„Jack Reacher” von Christopher McQuarrie hat mich sehr enttäuscht. Der Trailer versprach ein Actionfeuerwerk der ersten Klasse, jedoch zeigten die wenigen Ausschnitte auch schon alle Höhepunkte des Films. Auch der Großteil der Schauspieler weiß nicht zu überzeugen.
Rosamund Pike spielt ganz schlecht, von ihr habe ich schon viel bessere Auftritte gesehen. Während des Films hat man das Gefühl, sie hätte nur einen einzigen Gesichtsausdruck, der auf Dauer ziemlich auf die Nerven geht. Diese Rolle hätte eindeutig mehr Spielraum gelassen, jedoch verpasst es Pike, ihr einen persönlichen Stempel aufzudrücken. Unterstützt wird dies durch zahlreiche Einstellungen, in denen ihre körperlichen Reize mehr als nur in Szene gesetzt werden, wodurch ihr Charakter und somit ihre Darstellung in den Hintergrund gerückt und sie nur auf ihr Äußeres reduziert wird. Sie spielt praktisch den Prototyp einer Frau, die nur dazu da ist, um gut auszusehen. Da hätte ich eigentlich etwas mehr erwartet.
Werner Herzog ist ein Totalausfall, der in „Jack Reacher“ beweist, dass er eindeutig hinter die Kamera gehört. Sein ‚Bösewicht‘ ist mehr als Überflüssig, er hätte eigentlich aus dem Film komplett herausgestrichen werden können. Es wird zu keinem Zeitpunkt klar, was er mit der Handlung zu tun hat und welche Beweggründe ihn vorantreiben. Robert Duvall ist dagegen ein Lichtblick in diesem Ensemble, mit dem Auftritt seines Charakters kommt etwas Schwung in die Handlung.
Nun zu Tom Cruise. Die Rolle des Jack Reacher ist perfekt für ihn. Cruise steht wie immer im Mittelpunkt, alles ist auf ihn ausgerichtet. Das wäre nicht weiter schlimm, schließlich spielt er Jack Reacher. Allerdings bleiben auf Kosten der Inszenierung von Cruise die Story und die anderen Charaktere (siehe Pike als Anwältin) auf der Strecke. Ich würde aber nicht behaupten, dass er eine Fehlbesetzung ist, er spielt die Rolle des Jack Reacher ganz solide und abgeklärt.
Ein großer Minuspunkt des Films ist allerdings die Musik. Als Zuschauer hat man das Gefühl, im Film laufe kaum Hintergrundmusik und wenn dann besagte doch mal eingespielt wird, dann an sehr unpassenden Stellen. Als Beispiel kann die an sich wirklich super in Szene gesetzte Verfolgungsjagd genommen werden, die eindeutig an Spannung einbüßt, da die Musik fehlt. Sie erinnert an die Verfolgungsszene aus „Bullit“ mit Steve McQueen, die auch ohne Musik ausgekommen ist. Dies war allerdings 1968 und nicht 2013.
Fazit: „Jack Reacher“ ist ein durchschnittlicher Actionkrimi, der leider enorme Logiklöcher aufweist und nicht wirklich überzeugen kann. Das liegt einerseits an den Schauspielern (insb. Pike und Herzog), aber auch an der Umsetzung. Regisseur McQuarrie versucht zwanghaft, einen Film im Stil der 60er, 70er Jahre zu drehen, was einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Die Old-School-Action ist okay, Reacher ist ein Mann, der alles von Angesicht zu Angesicht klärt. Nur übertreibt es McQuarrie an vielen Stellen mit unnötigem Gerede, der Film ist viel zu dialoglastig geraten, obwohl Reacher eigentlich ein Mann der wenigen Worte ist. Außerdem ist der Schluss des Films mehr als unbefriedigend. Der Zuschauer weiß am Ende immer noch nicht, was das alles nun für einen Nutzen bzw. Sinn für die Schurken hatte. Somit plätschert der Film 130 (!) lange Minuten vor sich hin, ohne etwas Besonderes zu bieten.