Opfer der 3D Konvertierung und mangelnde künstlerische Verantwortung!
Der Film erzählt die Geschichte eines Außerirdischen, der sich trotz seiner übermenschlichen Kräften, als Mensch und Superheld eine neue Heimat schaffen muss.
Zack Snyders Man of Steel Verfilmung und die Pläne dazu habe ich aufmerksam vom ersten Augenblick an beobachtet und begleitet. Einem lieben Freund sagte ich schon vor Jahren: "Zack Snyder reitet Hollywood wildestes Pferd". Ganze drei Kinogänge war mir Snyders Rodeo wert. Aber das ging mir schon öfters so mit dem Cowboy der Filmemacher. Das soll jetzt nicht Thema sein. Es geht hier ja um das stählerne Ross.
Snyder bietet dem Kino-Publikum seinen Mann aus Stahl wie er sein muss. Allmächtig, Göttlich, Gigantisch und als Comic-Actionheld die absolute Nr. 1. Keine noch so erdachte und bekannte Comic-Figur wird diesem Superhelden je das Wasser reichen - bis wir eines Tages eines besseren belehrt sein werden. Übrigens „SuperGrobi“ ist über jeden Vergleich erhaben.
Snyder haut uns eine Action-Verfilmung um die Ohren, wie sie es so nie gegeben hat. Michael Bays Transformers gleicht im Nachhinein wie eine Inszenierung der Augsburger Puppenkiste. Die üblichen Sehgewohnheiten wurden bis zum Äußersten strapaziert. Eher überstrapaziert durch die 3D-Konverterierung. Jedem Filmfan ist ersichtlich, dass Snyder den Film in 2D filmte und umsetzen wollte. Hier aber hatte Warner Bros. andere Vermarktungspläne. Superman sollte in 3D auf die Leinwand. Da liegt auch eine der ganz großen Schwächen des Films.
Sicher hat der Zuschauer die Wahl, er kann in ein Kino gehen wo der Film in 2D präsentiert wird. Nur, was soll er tun, wenn der Kinobetreiber aus finanziellen Gründen kein Interesse hegt, einen so massig beworbenen 3D Film, in 2D zu präsentieren? Der Zuschauer soll, wenn er keine Wahl hat – wie so oft in den letzten Jahren, die bittere Pille schlucken. Hier entsteht ein schleichender Prozess des altbekannten Mottos „Friss oder Stirb“
Zwei Anmerkungen zu diesem Motto der deutschen Filmeverleiher und deren Einkäufer: 1. Wenn das Kino eine Zukunft hat, dann durch seine einzigartige Kunst der laufenden Bilder. Nicht durch überteuerte Karten für 3D-Filme, Popcorn-Eimer, Cola in gigantischen Pappbechern usw. Oder die von den Filmemachern Steven Spielberg und George Lucas prognostizierten Big-Event-Kinos, wo du für 50 Dollar dich in Snacks und Softdrinks ertränken kannst, einen Gutschein für eine DVD/Blue-Ray zum Film samt Filmposter erhältst.
2. Der gemeine Filmkritiker sollte aufhören, diesem Gebaren der Filmverleiher zu folgen. Der Zuschauer muss seine Kraft erkennen, und solche Vorführungen nicht mehr ansehen. Das wäre eine Co-op-Aktion beider Parteien. Bereits im Vorfeld sollten Filmbesprechungen das Spektrum des Filmemachers ausdruckstark beleuchten und deutlich machen. Im Fall „Man of Steel“, und vielen anderen, hat das Studio den finanziellen Aspekt dem künstlerischem Aspekt vorgezogen. Das muss also in den Blickpunkt gerückt werden, damit die Verleiher aufmerksam werden.
Zurück zum Film. Genau der letztgenannte Aspekt zerstört den Film auf nachhaltige und irritierende Weise. Denn Bildermagier und Filmcowboy Snyder präsentiert eine Urwucht des Comichelden-Actionkinos, wie nie zuvor erlebt. Seine Mittel der Filmemacherkunst und das Wirken seiner Vasallen(Kamera, Sound und Musik) werden auf das brutalste vergewaltigt. Der Täter: Der Verleiher; Tatwaffe: 3D-Konvertierung; Beweis: Zuschauer die den Film, wegen der Waffe, nicht im Kino ansehen konnten, können und wollen. Die Zuschauerzahlen sprechen für sich. Aktueller Stand vom 2. Juli: Ohne es überhaupt an die Spitze der Kino-Charts geschafft zu haben, musste sich das Spektakel bereits jetzt mit dem dritten Platz begnügen und holte am vergangenen Wochenende nur 149.904 Zuschauer von insgesamt 549.519.
Weiteres und erhebliches Manko des Films. Das Drehbuch. Schreiber David. S. Goyer erfindet klasse Storys. Siehe The Dark Knight (2008) und The Dark Knight Rises (2012), die Drehbücher schrieb aber Jonathan Nolan, der Bruder von Christopher Nolan. Und Jonathan war es auch, der den ersten Entwurf zu Man of Steel verfasste, während der ersten Drehs aber von Zack Snyder durch Goyer ersetzt wurde. Goyer hat mit seinem Drehbuch eine holprige und teils unlogische Geschichte erzählt, außerdem vermag sie nicht zu fesseln, obwohl das Produktionsteam den großen Wurf prognostizierte. Zack Snyder trägt die künstlerische Verantwortung für den Film und den Austausch des Drehbuchschreibers.
Achtung +++Mini+++Spoiler+++:
Was sich Goyer/Snyder mit der Szene dachten, in der Jor-El den Gen-Pool der Krytonier in seinem Sohn pflanzte, bleibt mir schleierhaft und erinnerte mich zu sehr an George Lucas Star Wars Episode 1 -Die Midichlorianer – Story.
++++Spoilerende+++
Fazit: Zack Snyder war verantwortlich und insgesamt hat er keinen guten Ritt abgeliefert. Die Action hat er spektakulär in Szene gesetzt. Die Schauspieler sind präsent und genial besetzt. Das Drehbuch ist Flickschusterei und verantwortlich für die Schwächen des Filmes. Hans Zimmer tolle Filmmusik rennt dem wildem Pferd meist hinterher.
Die Studios, Verleiher, Filmeinkäufer und Filmemacher sollten sich vorher einigen, wie sie die Filmkunst des Regisseurs präsentieren wollen. Ansonsten bleibt das Publikum aus. Siehe Zuschauerzahlen. Eine Fortsetzung ist geplant. Der Drehbuchschreiber wurde getauscht. Das macht Hoffnung.