Dass die Romanvorlage von J.K. Rowling hinsichtlich Athmosphäre, Kreatitvität und Spannung zu den stärksten des gesamten Fantasygenres zählt, daran dürfte wohl wirklich niemand mehr zweifeln. In meinen Augen erscheint die Reihe darüberhinaus auch Tolkins ''Der Herr der Ringe'', was ebenfalls eine grandiose Erzählung darstellt, im Vergleich auszustechen, schließlich darf der Plot als hervorragend gelten, die Figuren sind ausgezeichnet ausgearbeitet, die Bücher wimmeln vor grandiosen Einfällen und zwielichtigen Gestalten. Aber gerade in jener umfassenden Genialität liegt auch die Schwierigkeit der Umsetzung, denn diese darf sich weder dazu hinreißen lassen, die Story zu genau zu adaptieren und jedes Detail abzuspulen, sollte aber auch nicht den Fehler begehen, publikumswirksam einfach mal die Story zu kürzen und die Action beizubehalten. Trotz dieser ungemeinen Herausforderung jedoch, dürfen die Filme von Harry Potter doch im Großen und Ganzen als gelungen gelten, was allerdings weniger an der Umsetzung der Story, sondern oft vielmehr an der stilsicheren Inszenierung liegt.
''Harry Potter und die Heiligtümer des Todes'' schließlich muss sich meiner Meinung ebenfalls den Vorwurf gefallen lassen, die Story zu routiniert abzuarbeiten und dabei dem Zuschauer gar nicht richtig Zeit zu geben, die Geschehnisse zu verarbeiten. So fand ich – und dabei muss ich mich wirklich auf mich beschränken, da ich selbst nicht weiß, wie viel davon dem Film geschuldet ist –, dass der Plot sich zwar angenehmerweise die Zeit nimmt, mal nicht krankhaft schnell durch das Geschehen zu rasen, was wohl der Zweiteilung geschuldet sein dürfte, aber andererseits die Actionszenen zu schnell in Angriff nimmt und dabei die Dramatik, die der Situation zweifelsohne anhaftet, gar nicht richtig auszukosten vermag. Vielleicht hätte Drehbuchautor Steve Kloses hier mehr auf Suspense als auch Surprise setzen sollen. Wenn zum Beispiel die Todesser zu Beginn auftauchen, hätten sich ruhig erste Anzeichen der Unsicherheit und Angst breitmachen können. Und als Harry, Hermine und Ron bei Lunas Vater hätte man vielleicht ebenfalls dem Zuschauer die herannahenden Todesser zeigen, die Protagonisten aber im Umklaren lassen können, was die Spannung nicht so explosionsartig hereinbrechen lassen würde und damit dem Höhepunkt der Story gerecht werden würde.
Neben dieser Verfehlung stach mir darüberhinaus noch der oft zu gestelzt wirkende Humor ins Auge, der nichts mit dem britischem zu tun hat, den die Autorin an den Tag gelegt hat, sondern sich vielmehr in albernen Dialogen erschöpft und dadurch weniger zum Amusement beiträgt, als vielmehr die spannende, abenteuerliche Grundnote, die in den meisten Szenen herrscht, rüde zerreißt.
Warum Harry Potter dennoch in manchen Szenen, wie zum Beispiel bei der Trauer auf dem Friedhof, hervorragend funktioniert, ist insbesondere der stisicheren Inszenierung, den schönen Bildern von Kameramann Eduard Serra sowie der guten Filmmusik von Alexandre Desplat zu verdanken. Sie stellen sich dar als die würdige Umsetzung der Bücher, auf optischer wie musikalischer Ebene.
Der größte Schwachpunkt ist jedoch, so muss man einfach sagen, die begrenzte Ausdrucksfähigkeit des Hauptdarstellers. Daniel Radcliffe erweist sich als ein mittelmäßiger Schauspieler, dessen emotionale Bandbreite sich als recht begrenzt herausstellen sollte. Er spielt zwar glaubwürdig, doch umwerfend ist er nicht gerade. Lediglich Emma Watson weiß als Hermine eine starke Vorstellung abzugeben, auch wenn ihren Gefühlswelten nicht übermäßig Raum gegeben wird. Jenseits dieses Trios der Protagonisten können die Erwachsenenschauspieler ihre Rollen ebenfalls gut ausfüllen, auch wenn es eben nur kleine sind.
FAZIT: ''Harry Potter und die Heiligtümer des Todes'' ist nicht wirklich gut - aber auch nicht wirklich schlecht. Der Film wird der Romanvorlage durch die Zweiteilung gerechter als ''Der Halbblutprinz'', verschenkt aber dramaturgische Höhepunkte durch eine ungeschickte Konzipierung und fesselt daher bei weitem nicht so wie die Bücher.