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    Der kleine Eisbär 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Der kleine Eisbär 2
    Von Alina Bacher

    Seit Jahren erfreuen die abenteuerlichen Geschichten des kleinen Polarbären Lars die Herzen unserer Kleinsten. Als 1987 Hans De Beers erstes Bilderbuch „Kleiner Eisbär, wohin fährst du?“ auf den Markt kam, begann für den süßen weißen Vierbeiner der Siegeszug durch Deutschlands Kinderzimmer. Mit kurzen TV-Episoden und sieben weiteren Büchern waren die Geschichten um Lars, Robby und Greta bald fester Bestandteil jeder Kindergartenbücherei. Auch der Kinofilm „Der kleine Eisbär“, der 2001 in den Kinos startete, war ein Riesenerfolg bei Groß und Klein. Kein Wunder, dass der zweite Teil des Leinwandabenteuers nicht auf sich warten lässt. Nach vier Jahren kehren Lars und seine tierischen Freunde wieder in die Kinosäle zurück, und bezaubern mit einer liebenswürdigen Abenteuerreise auf die Galapagos-Inseln. Wunderschöne, naturgetreue Zeichnungen und Animationen, niedliche Figuren, witzige Synchronstimmen (unter anderem Dirk Bach, Atze Schröder und Schnappi-Sängerin Joy Gruttmann) und eine herzergreifende Geschichte machen „Der kleine Eisbär 2“ zu einem wirklich gelungenem Kinderfilm, der besonders den jüngsten Zuschauern gefallen wird.

    Pinguin Caruso hat es nicht leicht am Nordpol. Als einziger seiner Art, schließlich leben Pinguine ja für gewöhnlich am Südpol, fühlt er sich schrecklich einsam, denn er wünscht sich nichts sehnlicher als eine nettes Pinguin-Mädchen. So übt er tagein, tagaus an Schneefiguren, wie man die Frau seiner Träume am besten anspricht. Doch mit seinem ständigen Geträller ist der watschelnde Frackträger dem bösen Eisbär Kalle schon lange ein Dorn im Auge. Kurzerhand sperrt er ihn in einen Zug nach Süden. Bei dem Versuch, ihren Freund zu retten, geraten der kleine Eisbär Lars und die Seerobbe Robby in eine Falle, und werden zusammen mit Caruso im Zug eingesperrt. Auf der Reise nach Süden landen sie schließlich auf einem Fischerboot und werden von Bord gespült. Mit letzter Kraft schleppen sich die drei Freunde an den Strand einer geheimnisvollen Insel. In dem tropischen Paradies treffen sie viele seltsame Tiere, und lernen auf dem Festland und in der Tiefe des Meeres neue Freunde kennen. Doch als ein paar Wissenschaftler es auf einen von Lars neuen Freunden abgesehen haben, braucht der kleine Eisbär all seinen Mut und die Hilfe seiner Gefährten, um den Plan der Wissenschaftler zu vereiteln...

    Wie bereits in den Kinderbüchern des Niederländers Hans De Beer, ist auch in „Der kleine Eisbär 2“ die Freundschaft der Mittelpunkt der Geschichte. Nichts im Leben geht ohne Freunde, egal wie eigenartig und fremd sie auch scheinen mögen. Viele Kinderfilme setzen heutzutage vermehrt auf „Erwachsenenwitze“, kleine Einlagen, die eben für die Eltern gedacht sind, und mit denen die Kleinen nur wenig anfangen können. „Der kleine Eisbär 2“ verzichtet ganz auf solche Seitenhiebe. Als Entschädigung gibt es für die älteren Semester wunderschöne Tierzeichnungen und Landschaften zu sehen. Das Geheimnis des Films: Die Regisseure und gleichzeitig auch Drehbuchautoren Piet De Rycker und Thilo Graf Rothkirch setzen auf eine naturgetreue Darstellung der Flora und Fauna. Wie in einer guten Tierdokumentation zeigt der Film die seltsamsten Tierarten, von tropischen Vögeln bis Iguanas, und erzählt nebenbei eine wunderschöne, kindgerechte Geschichte. Für die detailgetreue Animation reiste Rycker mit seinem Hauptanimator Alberto Campos extra auf die Galapagos-Inseln, und drehte dort einen kurzen Film über die Tier- und Pflanzenwelt, der zurück in Deutschland als Grundlage für die Animation diente. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: farbenfrohe Zeichnungen und Animationen, die den Zuschauer mit in ein fremdes Tropenparadies nehmen.

    Für ihren Film „Lauras Stern“ wurde das belgisch-deutsche Regieduo Rycker-Rothkirch 2005 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. „Der kleine Eisbär 2“ steht diesem Erfolg in nichts nach. Die beiden Regisseure arbeiteten bereits im ersten „Eisbär“-Kinofilm zusammen, und nutzen ihre Erfahrung, um einen gelungenen Nachfolger zu schaffen. Während beim ersten Kinoabenteuer des kleinen Eisbären Lars viele Zuschauer die Kritik hegten, dass die Geschichte zu episodenhaft erzählt wurde, nahmen sich Rycker und Rothkirch den Vorschlag ihres Publikums zu Herzen, und bleiben einem Erzählstrang treu. Dabei verzichtet das Autorenteam Bert Schrickel, Thomas Wittenburg, Piet De Rycker und Rolf Giesen ganz auf fiese Bösewichte. Damit ist der Film auch für die jüngsten Zuschauer geeignet, wird aber für ältere Kinder eher langweilig. Grundsätzlich zielt der Film auf Kinder im Grundschulalter, also bis zu zehn Jahren, ab. Für über Zehnjährige ist „Der kleine Eisbär 2“ nicht geeignet, denn es fehlt ihm an Dramatik und an frechen Witzen. Da kommt bei den Älteren schnell Langeweile auf. Friede, Freude, Eierkuchen und ja keine Konflikte schüren ist die Grundregel im Film. Das ist zwar für die kleinen Kinobesucher genau das richtige, doch als Erwachsener hat man es mit der seichten Handlung schon bisweilen ziemlich schwer.

    Jedes Animationsabenteuer steht und fällt mit seinen Synchronsprechern. Für „Der kleine Eisbär 2“ traten, neben den Kindersprechern in den Hauptrollen, eine Riege an Top-Comedians vor das Mikrophon. Anke Engelke, die zuletzt in Findet Nemo den vergesslichen Fisch Dory sprach, leiht in „Der kleine Eisbär 2“ gleich zwei Figuren ihre Stimme. Sie ist sowohl als Lars Mutter Frieda, als auch als Iguana-Mädchen Iguanita zu hören. Der trällernde Pinguin Caruso bekommt seine Schnatterstimme von Comedian Dirk Bach, der bereits im ersten Teil des „Eisbär“-Abenteuers den Watschelvogel gesprochen hat. Auch für die Nebenrollen konnte das Regieduo große Namen verpflichten. Das böse Eisbär-Trio um den fiesen Kalle wird von Atze Schröder, Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka, der dieses Jahr bereits als Giraffe Melman in Madagascar zu hören war, synchronisiert. Wer genau hinhört, kann noch weitere bekannte Komiker entdecken. Da gibt es zum einen Ralf Schmitz und Mirco Nontschew, beide bekannt aus dem Klamauk 7 Zwerge - Männer allein im Wald, die einem chaotischen Tropenvogel-Duo ihre Stimme leihen, und das mit gekonnt übertriebenem spanischen Akzent. Auch Deutschlands berühmtester Showprakitkant Elton und der „dicke, peinliche Verlobte“ Tetje Mierendorf sind mit von der Partie. In den Hauptrollen glänzen der zwölfjährige Maximilan Artajo als Eisbärkind Lars, Céline Vogt als Polarbär-Mädchen Greta und der erst zehnjährige Leander Wolf als Seerobbe Robby. Doch das absolute Highlight zum Schluss. Die süße Joy, oder auch besser als „Schni, Schna, Schnappi“-Sängerin bekannt, tritt für den Film zum ersten Mal als Synchronsprecherin vor das Mikrophon, und leiht der lieblichen Pinguin-Dame Maria ihre Stimme. Mit der ausgezeichneten Wahl der Synchronsprecher eifert „Der kleine Eisbär 2“ einem amerikanischen Trend hinterher, nämlich immer mehr Berühmtheiten für einen Animationsfilm zu verpflichten. Eine Idee, die in diesem Falle aufgeht, denn die Stimmen könnten nicht passender sein.

    „Der kleine Eisbär 2“ ist ein wunderschön animierter Kinderfilm besonders für jüngere Kinder. Mit zauberhaften Bildern und einer charmanten Geschichte über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Verantwortung bietet er all das, was einen pädagogisch wertvollen Film auszeichnet. Auch die Spielfilmlänge ist kindgerecht und mit kurzen 81 Minuten auch für sehr junge Kinder optimal geeignet. Allerdings ist der Film wirklich nur für die Zielgruppe, also Kinder im Grundschulalter, zu empfehlen. Bei älteren Kinder kommt schnell Langeweile auf. Als Elternteil tröstet die farbenfrohe Tropenlandschaft bisweilen über die etwas seichte und zu harmonische Handlung hinweg, doch die streckenweise Langeweile wird zum Schluss mit strahlenden Kinderaugen nach dem Kinobesuch entschädigt. Was kann es da noch schöneres geben?

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