Harry Potter ist ein Master Beispiel dafür, wie unterschiedlich erfolgreiche Romane umgesetzt werden können. Die ersten beiden waren ganz im Stile von Chris Columbus Bonbon farbene und kindgerechte Adaptionen des Rowling Buches. Teil drei, "Der Gefangene von Askaban" schlug plötzlich dank des Mexikaners Alfonso Cuaron einen ganz anderen Ton an. Düster und sehr eigen inszenierte er den wohl besten alles Potter Filme. Der vierte Teil "Der Feuerkelch" war dann eine komische Mischung. Auf der einen Seite sehr dunkel, opulent und mit lustigen Dialogen, auf der anderen Seite zu schnell geschnitten und ein wenig lieblos inszeniert. Hier war Mike Newell der Mann am Steuer. Dann kam überraschend mit Teil 5 " Der Orden des Phönix" wieder ein Regie Wechsel, und der sehr unerfahrene David Yates übernahm. Stellte sich sein frischer und schneller Erzählstil noch als Glücksgriff heraus, merkte man bei Teil 6 " Der Halbblutprinz", doch seine Überforderung. Handwerklich sah dieser Film natürlich auch wieder gut aus, aber bei einem Budget jenseits der 200 Mio Dollar ist das ja auch keine Kunst. Doch filmisch war dieser Teil der mit Abstand schlechteste. Nun wurden für das Finale viele Namen genannt, doch wieder erhielt David Yates den Zuschlag. Was mich dann kaum überraschte war die Tatsache, das "Die Heiligtümer des Todes" in zwei Teile aufgesplittet wurden, was sicher auch ein Vermarktungs- Coup ist, kann man hier doch mit dem doppelten Einspielergebnis rechnen. Doch hatte ich auch Hoffnung, aus dem finale Teil der Saga wieder einen besseren Film zu machen mit mehr Details. Radikal war dann auch den Schnitt den die Autoren und Produzenten machten. Part 1 spielt nämlich ausschließlich in der "Wildnis" und nicht in Hogwarts,für einen Fantasy Film dieses Größe gibt es sehr wenig Effekte und die Konzentration liegt zum größten Teil auf der Beziehung unserer drei Hauptprotagonisten und die Suche nach dem Horkruxen. Das ist auf der einen Seite sehr neu und auch sehr gut umgesetzt, hat allerdings deutlich das Problem, das mit dem missratenen 6. Teil der Story Unterbau fehlt, und so Potter unkundige Filmfans oftmals die Stirn runzeln werden.
Es war schon von je her das Problem bei Romanverfilmungen, wichtiges von unwichtigen zu unterscheiden, und gerade bei einer solch einem Mammut Kaninchenbau mit so vielen Personen und Storyboards will ich nicht immer in der Haut der Drehbuchautoren stecken. Ein Film ist nun mal ein anderes Medium, und natürlich kann nicht jedes einzelne Wort verfilmt werden. Sonst hätte man ganz schnell mal eine Laufzeit von 7 oder 8 Stunden. Doch wie es richtig genial geht hat uns Peter Jackson mit "Der Herr der Ringe" bewiesen. Er behielt den Geist der Romanvorlage bei und änderte aufgrund des Spannungsbogens des Filmes vereinzelt die Story die im Film besser funktionierte. Bei Harry Potter war sicher das große Problem, der häufige Wechsel auf dem Regie Stuhl und die kurze Vorbereitungszeit, den zwischen den Filmen lag ja meist nur ein Jahr. Zwar wachte Autorin Joanne K. Rowling über das Projekt, jedoch konnte auch sie den ein oder anderen Fehlgriff nicht verhindern. Das größte Problem war sicher, das nach dem 4. Teil, der sicher sehr gut aussieht, aber künstlerisch und was die von der Laufzeit angeht, am Zenit angekommen war, kein wirklich großer Regisseur in das Profil von Rowling passte. So blieben uns klasse Geschichten Erzähler wie Steven Spielberg oder Guilermo del Torro leider verwehrt. Und was macht ein TV Regisseur mit einem 200 Mio Dollar Budget? Er lässt es ordentlich krachen. Nur konnte er beim 5. Band eigentlich gar nicht so viel falsch machen, denn die Geschichte, die zwar mit 1200 Seiten die längste ist, hat so viele Nebenhandlungen, das sie sich locker um die Hälfte kürzer ließe. So war der Film dann auch der kürzeste der Serie, aber sicher auch einer der besten. Beim Halbblutprinzen war dann Yates gefragt, doch diesen hat er leider vermurkst. So ließ er sich von den vielen Fans zu mehr Humor und Liebeleien überreden, was zwar auch so in der Vorlage steht, jedoch nicht annähernd so eine große Rolle spielt wie im Film. Den hier wird es richtig interessant. Es geht vor allem um die Geschichte des dunklen Lords und wie man ihn besiegen kann. Doch statt darauf einzugehen verschwendet Yates Minute um Minute des Films, der natürlich klasse aussieht, keine Frage, aber doch der schlechteste der Reihe ist. Nachdem also viel Story weggelassen wurde, hat man plötzlich 2 Filme und die doppelte Laufzeit zur Verfügung. So kann sich David Yates erstmals wirklich Zeit lassen eine Geschichte zu erzählen, die jedoch zum Leidwesen des Regisseur erst in der zweiten Hälfte des Buches so richtig an Fahrt gewinnt. So beginnt der Film zwar sehr rasant und spektakulär, doch nachdem die ersten 30 Minuten ein Action Feuerwerk waren, schraubt Yates das Tempo nun quasi auf null herunter. Das schafft wie im Buch auf der einen Seite Atmosphäre, ist in einem Blockbuster Film mit hohen Erwartungen aber schwer zu schlucken. Die Träume von Harry im Film, die Achtung Spoiler, vom Elderstab und Lord Voldemorts Suche nach ihm handeln, sind zwar geschickt gestreut, doch wie bereits beschrieben fehlt das Grundwissen aus den vorherigen Romanen, so das selbst ich als Leser des Buches das ein oder andere mal ins grübeln komme und gerne nachschlagen würde.
Der Einschnitt ist also krass. Hatte man in den vorherigen Filme ein klares Ziel, fühlt man sich mitunter so verloren wie das Trio, das irgendwo im Forest fast um den Verstand kommt. Auch übertreibt es Yates mit der Grundstimmung bisweilen. So scheint es fast, die drei schlendern durch ein apokalyptisches Endzeit England. Auch fehlen natürlich viele Figuren wie etwa der tolpatschige Neville Longbotton oder Draco Malfoy fast gänzlich. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Suche nach der Horkruxen und der langsamen Verzweiflung der Freunde, ihre Mission doch nicht erfüllen zu können.
Ein 200 Mio teures Roadmovie also? Könnte man sagen... David Yates hat erstmals die Möglichkeit, dem ganzen seinen eigenen Stempel aufzudrücken, da er statt bisher ca. 150 Min, nun das doppelte an Spielzeit zur Verfügung hat. Er konzentriert sich ganz auf die innere Zerrissenheit, der drei Freunde, und deren Zweifel das Böse doch zu besiegen. So wirkt es fast befremdlich, wenn bei einer Flucht auf einmal eine Wackelkamera in bester „Bourne“ Manier zum Einsatz kommt. Das schafft zwar Atmosphäre, wirkt bei einem derart großem Film jedoch auch fehl am Platz. Der erste Teil der Heiligtümer ist sicher ein merkwürdiges Erlebnis, und jeder Fan wird den Film sicher anders bewerten. Die Grundstimmung wird auf den Gefrierpunkt herunter gekühlt, und gerade im Mittelteil des Films ist das ganze eine wirklich sehr zähe Angelegenheit. Sieht man über all diese Punkte hinweg bekommt man ein sehr düsteres, eigenes Fantasy Roadmovie.
Fazit: David Yates dritte Adaption des Rowling Romans ist sehr nah an der literarischen Vorlage. Es geht um Angst, Freundschaft und Hoffnung. Der Umschwung im Vergleich zu den anderen Filmen ist sicher eine Spur zu heftig geworden, hat jedoch auch einen großen Reiz. So steigt die Spannung, wie den nun der zweite Teil der Heiligtümer, der naturgemäß deutlich Action lastiger ausfällt, umgesetzt wurde!