Der Hobbit Teil I – Filmkritik
Zuerst einmal, ich hatte an den Film sehr geringe Erwartungen, wäre es nicht um die technisches Aspekte gewesen, ich hätte ihn im Kino wohl nicht besucht, sondern auf den BD-Release gewartet und dann auch nur geliehen. Ich habe den Herrn der Ringe gelesen, auf deutsch und englisch, die Filme sowohl normal als auch extended mehrmals gesehen. Den Hobbit habe ich ebenfalls gelesen, konnte jedoch nie viel damit anfangen, es ist eben doch ein Kinderbuch und ich gehöre offenbar nicht zu den Menschen, die im Erwachsenenalter Kinderbücher noch immer genießen können, leider.
Ich habe den Hobbit vor längerer Zeit gelesen, daher werde ich mit Kritik zum Umsetzen des Buches an sich wohl eher sparsam verfahren, wobei ich glaube, dass man es nicht ignorieren kann (oder soll). Außerdem gehöre ich zu den Menschen, die der Meinung sind, dass eine Literaturverfilmung, um ein guter Film zu werden, eine gewisse Freiheit von der literarischen Vorlage benötigt. Einen Vergleich mit der Herr der Ringe Trilogie will ich dem Film nicht antun, auch wenn er seinen Erfolg zu großen Teilen aus dessen Erfolg beziehen wird, doch gibt es kaum einen Film, der bei solch einem Vergleich allzu gut da stehen würde. (Ihr merkt, ich bin großer Fan der HdR-Filme).
Technik
Zu den technisches Aspekten, die mich in den Saal gebracht haben: Der Film wurde mit der Red Epic 3D Kamera digital gefilmt und in ausgewählten Kinos in 48 fps gezeigt. 48 fps entspricht einer Verdopplung der gewohnten 24 fps Zahl, was helfen kann Probleme der 3D Filme zu kompensieren. Ich glaube diese Technik wird sich halten (Cameron will Avatar 2 in 60 fps zeigen), jedoch ist sie noch nicht ausgereift, was am Bild durchaus zu sehen ist. Zumindest gehe ich davon aus, ich habe die 24 fps Variante nicht gesehen, doch in 48 fps viel öfter ein störrendes Leuchten von Stirnen auf, das Kerzenleuchten war alles andere als überzeugend und teilweise sahen die Filmsets aus wie … nun, Filmsets … was sie im Film nicht sollten ;) Wer an den technischen Aspekten kein großes Interesse hat, sollte sich die normale 24 fps Variante in 2D göhnen und seinen Geldbeutel schönen. Auch sehr interessant war die neue Auflösung mit 5188 Pixeln in der Breite, was sogar höher als 4K ist. Und auch wenn ich immer noch ein Fan von normalem Film anstatt digitalem Material bin (wer auf Film gefilmte Filme sehen will, sollte einfach mal bei Christopher Nolan vorbeischauen, der immer noch den Großteil seiner Filme auf Film produziert) wird die digitale Videotechnik definitiv immer besser.
Zum Team
Eigentlich war Guillermo del Toro für den Film als Zweiteiler vorgesehen und ich glaube es wäre ein wesentlich besserer Film geworden. Doch Peter Jackson hat beschlossen seinen Schatz nicht aufzugeben und Guillerme del Toro mehr oder weniger gefeuert, als letzter von vier Drehbuchschreibern hat er es sogar noch in die Credits geschafft. Als Kameramann hat Peter Jackson seinen Dauerangestellten Andrew Lesnie dabei, wobei er sich offenbar die Technik schneller Schnitte (leider) immer mehr zu eigen machte, diese gibt es im Hobbit ziemlich häufig und sind in meinen Augen auch ein negativer Punkt des Filmes, da sie gerade die Kampfszenen teilweise unansehnlich machen. Für den Soundtrack zeichnet wieder Howard Shore verantwortlich, der (wie eigentlich immer) hervorragende Arbeit leistet.
Zur Verfilmung
Der Hobbit ist ein Kinderbuch, mit einfacher gerader Geschichtsführung und einem Humor, für den mir im Deutschen traurigerweise immer ein passendes Wort fehlt, im englischen würde man goofy sagen, übersetzt “albern” oder “doof” aber irgendwie treffen es diese Wort nicht ganz, doch ich denke man weiß, was ich sagen will. Dieser Humor mag ganz nett sein, meiner ist er nicht. Sehr unpassend ist hierbei auch die Umsetzung, da Peter Jackson offenbar beschlossen hatte, die Stimmung von Herr der Ringe in den Film zu bringen, was ihn um diesen “goofy” Humor herum ziemlich düster erscheinen lässt und (neben anderen Aspekten, wie der Gewaltdarstellung) dafür sorgt, dass der Film für Kinder unter zehn/zwölf (für die das Buch normalerweise hervorragend geeignet ist) definitiv nicht zu empfehlen ist. (Vor mir saß passenderweise sogar ein Mädchen mit vielleicht sieben oder acht Jahren, dass sich in mehreren Szenen ängstlich an den Vater gekuschelt hat).
Der Hobbit ist kurz. Das ist wichtig. Etwa 350 Seiten für am Ende etwa neun Stunden Film. Man muss nicht mal ein schneller Leser sein um in dieser Zeit das Buch komplett zu lesen. Warum diese Länge als nötig empfunden wurde, kann ich nicht sagen, manche behaupten es gehe rein ums Geld, vielleich stimmt das. Ich fürchte viel mehr dass Peter Jackson einfach als Regisseur nicht in der Lage oder vielleicht auch einfach nicht bereit ist, sich “kurz zu fassen” und seine Filme einfach gerne ausufern lässt. Ich habe nichts gegen lange Filme, viele meiner Lieblingsfilme sind lang, doch nur wenn es sinnvoll lang ist. Der erste Hobbit-Teil dauert drei Stunden, in dieser Zeit hätte man ohne Probleme auch das gesamte Buch stecken können. Was entsteht daraus? Längen. Und Stoff, der eigentlich nicht im (Hobbit-)Buch vorkommt um eben diese Längen zumindest ansatzweise zu füllen, was allerdings nur selten gelingt.
Daraus folgt, dass der Film viel Zeit benötigt ohne wirklich wichtiges auf die Leinwand zu bringen, als wäre allein die jeweilige Kameraeinstellung genug um sie zu zeigen, unabhängig ihrer Bedeutung in der Handlung. Die Dinge, die für die Handlung wichtig sind, sind oft unnötig in die Länge gezogen, allein wie lange es dauert, bis Bilbo sich endlicht entschließt doch mitzukommen, wäre auch in der Hälfte der Zeit unterzubringen ohen ernsthaft etwas zu verlieren. Im Großen und Ganzen erscheint der Hobbit wie ein Rohschnitt, bevor sich der Regisseur und der Editor an den Tisch setzt und sagt: “Machen wir jetzt einen Film daraus”. Im Ende empfand ich den Film einfach als ziemlich langweilig. Es gab eine sehr schön umgesetzte Szene, das Treffen von Bilbo und Gollum, der wieder sehr toll mit Hilfe von Andy Serkis und der CGI umgesetzt wurde.
Zu CGI ein weiterer Punkt: Sie wurde manchmal übertrieben eingesetzt, das Geschirrfrisbee war zum Beispiel sehr übertrieben. Und was ich nicht wirklich verstehe, warum mussten die Orks und Warge für den Hobbit neu und anders als in Herr der Ringe gemacht werden, die Unterschiede waren durchaus offensichtlich und ergeben für mich eigentlich wenig Sinn.
Die deutsche Synchronisation ist gewohnt gut gemacht (auch wenn es manche Leute, die wie ich fast alles im englischen O-Ton sehen, gerne verleugnen, Deutschland hat die wahrscheinlich beste Synchronisationsindustrie der Welt), sehr störrend empfand ich allerdings, dass die “Herr” und “Frau” Titel dauernd gesprochen worden sind, was im Deutschen eher unfreiwillig komisch erscheint, vor allem wenn es ein angsterfüllter Schrei um Hilfe nach “Herr Gandalf!” ist.
Die Schauspieler
Unabhängig vom negativen Urteil über den Film, die Schauspieler haben durchweg gute Arbeit geleistet, sehr schön war auch das Wiedersehen vieler alter Herr der Ringe Freunde, wobei Woods Cameo nicht wirlich nötig war. Martin Freeman konnte als Bilbo sehr überzeugen, Richard Armitage als Thorin ebenso. Die anderen Zwerge blieben etwas farblos und wenig aus der Masse hervortretend, was jedoch mehr an der Handlung als den Schauspielern liegen dürfte.
Fazit
Der Hobbit ist in meinen Augen zu lang für die kurze und wenig komplexe Geschichte und daher eher langweilig anzusehen. Viele Leute werden den Film trotzdem genießen können, entweder als ziemlich detaillierte Umsetzung des Buches für die Liebhaber, manche einfach als Wiederkehr in die immer noch wunderschöne Welt von Mittelerde, manche wegen der Wiederkehr bekannter Charaktere. Ich werde Teil II und Teil III jedoch definitiv nicht im Kino sehen, da für mich keines dieser Argumente weitere Kinogänge rechtfertigt, ich fürchte Peter Jackson hat es hier einfach mit drei Teilen übertrieben, mal ganz abgesehen davon, dass er damit eigentlich fast danach schreit mit George Lucas Star Wars Episoden I-III verglichen zu werden, was allerdings wenig Gutes hoffen lassen würde.
Am Ende bleibt zu sagen: Es wurde bereits eine Extended Cut Version des Hobbits angekündigt. Vielleicht sollte man sich nach den 48fps zu einem weiteren Novum überreden lassen: Einem “condensed” Cut, also einer wesentlich kürzer geschnittenen Version als der im Kino gezeigten.