"Jungfrau (40), sucht" habe ich damals, als ich ihn mir anschaute, nach ca. 10 Minuten abgeschaltet. Die Witze gingen mir zu sehr unter die Gürtellinie und brachten mich auf Grund ihrer Niveaulosigkeit ganz und garnicht zum Lachen. Dass der Film die präpubertären Wesenszüge der Kinobesucher zum pulsieren und somit die Kinokassen zu klingeln bringt, schockiert mich nicht. Freiwillig hätte ich also „Beim ersten Mal“ nicht besucht. Als ich am Montag Abend die Sneakvorstellung unseres örtlichen Kinos, wenn ich gestehen muss, zum ersten Mal (was ein Zufall :)), besuchte, war ich natürlich entsprechend enttäuscht, als zu Beginn des Films dessen Titel eingeblendet wurde. Um mich herum freuten sich Alle, nur ich war scheinbar der Einzige, der das Grauen vor Augen hatte. Doch das ist nun mal der Sinn von Sneak - man weiß nicht auf was man sich einlässt und muss auch dazu bereit sein, sich mal einen schlechten Film an zu sehen. Anfangs also sehr, sehr skeptisch überzeugte mich der Film mit etwas Toleranz in Bezug auf die derben und oft klischeepropagiernden Witzen dann doch und ich verließ das Kino gutgelaunt mit einem Lächeln im Gesicht.
Die Geschichte als solche ist natürlich von vornherein eine optimale Plattform für eine Komödie mit dem allseits beliebten Thema unserer Gesellschaft: Sex. Dabei orientiert sich der Drehbuchautor leider an einem typischen Schema, bei dem zunächst Alles idyllisch erscheint, es dann einen riesigen Krach gibt, sich der böse Mann ändert und am Schluss alle glücklich sind. Der Film bedient sich an zahlreichen typischen Klischees, in denen nahezu immer die Männer die Bösen sind, in dessen Köpfen sich stets alles um Sex, Bier,(leider hier auch um) exzessives Kiffen, Zocken, Männerfreundschaften, Musik und Sport dreht. Natürlich merken sie auch nicht mit Mitte 20, dass es langsam Zeit wird erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen, selbst dann nicht wenn man plötzlich ein Kind erwartet. Stattdessen bedienen sie sich ihrer naiven Traumwelt und denken, sie würden mit einer Pornoseite den Lebensunterhalt bezahlen können. Eine Veränderung tritt erst ein (vorsicht spoiler!), wenn sich die Männer einen Abend in Las Vegas gönnen und den Kopf mit Pilzen zuhauen. Aber: Trotz alldem entpuppt sich der Film als absolute Sypathiebombe. Kontrovers aber scheinbar war das für den Regisseur kein Problem. Doch ohne die tollen Charaktere und die dazu optimal passende Besetzung wäre das wohl nicht möglich gewesen. Die Schauspieler leisteten einen einmaligen Job, kommen Allesamt sehr glaubwürdig aber auch unheimlich sympathisch rüber und machen den Film zu etwas ganz besonderem. Seth Rogen spielt z.B. den liebenswürdigen und unbeholfenen Freak einfach weltklasse. Er hat beim Zuschauer eine Wildcard und kann tun und lassen was er will. Aber auch die Rollen der Schwangeren, deren Schwester sowie dem Gatten und den - super gespielten - Kindern, sind ebenfalls eine tolle Besetzung und passen einfach zu ihren Charakteren. Es macht aus der Geschichte etwas ganz besonderes. So wird es dem Zuschauer leicht gemacht, direkt mitzufühlen, sich wohlzufühlen, auch wenn er, so wie ich, normalerweise nicht auf Witze unterhalb der Gürtellinie steht. Er lacht trotzdem und bedient sich seiner Toleranz. Allerdings sollte man hinzusagen dass nicht alle Witze schlecht sind. Ganz im Gegenteil es sind auch einige viele Gute dabei und die Gags kommen echt super rüber. Oft ist es auch so, dass man auf Grund der gekonnten Witze auch lachen muss, obwohl sie so derb sind. Filmliebhaber werden sich in der Szene schlapplachen, in welcher der Freund der Schwester und Ben Stone (Seth Rogen) sich während eines gemeinsamen Abendessens der beiden Pärchen, Filmzitate um den Kopf werfen und sich als einzige in diesem Restaurant amüsieren.
Das Fazit? Ein Film, den ich normalerweise auf Grund seines ordinären Profils nie besucht hätte, der aber durch erstklassige schauspielerische Fähigkeiten, die Sympathie der Charaktere aber auch die, des ganzen Films, überzeugte und mich oft zum lachen brachte.
+/- Story
+ Charaktere
+ Schauspieler
+ Kamera und Inszenierung
+/- Witze und klischeehafte Überlieferungen
+ Identifikation der Zuschauer
Ich geb dem Film gute 8/10 Punkte und kann ihn JEDEM ans Herz legen, ungeachtet ihres Alters und ihrer Abneigungen. Für mich ebenfalls die Komödie des Jahres.
so long, choizz