Der Superheldenfilm seie eindlich erwachsen geworden, heißt es. Zurecht, möchte man meinen, denn obwohl "The Dark Knight" nicht gerade eine hochphilosophische Gesellschaftsparabel ist (die er aber auch gar nicht sein will, wohlgemerkt), bietet er doch immerhin psychologischen Tiefgang. Dass dieser nicht unbedingt zum besten gehört, den die Filmgeschichte zu bieten hat, lässt sich dann doch verschmerzen, ist es doch "nur" ein Comicfilm. Und als ein solcher gehört er bestimmt zu den besten bisher, auch wenn er doch Meilen vom Tiefsinn eines "Watchmen" entfernt ist. Aber einer der besten Filme aller Zeiten? Da kann ich ehrlich gesagt nur lachen.
Dabei ist der Film nicht nur gut, er ist sogar sehr gut. Die Inszenierung ist genau das, was man bei dem Aufwand und dem Budget erwartet, nämlich detailgenau, krachend, actionreich und stellenweise beinahe überwältigend, wenn man den ganzen Spaß im Kino erlebt, wohlgemerkt. Für genau solche Filme stehen immer noch Kinos in unseren Städten. Dabei besteht der Film zum Glück auch nicht aus lauter CGI-Spielereien, sondern bietet angenehm wirklichkeitsgetreue Action, die toll die allgemein realistische Atmosphäre unterstützt. Die Story ist ebenfalls gut, will zumindestens nicht mehr sein, als sie ist, auch die Schauspieler sind perfekt besetzt und überzeugen allesamt in ihren Rollen. Natürlich auch Heath Ledger, der ehrlich gesagt aus der Rolle des Jokers mehr macht als sie eigentlich bietet. Seine entfesselte Performance kontrastiert in meinen Augen ein wenig mit dem Handeln des Jokers selbst. Hier auf ein Auto geschossen, da ein wenig (okay, sehr viel, eigentlich) an Geld verbrannt, aber wirklich böse Taten, zumindestens die Darstellung von diesen, fehlt mir ein wenig. Die sehr subtile Gewaltdarstellung öffnet den Film zwar für eine größere Zuschauermenge, schadet aber meiner Meinng nach etwas der düsteren Atmosphäre. Aber auch das fällt einem eigentlich erst nach längerem Überlegen und mehrmaligen Schauen auf. Zuerst ist man einfach nur überwältigt von der Wucht des Films. Er ist (soweit es geht) schonungslos, fesselnd und bietet ein gutes Ende, welches einen tollen und sehr düsteren Akzent für einen Nachfolger setzt. Christopher Nolan liefert hier eine wirklich sehr gute Arbeit ab, die zwar hinter der Hintersinnigkeit von "Memento" oder den Überraschungseffekten von "Prestige" bleibt, aber die vom Genre vorgegebenen Grenzen vollständig ausfüllt, hier und da sogar ein paar neue Akzente setzt. Der Film könnte mehr sein, sicher. Aber er tut nicht so, als ob er mehr wäre.
Sein größter Schwachpunkt ist eigentlich der ganze Hype drumherum. "Der beste Film des Jahres", "Einer der besten Filme aller Zeiten". Wie schon oft gesagt, wäre Heath Ledgers Tod nicht gewesen, hätte der Film bei Weiten keinen SO großen Erfolg gehabt. Er hat sich mit deiner Darstellung ein letztes Denkmal gesetzt, klar. Aber dieses wird meiner Meinung nach zu sehr auf den ganzen Film übertragen. Glücklicherweise ist der Film wirklich sehr gut, sodass der ganze überschwängliche Jubel erträglich wird. Aber er ist noch lange kein Meisterwerk, nicht in meinen Augen. Außerdem schraubt der Hype die Erwartungen an den Nachfolger so hoch, dass es eigentlich nur eine Enttäuschung werden kann, für die ganzen Fanboys jedenfalls. Dabei wird dieser wohl noch düsterer als "The Dark Knight" werden, wenn man sich das Ende nochmal in Erinnerung ruft.
Dennoch, ein wirklich toller Film und ein grandioses Kinoerlebnis, welches auf einem kleineren Bildschirm leider etwas von seiner Wucht verliert. Kein Meisterwerk, kein besonderer Meilenstein, aber das beste, was ein hochprofuzierter Hollywood-Blockbuster sein kann. Und trotzdem, auch wenn es die meisten Fans wohl nicht verstehen können: Christopher Nolan kann es auch besser.