Interstellar ist nach Filmen wie „Memento“, „Inception“, der „Batman Trilogie“ oder des total unterschätzen „Prestige“ das neunte Regiewerk Christopher Nolans. Wie bei seinen vorherigen Werken verzichtete Nolan auf das 3D und drehte Interstellar mit normalen 35mm und 65mm IMAX Kameras.
Als ausführenden Produzenten holte sich Nolan den US-Amerikanischen Wissenschaftler Kip Thorne in’s Boot, dessen wissenschaftliche Theorien bereits bei Robert Zemeckis Film „Contact“ als Grundlage dienten. Dies ist auch eminent wichtig, beinhaltet Interstellar Aspekte der Gravitationstheorie, Quantenmechanik, Relativitätstheorie, Krümmung von Zeit und Raum, Biegung von Licht, Zeitdehnung und der Theorie rund um Wurmlöcher.
Wie schon bei „Inception“ und der „Batman Trilogie“ komponierte Hans Zimmer die Filmmusik, die mit wuchtigen Orgelklängen die unfassbar schönen Bilder (vor allem im Weltraum) perfekt untermalt.
Zu Anfang nimmt sich der Film die nötige Zeit alle Charaktere einzuführen. Vor allem die Beziehung Coopers zu seiner Tochter Murph wird dabei in den Vordergrund gestellt und dient später als emotionale Basis des starken Mittelteils. Durch den Kontrast aus stimmungsvollen Bildern der dem Untergang geweihten Erde und der für uns Zuschauer real werdenden Situation von Coopers Familie entwickelt sich ein beklemmendes Endzeitfeeling, das einen emotional total in seinen Bann zieht. Nolan schafft es hierbei, die Bedürfnisse aller einzelnen Personen ausgiebig zu beleuchten, aber das Große Ganze, nämlich eine neue Heimat für die Menschheit zu suchen, nicht aus den Augen zu verlieren.
Geht es im ersten Drittel noch vergleichsweise ruhig zu, nimmt Interstellar im Mittelteil merklich an Fahrt auf. Hier erkennt man die ganze visuelle Pracht, die durch tolle Kamerafahrten in Szene gesetzt wird. Diese wird lediglich von Alfonso Cuaróns audio-visuellem Meisterwerk „Gravity“ übertroffen. Dazu kommt der unfassbar gute Score von Hans Zimmer, für den nach der berechtigten Oscarnominierung sogar der Oscar selbst drin ist. Action wechselt sich hier mit ruhigeren Momenten ab, was dem Film einerseits ein gutes Tempo verleiht und andererseits die gut erzählte Geschichte weiter wirken lässt.
Ein ganz wichtiger Faktor von Interstellar ist „Zeit“, die bekanntlich relativ ist. Verbringt Cooper in anderen Galaxien Stunden, vergehen auf der Erde ganze Jahre. Dies wirkt im Film hoch emotional und Matthew McConaughey schafft es hier schauspielerisch den Grat zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit und der Liebe zu seinen Kindern perfekt zu halten.
Interstellar hat hier seine größten Stärken.
Dann kommt allerdings das große ABER.
Anstatt die Geschichte, die mich zu diesem Zeitpunkt auf einer emotionalen Ebene komplett mitgenommen hat, weiter wirken zu lassen, verliert sich Nolan gegen Ende des Films. Es scheint so, als habe er kein Vertrauen in seine Geschichte und Fertigkeiten und wollte etwas Besonderes oben draufsetzen, was der Film schlicht und ergreifend nicht nötig hat. Waren die Twists bei „Memento“ und „Prestige“ unumgänglich und extrem wirkungsvoll, hat der Twist bei Interstellar einfach nicht die nötige Wirkung.
Man hätte die Geschichte nur konsequent zu Ende führen und eben in sie vertrauen müssen.
So verliert sie jegliche Emotionalität und eben deren größte Stärke bis dato.
Fazit:
Interstellar bahnte sich an, ein wirkliches Meisterwerk zu werden und selbst Nolans andere Filme in den Schatten zu stellen. Gegen Ende übertreibt es Nolan allerdings, wodurch die grundsätzlichen Stärken Interstellars verloren gehen. Insgesamt ist Interstellar aufgrund der ersten 2 Stunden trotzdem ein Muss für jeden Fan des intelligenten Blockbusterkinos und sicherlich ein besserer Film 2014, der sein enormes Potenzial leider nicht ausschöpfen konnte.