Während Batman wunderbar entstaubt wurde, war es nur logisch Amerika's größten Helden ebenso zu reanimieren. Stilfetischist und Superman - Fanboy Zack Snyder übernimmt das Ruder, Nolan und Goyer weben die Geschichte drumherum. Die Erwartungen zuvor astronomisch, die Kritiken nachher wie so oft gedämpft. Schlussendlich lässt sich sagen, dass Superman den Film bekommen hat, den er verdient hat. Actiongewaltiges Bombast von nie gesehenem Ausmaß, epische Worte und Taten untermalt von einem preisenden Soundtrack Zimmers'. Trüben tut das ganze allerdings der katastrophale Schnitt mit wenig bis gar keinem Gespür für Timing.
Und so beginnt es, das DC Großprojekt und auch der Auftakt einer neuen Superman – Reihe. Znyder wähnt sich zunächst voll in seinem Element, inszeniert futuristisches Design und eine neue, großartige Welt Krypton mit dem schon bekannten, farblich exzessiven Znyder – Touch. Dabei lassen einige Settings schon bekanntes aufleben, man erinnert sich an "Star Wars" und "Avatar", er balanciert spielend auf dem Grad des Ideenklaus, ohne dass man ihm tatsächlich etwas dafür ankreiden könnte. Kurz und prägnant bringt das Drehbuch von Nolan und Goyer die Zerstörung Kryptons und Geburts Kal – El auf den Punkt, reißt einige interessante Facetten um künstliche Geburtenkontrolle an und schickt Zod und seine Gefolgschaft in die Verbannung, ehe das wirkliche Abenteuer seinen neuen Anfang findet.
Ab da an springt die Geschichte immer wieder hin und her. Bringt uns stillschweigend und mystifizierend den Outlaw – Charakter des jungen Mannes Clark Kent dar, erzählt in Rückblenden dann aber auch von seiner schwierigen Jugend und bekommt das Gefühl vermittelt, dass schon die anderen Superman Filme zur Schau stellten. In der Nähe von Clark passiert stets etwas spannendes.
Mit den zahlreichen Orts- und Zeitverschiebungen beschleunigt sich mitunter auch der Schnitt. Und das größtenteils zum Ärger der Zuschauer. Vor allem in der zweiten Hälfte dann versaut das Ganze die Actionszenen, switcht schnell und unüberlegt zwischen Ruhe und Action, bei der die Szenen an Gefühl oder auch epischem Bombast verlieren. Was man zu Beginn mit Ruhe bemüht, vor allem die Dialogszenen von Clark mit seinen beiden Vätern, reißt man dadurch wieder um. Sowieso sind nicht die Dialoge das Prunkstück von "Man of Steel", Jonathan Kent und Clark haben großartige Momente, aber trotzdem wird Clark immer wieder als Weltenveränderer angepriesen und wiederholt, der warten muss. In der Ruhe des Wirbelsturms, in der Jonathan Clark bei der versuchten Rettung abwinkt, entwickelt der Film dann seine wahrlich faszinierende Kraft, genau wie Superman's Flug in den Weltenwandler oder Superman's rasanter Angriff auf Zod, um seine Mutter zu schützen. Znyder kann sich seines Style over Substance auch bei "Man of Steel" nicht erwähren, muss er aber auch garnicht. Die Vergleiche mit Nolan's Batman – Trilogie sind unangebracht, Clark ist ein zweifelnder, pazifistischer Charakter, der lernen muss, für die Menschheit im richtigen Moment da zu sein und Superman sein alter Ego, der es dann richtig krachen lässt. Genau das vermittelt der Film mit dem richtigen Flair, das ist der Superman, den unsere Generation gebraucht hat. Schlussendlich ist die Kritik über den angeblichen CGI Overkill gegen Ende unbegründet, dies ist ein Supermanfilm mit einem Superman von ungeahnter Kraft und Wucht, der auf einen ebenbürtigen Gegner trifft: Über sämtliche verbale Konfliktbewältigung ist man am Ende längt erhaben, es muss krachen und explodieren. Und das tut's.
Vor allem Faora's fantastisch, ausschauende Beschleunigung im Kampf ist mehr als atemberaubend, das ganze wirkt größtenteils wie ein Reallife – Dragonball Z Szenario. Ebenso großartig und denkwürdig ist der Endkampf zwischen Zod und Superman, in der man den anderen auch mal ein ganzes Hochhaus fressen lässt oder mit einem übergroßen Stahlträger vermöbelt. Die gestreuten Easter Eggs von Lexcorp bis Wayne Enterprise, garniert mit Znyders persönlichen Anspielungen auf "300" bis "Watchmen" (vor allem die gelbe überdimensionierte Sonne bei der Traumszene und Lois Lane und Clark Kents Gegenüberstellung auf einer leergefegten Ebene erinnern beinah 1:1 an seine vorherige Comicverfilmung) geben Comicfans dann noch das letzte i-Tüpfelchen.
Henry Cavill legt mit seinem Superman Einstieg eine gute Leistung auf, wenn er auch ein wenig zu oft seine Stirnfalten spielen lässt. Daneben wirkt vor allem Amy Adams als Lois Lane mit ihren Off – Voice Berichten als gelungener Katalysator für die Handlung. Tragendste Rollen daneben haben die großartigen und verständnisvollen Darstellungen der beiden Väter Russell Crowe und Kevin Costner. Crowe weiß trotz großem Potential, unwirklich und albern zu wirken, stets erhaben und führsorglich, während Kevin Costner, natürlich mehr geerdet, ein gewaltiges Opfer bringt um seinen Ziehsohn zu schützen.
Michael Shannon's Zod bleibt wahrscheinlich nicht ewig in Erinnerung, beweist aber mit genügend Zorn und aggressiver Tragik, dass er als Superman's Gegner die absolut richtige Wahl war.
Fazit: "Man of Steel" hat seine Hänger und seine Widrigkeiten, dennoch erstrahlt der womöglich größte Held auf diesem Planeten in neuem znyderfarbenden Licht, der vor allem mit seiner Kraft und Wucht zeigt, dass er nicht von dieser Welt ist. Ein Actionfeuerwerk von noch ungeahnter Brillianz sichert dem Team um Znyder, Goyer und vielleicht auch Nolan das Einverständnis für Teil 2. Und dann muss vor allem Snyder zeigen, dass er bei einem nostalgisch, interlektuellen Duell wie mit beispielsweise Erzfeind Lex Luthor storytechnisch noch einen drauf legen kann, wie es eben jener Nolan bei seinem "Dark Knight" getan hat. "Man of Steel" Gewinnspiel