahnsinnig machen oder glücklich oder jemanden zu einem Menschen. Jedenfalls bleibt er im Gedächtnis und indem man sich mit ihm beschäftigt überstrahlt er den ersten Teil des Kinobesuchs. Das ist altmodisch und nicht deswegen nicht postmodern, aber es ist ebenso wenig falsch.
Beide Konzepte sollte man nicht gegeneinander abwägen denn beide bergen eine gewisse Legitimität, die in ihrer Bewertung von Subjekt zu Subjekt an Gewicht verliert oder gewinnt.
Bleibt am Schluss bloß dieser Gedanke an jenes kleine Mädchen, dem imaginiert wurde es kämpfe gleichsam wenn es tanze, derweil es NUR tanzt und sich währenddessen den Fantasien alter schmieriger Lustgreise ausliefert, das denkt es ginge um irgendwas, es selbst könnte irgendwas ändern, es könnte frei werden wenn es nach den Regeln einer patriarchal durchdrungenen Welt spielt, das kämpft, das Pappkameraden zerschmettert, das trivial Artefakte sammelt, das sich selbst gar opfert und letztlich nur funktioniert: auf der Bühne im Bordell, hinter der Bühne, im Behandlungstuhl, im Kinderzimmer, auf der Bühne im abgewrackten Theater, hinter staubigen löchrigen Vorhängen. Dieses Mädchen kämpft um sein Leben. Ein Leben das nicht existiert. Die Welt dieses Mädchens ist – mit ein wenig Pech – eine tote Welt in einem toten Film, der nichts anderes tut als das Substanzielle, Niedrige, das ALLEN Menschen (auch SPON-Redakteuren) gleich ist zu spiegeln und dadurch nichts ändert.
„Sucker Punch“ aber ist wirklich ein sucker punch. Und wie der SITZT:
Viellei