"Murphy's Law - es besagt, dass alles was passieren kann, passieren wird."
Diesem Zitat wird der Film sehr gerecht. Wobei es letztendlich wirklich in den Sternen steht (Wortwitz ;) ) ob dies alles so physikalisch und soziologisch zu vereinen ist.
Der Film beginnt anders als ich ihn mir vorgestellt habe, weckt Eindrücke von einer Art Genre mit Hauch zur Paranormalität, wobei sich dies hier wunderbar kombiniert.
Im Zentrum der Charaktere steht in einer entfernten Zukunft ein halbwegs isolierter Familienvater in einer geschröpften Erde, welche die Restlaufzeit erreicht hat. Er lebt mit seinen 2 Kindern und Schwiegervater auf einer Farm, eine Einrichtung die im Wandel der Zeit den existenziell bedeutenden Sinngehalt nie verloren hat, sondern nun mehr denn je von Nöten ist.
Denn die Erde ist am Abgrund - ausgelaugt vom Menschen - trocken gelegt, dafür sprechen die symbolcharakteristischen Sandstürme. Der Regierungsapparat scheint nicht mehr richtig zu funktionieren, die untergeordneten Instanzen verkommen zur Bedeutungslosigkeit.
Dem technologischen Fortschritt sei dank gibt es automatisierte Systeme die dem Menschen kontrolliert Arbeiten abnehmen
(z.B. Mähdrescher)
aber wo es mehr oder weniger funktioniert sieht man anderswo den Verlust der maschinellen Kontrolle -
eine Drohne die im Nirgendwo abschmiert
- unbewacht und vergessen vom Militär, welches wohl nicht existent ist.
Nicht existent ist auch Eheweib und Lebenspartnerin des Protagonisten, welche vor einiger Zeit verstorben ist und somit der Vater zur Identifikationsfigur für seine Kinder geworden ist.
In dieser zerrütteten Athmosphäre ergibt sich ein Wink aus dem Raum-Zeit-Gefüge und unser Protagonist, der früher NASA Pilot war, wird von seinem Schicksal eingeholt.
Schweren Herzens muss er seine Kinder und basisorientierte Arbeit auf der Erde zurücklassen und sich wohl der bedeutendsten Mission überhaupt widmen. Potenzielle neue Planeten einer Galaxie zu erkunden zur Neubesiedlung für die Menscheit - zu erreichen über ein Wurmloch.
Begleitet wird er dabei von einem Team von Wissenschaftlern und zwei äußerst eloquent und teils sarkastisch veranlagten Robotern (deren Design ich allerdings etwas bemängel).
Bis zum Aufbruch in die Untiefen des Weltalls ist der Film teil etwas vor sich "hingeplätschert" aber von nun an wird man förmlich eingesaugt und der Sog weiß sich ungemein zu verdichten und hat mich nicht mehr losgelassen. Eine solch spannungsgeladene sowie hochemotionale Athmosphäre und Gefühlswelt in dieser insgesamt gleichwohl kühlen Umgebung habe ich selten in einem Film erlebt, der zudem sehr anspruchsvoll und wissenschaftlich fixiert ist.
Zum einen gibt es hier extrem fordernde Theorien über Gravitation und Quantenphysik, andererseits webt sich die allgemein umgebende Liebe und Sehnsucht nach seinen Nahestehenden und parallel dazu soziale Isolation - perfekt zum Tanz der Bilder des Weltalls - durch den Film.
Sehr faszinierend und fordernd ist das Eingehen auf das Raum-Zeit-Gefüge anlehnend an die Relativitätstheorie.
Wenn gefühlte fünf Minuten des Film dort ein paar Stunden abbilden sollen - parallel dazu aber in einem anderen Punkt der Handlung 23 Jahre vergangen sind - ist das der typische Nolan "Mindfuck" - das aber sei nur plakativ gesagt, denn es geht wesentlich mehr in die Substanz.
Ich muss sagen, dass man sich als Mensch somit bedeutungsloser vorkommt - ein Winzling in diesem riesigen Kosmos voller Möglichkeiten, - aber doch zu bedeutendem fähig, dieses Große nahe bringend.
Wirklich phantastische Bilder werden hier auf die Leinwand gezaubert, denen man sich nicht loszulösen vermag und das mit einer dezenten Action, die wohl dosiert daherkommt und dem Epos des Dramas mehr Bandbreite zukommen lässt.
Fast noch mehr zu erwähnen als die Bilder ist die Musik, komponiert von Mastermind Hans Zimmer, die teils sentimental unterstreichend, teils lähmend verzaubernd aber auch unglaublich bombastisch daherkommt (vor allem bei einer Szene, jeder der die Szene kennt weiß was ich meine - selten so paralysiert auf die Leinwand gestarrt).
Je mehr und mehr der Film fortschreitet, desto gewagter werden auch die Theorien und am Schluss war ich auch etwas überfordert, aber dennoch mitgerissen.
Es ist letztendlich alles Fiktion - aber dennoch mit einem enormen wissenschaftlichen Duktus und auch polarisierend auf die Grundfragen des Menschen selber: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Gibt es noch etwas anderes? Und noch viel wichtiger: Was ist möglich?
Storytechnisch somit eine 1A Leistung, auch wenn eventuell Professoren der Physik wohl den erhobenen Zeigefinger strecken möchten und dem Menschen hier als meines Erachtens zerbrechliches Wesen (Stichwort: Rolle von Matt Damon) viel zugemutet wird. Aber die wahre Kraft des Films liegt hier in der emotionalen Dichte gepaart mit den Bildern und der Musik.
Die Charakterdarstellung erfolgt sehr differenziert und größtenteils schlüssig und das erste "Dahinplätschern" des Films ist auch der intensiven Einführung der Charaktere gedacht was der Identifikation mit den Figuren zu Gute kommt.
Den Beziehungen der Figuren untereinander wird der notwendige Raum zur Entfaltung gegeben, die sentimentalen Momente wirken hier ehrlich und nicht zu aufgedrückt, auch wenn ein Anschein der Langatmigkeit dadurch geweckt wird und vielleicht stellt der eine oder andere die Motivationsprinzipien der Figuren in Frage, ob dies unter den inneren und äußeren Umständen, denen diese ausgesetzt sind so logisch vereinbar wäre.
Ich empfinde ich dies jedenfalls keineswegs als störend, denn die Schauspieler machen Ihren Job grandios und - meine Güte - hätte nicht gedacht, dass Matthew McConaughey Sympathien aus mir hervorrufen kann, aber mit dieser Leistung: Hut ab.
Und als persönlicher Fan von Michael Caine hat mich seine Darstellung des fanatischen Professors besonders gefreut.
Alles in allem: Eine Weltraumoper - bezaubernd - fordernd - mitreissend - von der Singularität jenseits des Ereignishorizonts ;)