Wenn ein Film mich dazu bringt, mich auf einer Seite anzumelden und eine eigene Meinung dazu zu äußern, dann muss er schon sehr gut sein. Bevor ich mir FURY ROAD angesehen habe, habe ich mir noch einmal den "Vollstrecker" mit Mel Gibson auf Video eingelegt.
Ich habe den neuen Film gesehen und war richtig geplättet. Dass man sich als Regisseur zwischen 55 und 70 noch einmal derartig weiterentwickelt wie George Miller, ist beeindruckend.
Viele Kritiken werfen FURY ROAD keine oder eine magere Handlung vor. Und das zu wenig geredet wird und Max ist nicht so richtig im Mittelpunkt etc. Ich kann da nicht mitgehen. Da wird Kritik daran geübt, dass der Film anders ist, als man ihn sich vorgestellt oder gewünscht hat. Das wird dieser Arbeit nicht gerecht.
Das Ding ist spannend. Superspannend. Sowas geht nur, wenn die Geschichte gut funktioniert. Dass sie einfach ist, ist eines der großen Erfolgsgesetze der Filmkunst. Aber in diesem Falle kommt die Vielschichtigkeit über die Zeichnung der Figuren, der Details der Kämpfe und der verstörenden Welt, die hier erschaffen wird. Es gibt viele Rollen im Film, und George Miller kann mit allen etwas anfangen. Der Charakter des Max erscheint mir deutlich reifer, greifbarer und realer als in den alten Filmen. Die Gestalt der Furiosa (wo ich den Namen nicht allzu glücklich gewählt finde, was reine Geschmackssache ist) hat mich total in den Bann geschlagen. Sie ist die Hauptfigur, und ich sage mal, Max ist gar nicht eifersüchtig deswegen. Nux ist als Saulus zum Paulus-Figur klasse, die alten Lady fand ich ebenfalls ganz rührend.
Vorhersehbarkeit ist das Merkmal eines schwachen Filmes. Hier habe ich nichts vorhersehen können. Es gab ständig Überraschungen, und man biss Nägel vor der Wucht der ständig heranrollenden Apokalypse. Natürlich stechen bei soviel Theaterdonner die leisen Momente im Film besonders hervor. Wenn Furiosa in der Wüste in die Knie bricht, das war für mich ein ganz starker Augenblick. Aber größte Begeisterung nötigt mir die stille Romanze zwischen Furiosa und Max ab, die in einem einzigen Kopfnicken am Schluss kulminiert. Der Moment der größten Nähe zwischen den beiden ist gleichzeitig der Abschied. Da steht viel zwischen den Zeilen, und wenn ein Erzähler mit so kargen Strichen so viel Emotion ausdrücken kann, dann ist das für mich ein Meister.
Und MAD MAX FURY ROAD ist nichts weniger als ein Meisterwerk. Hat es Schwächen? Vielleicht, aber ich will keine sehen. (Und ich sehe auch keine)
Bei MAD MAX II - DER VOLLSTRECKER gibt es eine echte Kröte, als der Homungus mit einem deutlich kleineren Fahrzeug auf Kollisionskurs mit dem Tanklastwagen von Max geht und damit, etwas unnachvollziehbar, Selbstmord begeht.
Solche willkürlichen Handgriffe habe ich bei FURY ROAD überhaupt nicht gesehen. Ich sitze einfach nur da und staune und freue mich über all diese Ideen, diese Kreativität, über diesen irrsinnigen Aufwand der unendlichen Verfolgungsjagd und über den Sinn für Romantik bei alle der makaberen Atmosphäre.
George Miller und seine Leute waren fleißig, haben sich was getraut, etwas Großes geschaffen und in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe gesetzt. Nach so einem grandiosen Filmorkan kann man sich eigentlich nur zur Ruhe setzen, oder Mister Miller? Dieser neue MAD MAX ist für sich bereits ein Lebenswerk.