Eines vor weg: Man darf nicht zu viel Realismus erwarten. Der Streifzug durch den Zug fühlt sich wie ein böser, surrealer Traum an. Der Film ist nichts für Hard-Techies, wie wohl ich einer bin. Möglicherweise ist meine Kritik zu hart und der Film hätte doch mehr Sterne verdient. Die Motive sowohl der Revoltierenden als auch der Herrschenden sind zwar plausibel.
Aber mir hat der Film eben aufgrund seiner Logikfehler nicht so gefallen:
- Das eigentliche Szenario:
Wieso überlebt die Menschheit ausgerechnet in einem Zug? Das ist einfach unnötig technisch kompliziert und ziemlich unrealistisch. Ein guter, wärmedichter Bunker wäre doch viel einfacher. Wenn es kalt wird, wirft man die Heizung an. Dazu hätte auch irgendein kleines Kraftwerk gereicht. (Und wenn's ein Kamin ist oder von mir aus ein Fusionsreaktor oder stationär "eine unendliche Maschine") Energie auf dem Land für Wärme zu erzeugen wäre technisch ziemlich simpel und es gäbe zahlreiche Möglichkeiten. Generell würde die Menschheit mit einer Eiszeit gar keine so großen Probleme haben. (Klar, Staaten würden untergehen, Milliarden von Menschen würden sterben. Landwirtschaft wäre extrem erschwert. Aber sicher würden zumindest ein paar Millionen überleben und das höchstwahrscheinlich an sehr vielen Orten auf der Erde.)
- Woher kommt die Versorgung im Zug?
Die reiche Oberschicht im Zug lebt im Saus und Braus, macht Party, säuft Alkohol, Herren lassen sich Maßanzüge schneidern usw.. (Wohl gemerkt hält der Zug niemals an und der Zug ist bereits 18 Jahre unterwegs!) Die Kapazitäten hätten selbst für das Allerlebensnotwendigste dazu niemals ausgereicht und auf diesen Schnick-Schnack hätte wohl auch eine Oberschicht in der Realität verzichtet zugunsten wichtiger Dinge.
- Handlung: Wieso gibt es überhaupt verschiedene Klassen? Populationskontrolle ließ sich viel einfacher realisieren. Dass der Zugführer dazu extra Revolten anstiften lässt, ist doch aufgrund möglicher technischen Kollateralschäden am Zug viel zu riskant (und geht ja letztendlich auch in die Hose.) Hätte ich als Diktator anders gemacht. Aber nun ja, der Diktator gefällt sich anscheinend als eine Art Sektenführer. Dass er deshalb nicht wirklich rational handelt, könnte man also noch so durchgehen lassen, denn solche Leute soll's ja geben.
- Den Leuten ist bewusst, dass sie die letzten Menschen auf Erden sind. Sie wissen auch, dass nur der Zug sie am Leben erhält, die Systeme des Zuges als auch des Schienensystems jedoch langsam aber sicher verschleißen. D.h. es ist abzusehen, dass ihre Idylle nicht ewig währen kann. Hier hätte ich doch schon an irgendwelchen Plänen gearbeitet, die Menschheit wieder langfristig auf Vordermann zu bringen.
- Die Charaktere: Sind ok, handeln teilweise aber echt bescheuert. Wieso platziert dieser Asiate einen Sprengsatz an die Zugtür? Er weiß, dass es draußen kalt ist und dass die Stelle, wo sie sich zu dem Zeitpunkt befinden, eine öde, eisige Gebirgslandschaft ist? (Sie sind vorher auch durch vereiste Städte gefahren, wo sich ein Anhalten vielleicht sogar lohnen würde.) Und dass der Zug, wenn er einmal kaputt ist, wohl höchstwahrscheinlich nicht mehr zu reparieren ist? Und das auch noch, wo sie kurz davor sind, ins Führerabteil zu kommen, von wo man aus den Zug auch ohne Schäden hätte stoppen können, "um mal frische Luft zu schnappen"?