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    Starter For 10
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Starter For 10
    Von Jan Hamm

    Seine Wandlungsfähigkeit muss James McAvoy nicht mehr unter Beweis stellen. Mit durchgehend starkem Schauspiel verdiente er sich in komplexen Dramen (Abbitte), im Blockbuster-Kino (Wanted) und insbesondere im Politthriller Der letzte König von Schottland, in dem er Oscar-Preisträger Forest Whitaker streckenweise fast die Schau stahl. In Tom Vaughans romantischer Komödie „Starter For 10“ qualifiziert sich der Schotte jetzt für ein weiteres Genre. Wieder trägt er den Film problemlos. Eine große Leistung ist das diesmal allerdings nicht, denn der von Tom Hanks produzierte Streifen ist ein müde inszenierter Balztanz, der seine Figuren als langweilige Stereotypen vorführt und bei dem das durch einen überbordenden Eighties-Soundtrack versprühte Retro-Flair zum bloßen Selbstzweck verkommt.

    Schon seit früher Kindheit weiß der aus schlichten Verhältnissen stammende Brian Jackson (James McAvoy): „Wissen ist Macht!“. Tag für Tag zappen er und sein Vater (James Gaddas) sich durch Quizshows, um ihre Allgemeinbildung zu erproben. Zum jungen Mann gereift, wird der wissensdurstige Brian an der Elite-Uni Bristol aufgenommen. Endgültig angekommen ist er, als ihm eine Ausschreibung auffällt: Das universitäre Quizteam sucht Mitglieder für einen Auftritt in der TV-Show „Starter For 10“. Beim Eignungstest läuft Brian der knallblonden Alice (Alice Eve, Stage Beauty) über den Weg, in die er sich Hals über Kopf verliebt. So richtig kompliziert werden die Dinge, als mit Politaktivistin Rebecca (Rebecca Hall, Prestige) eine zweite Frau auf den Plan tritt und sich seine spießerfeindlichen Working-Class-Kumpels Des (John Henshaw) und Spencer (Dominic Cooper, Mamma Mia!, From Hell) missmutig über seine Uni-Karriere äußern. Ob Brian da wohl noch einen kühlen Kopf für den großen TV-Auftritt bewahren kann?

    Zugegeben, die formellen Grenzen romantischer Highschool- oder Uni-Komödien sind eng gesteckt. Innovation spielt keine Rolle, eher die kluge Variation bekannter Schemata. Zahllose Male wurde von Tollpatsch-Archetypen wie Jason Biggs (American Pie) durchexerziert, wie ein naiver Nerd von einem Fauxpas zum nächsten stolpert, nur um dann doch in den Armen des Schulschwarms zu landen. Selbst die blondesten dieser heißbegehrten Exemplare scheinen zu wissen: Die inneren Werte zählen. Die „Starter For 10“-Mädels brauchen keinen ganzen Film für diese Lektion, sondern landen direkt ohne Umwege beim romantischen tête-à-tête mit Brian. Das ist tatsächlich eine Variation. Allerdings eine, die dem Film ordentlich Leerlauf beschert. Anstatt auf die erfolgreiche Eroberung einer der beiden Damen hinzuarbeiten, pendelt Brian ziellos zwischen blond und brünett und versaut es sich durch allerhand Peinlichkeiten bei beiden gleichermaßen, bis das nahende Filmende ihm eine Entscheidung aufzwingt.

    Doch der anvisierte Brit-Comedy-Charme wird verfehlt, da pointierte Gags Mangelware sind. Da wird dem dicken Metallerkumpel Des die Motörhead-Kassette weggenommen und ins Meer geworfen. Da steht Brian eines Nachts bekifft vor Alices Eltern und unterstellt der Mutter verführerische Ambitionen. Und da verhaspelt er sich beim Sylvester-Date mit Rebecca und haucht ihr den Namen der Konkurrentin entgegen. Etwaige Situationskomik bezieht „Starter For 10“ in diesen Szenen vor allem durch die plakative Forcierung von Fremdscham-Gefühlen. Ebenfalls eher nervig denn lustig ist der Quizteam-Leiter Patrick (Benedict Cumberbatch, Abbitte), der das sonst eher bodenständige Schauspiel mit ruchlosem Overacting durchbricht.

    Wirklich dankbare Aufgaben fallen auch dem restlichen Cast nicht zu. Rebecca Hall, die in Woody Allens Vicky Cristina Barcelona ihr Talent für romantische Rollen demonstrieren durfte, spielt tapfer gegen ihre eindimensionale Figur an, kann den substanzlosen Running Gags um ihren Hintergrund als säkularisierte Jüdin oder ihren blindwütigen Politaktivismus aber nur unzureichend kontern. Diese Überzeichnung ist insbesondere ärgerlich, da die Chemie zwischen ihr und McAvoy bestens funktioniert und sich durchaus sanftes Funkensprühen andeutet. Bei Alice Eve, die auf ihr sattes Blond reduziert wird, trifft das schon nicht mehr zu. Lediglich Dominic Cooper kann als arbeitsloser Kumpel Spencer etwas transportieren. An ihm entzündet sich auch das einzig nennenswerte Konfliktthema in „Starter For 10“: der Grabenkampf zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Sein fauststarker Ausraster gegenüber dem all zu hochnäsigen Patrick und die nachfolgende Konfrontation mit Brian verleihen dem Film immerhin einen Ansatz von Reflektion.

    Als romantische Komödie ist „Starter For 10“ über weite Passagen zu ziellos und stereotyp, um witzig oder gar rührend zu sein. Tom Vaughan versucht, seine Geschichte in ein Generationenportrait der 80er einzubetten, kommt aber auch hier nicht über den omnipräsenten 80er-Soundtrack und leicht angestaubt wirkende Mode hinaus. Im Prinzip hätte der Film auch im Hier und Jetzt spielen können. Immerhin ist die Songauswahl geglückt. Einspieler von Kate Bush, Motörhead und massig The Cure untermalen die Liebes- und Freundschaftswirren angemessen zwischen Leichtigkeit und Melancholie. Dank eines wie gewohnt tollen McAvoy, der passenden Chemie zwischen ihm und Rebecca Hall und des gelungenen Soundtracks ist „Starter For 10“ keine Gurke. Ein pointierteres Drehbuch und ein besseres Gespür für Situationskomik hätte McAvoys Ausflug ins Rom-Com-Fach aber dennoch bitter nötig gehabt.

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