Nachdem Moore Bond Nr. 2, "Der Mann mit dem goldenen Colt" an der Kinokasse ein herber Rückschlag war, aber auch qualitativ nur wenige mit ihm zufrieden waren, wurden Neuerungen dringend erforderlich, um die Serie zu retten. Erstmals vergingen 3 Jahre zwischen zwei Bond-Filmen, doch machte das Sinn, weil die Filme 1977 ihr 15jähriges Jubiläum feierten. Und "Der Spion, der mich liebte" holte die Bond-Filme nicht nur aus ihrem Tief heraus und hob die Serie auf eine ganz neue Qualitätsstufe, sondern beinhaltete ob des Doppeljubiläums (der 10. Film im 15. Jahr) auch diverse Anspielungen auf die neun Vorgänger.
Schon die Vortitelsequenz vermag direkt Spannung aufzubauen, wenn hier ein britisches und ein russsisches U-Boot verschwinden. Wem das bekannt vorkommt, ja der Storykörper von "Der Spion, der mich liebte", ist dem von "Man lebt nur zweimal" zehn Jahre zuvor, absichtlich recht ähnlich gehalten, ohne jedoch dessen Schwächen zu haben.
Den Abschluss der Vortitelsequenz bildet einer der genialsten Stunts der ganzen Bond-Serie.
Beim Ablauf von Maurice Binders Titeln gab es direkt mal zwei Premieren. Zum einen sah man erstmals einen Bond-Darsteller in selbigen, was hier aber auch Sinn macht, um dem Titelsong, der erstmals (Premiere Nr. 2) nicht wie der Film hies, mehr Ausdruck zu verleihen.
Man sieht diesem Film von Anfang an jeden Cent seines 14 Mio. Dollar-Budgets an, wie z.B. direkt bei Strombergs Atlantis, das sowohl von Innen als auch Außen einen großartigen geschmackvollen Anblick bietet.
Während die Handlung in Gang kommt, gibts weitere Hommagen an die Vorgängerfilme. Wenn Stomberg eine Sekretärin beseitigt, erinnert das an den Tod Helga Brandt in "Man lebt nur zweimal" oder der Tod einer Frau, von der Bond Informationen möchte, an den von Fiona in "Feuerball".
Was bei "Der Mann mit dem goldenen Colt" völlig in die Hose ging, Moores Bond auch mal skrupellos zu zeigen, gelingt hier perfekt, wenn er, kaum eine gewünschte Info bekommen, diesen jemand mal eben 'fallen läßt', gekrönt von einem Moore-typischen Spruch.
Mit Barbara Bach stellte man Moore hier auch das kompetenteste und schönste Bond Girl seit Diana Riggs Tracy in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" zur Seite. Zudem auch eine Frau, die ihm Paroli bieten kann. Wie Major Anya Amasova dem Macho Bond immer wieder mal eine Nasenlänge voraus ist oder ihn auch mal austrickst, hat was. So wie Anya stellt man sich eher eine Agentin vor, nicht wie eine stets meckernde, unterbelichtete Blondine, ala Mary Goodnight in "Der Mann mit dem goldenen Colt".
Ebenfalls eine gelungene Figur des Films ist der Beißer (im Original Jaws als Anspielung auf Spielbergs "Der weiße Hai" der im Original genauso hieß). Dieser stahlt hier noch wirklich Bedrohlichkeit aus und das Bond bei den Begegnungen mit ihm tricksen muss, um zu entkommen, hilft der Glaubwürdigkeit.
Was diesen Film auch so perfekt macht, dass Action und Spannung sich perfekt mit Moores Humor vertragen. Ein absoluter Whow-Moment des Films ist es, wenn man nach einer tollen Verfolgungsjagd sieht, was in Bonds Lotus steckt. Dieser ist ein würdiger Nachfolger des Aston Martin in "Goldfinger".
Bei allem Humor, der hier zum Tragen kommt, nimmt man es dem Film aber auch ab, wenns mal ernst wird, etwa wenn Bond selbst plötzlich auf Anyas Abschussliste landet, als sie etwas über ihn herausfindet. Anyas Art Bond zu drohen, kommt völlig glaubwürdig rüber, auch weil unter dem Macho der harte Spion für einen Moment wieder durchblitzt.
Grandios ist die Auflösung, wenn man zu sehen bekommt, was es mit dem Verschwinden der U-Boote auf sich hat, so dass es erstmals seit "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" wirklich wieder zu seiner großartigen, groß angelegten und vor allem, anders als bei "Diamantenfieber" sehenswerten Schlacht kommt.
Zusammenfassend kann man wirklich sagen, bei diesem Bond wurde alles richtig gemacht. Moore IST Bond, der Film ist flott, witzig, ohne Leerlauf, bietet grandiose Drehorte, Kulissen, einen gelungenen Soundtrack von Marvin Hamlish (John Barry pausierte das zweite Mal in der Serie), einem tollen Bond-Girl, sowie innovative Actionszenen.
Das Ergebnis war, dass "Der Spion, der mich liebte" "Feuerball" als erfolgreichsten Bond-Film ablöste und zudem drei Oscar-Nominierungen (Bond-Rekord bis zur 5fach Nominierung von Skyfall) einfuhr für Ausstattung, Titelsong und Soundtrack, aber leider keine der Statuen gewinnen konnte.