Ich war zugegeben skeptisch, nachdem ich die ersten "Man of Steel"- Gerüchte aufgeschnappt hatte. Christopher Nolan und David S. Goyer hatten mit dem Batman-Reboot das Comicbuch-Filmgenre revolutioniert, es greifbarer, bodenständiger, menschlicher gemacht, währenddessen Zack Snyder der Welt seinen unverkennbaren visuellen Stempel aufdrückte. Und als Hauptdarsteller dann auch noch Henry Cavill, dem ich eigentlich schon die Rolle als Bond gönnte, der nun aber die Rolle spielen sollte, von der er immer geträumt hatte?
Das las sich surreal, zu perfekt, eigentlich schon zu viel des Guten...
Trotzdem war ich nach den ersten Trailern und nach den bisherigen Comicbuch-Verfilmungen eigentlich davon überzeugt, dass genau diesen Menschen gelingen könnte, was bisher - zumindest aus meiner Sicht - niemandem gelungen war: Superman zu einem interessanten Helden zu machen. Superman war nie der Held meiner Kindheit, er war mir zu perfekt, zu glatt und schon als Kind empfand ich es albern, dass eine Brille genügen sollte, um sich vor der Welt und ihrer Paranoia und ihren Ängsten zu verstecken. Kurz: Superman war für mich eigentlich gänzlich uninteressant, obwohl in ihm eigentlich Potential steckte. Und das Duo aus Nolan und Goyer hatte bis dahin bewiesen, dass sie auf subtile Art und Weise, genau solches Potential an die Oberfläche kitzeln können.
So ging ich also mit einer ordentlichen Portion Hoffnung, Neugierde, aber auch mit der Angst im Bauch enttäuscht zu werden ins Kino: Und ich sah meine Hoffnung bereits im Prolog zu "Man of Steel" langsam sterben. Keine Frage, in "Man of Steel" steckte durchaus viel Gutes, es gab Szenen, die mich tief berührten
(darunter die eigentlich einzige Rückblende, die ich gelungen fand: Nämlich der Moment, in dem Clark mit seinen Fähigkeiten konfrontiert wird und alle zugleich auf ihn einströmen und ihn erdrücken)
und andere, die mich schier sprachlos machten, aber das Gesamtwerk ließ mich kalt, wirkte wie eine leere Hülle, am ehesten noch wie ein kleiner Vorgeschmack auf das, was nach "Man of Steel" noch kommen könnte.
Der Prolog zeigt sehr gut, was ich an Zack Snyder schätze, aber bereits dort hat man für mich zu viel gewollt, hat man sich zu sehr ins Zeug gelegt und die anfängliche Atemlosigkeit, die einen als Zuschauer begleitet, driftet in eine scheinbar nicht enden wollende Zähigkeit ab. Und so geht es bis ungefähr zum letzten Drittel des Films weiter. Actionreiche Szenen, bei denen man mit dem Auge kaum noch erfassen kann, was gerade geschieht, wechseln sich mit zähen Rückblenden und Erinnerungen ab, die leider alles zeigen und nicht nur bloß andeuten. Warum raubt man dem Zuschauer hier jede Fantasie? Und wieso nimmt man sich so viel Zeit, alles zu erklären, versäumt es dann aber, sich auch Zeit für seine Charaktere zu nehmen? Denn Tiefgang vermisse ich bei fast allen Charakteren, vor allem aber natürlich bei Clark/Superman. Und das Drehbuch trägt auch nicht dazu bei, dass Henry Cavill diesen Missstand schauspielerisch wieder hätte gut machen können: Nein, stattdessen war er die meiste Zeit dazu verdammt grimmig oder verloren drein zu blicken - und vor allem damit, die Stirn zu runzeln. Das ist schade, denn wer "The Tudors" gesehen hat, weiß, dass in Henry Cavill durchaus das Zeug dazu gesteckt hätte, Superman/Clark mehr Facetten zu geben.
Man of Steel ist für mich ein Film der verpassten Chancen. Angefangen bei Clark/Superman selbst, den einige Szenen in der Gegenwart deutlich besser getan hätten, als so viele in der Vergangenheit, bis hin zu dem Drehbuch, bei dem man das Gefühl hatte, dass man dem Zuschauer viel bieten wollte, den Film dann aber auf Szenen, die in Extremen Zuhause sind, heruntergebrochen hat. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso dieser Film fast nur aus Szenen besteht, in denen eine einschneidende Erfahrung nach der nächsten gezeigt wird - deren Auswirkungen aber - wenn überhaupt - meist nur erahnen kann.
Ich kann für Teil 2 nur hoffen, dass alle Beteiligten sich auf ihre Stärken zurückbesinnen und die Oberflächlichkeit von "Man of Steel" hinter sich lassen und diese stählerne, ernste Oberfläche durchbrechen und sich in die Tiefe vorwagen und auch Superman endlich zu einem Held wird, der er verdient zu sein. Das Potential ist da und war auch in "Man of Steel" hier und da zu erahnen oder teils greifbar.
"Man Of Steel Gewinnspiel"