Zunächst mal will gesagt sein, dass der Film übermäßig brutal ist. Die ersten “Zerfleischungen” kann man noch tolerieren, aber je mehr die Piranhas Fahrt aufnehmen, umso expliziter werden die Darstellungen. Muss man denn als Zuschauer unbedingt abgetrennte Gliedmassen, skalpierte Köpfe, zerfleischte Gesichter und bis auf die Knochen entstellte Unterleiber sehen?
Wer auf derartige Szenen und zusätzlich auf abgebissene, herumschwimmende und schließlich ausgespuckte Genitalien steht, der wird seine heitere Freude an dem Gewaltporno haben.
Stellenweise könnte man meinen, der Film wäre ausschließlich in der Farbe rot gedreht worden.
Es ist wirklich schwierig im Film eine Szene zu finden, wo die Farbe rot nicht vorkommt.
Würde der Film wenigstens eine gelungene Story bieten, könnte man bezüglich Brutalität ein Auge zudrücken, oder besser gesagt, müsste man beide Augen zudrücken.
Das Problem ist, dass es schon bald zwei Handlungsstränge gibt. Der eine spielt am blutigen Strand und der andere auf dem perversen Boot. Schlussendlich wird keiner der beiden Plots richtig spannend erzählt und die Verbindung bleibt zweifelhaft. Man kann eben nicht zwei Sachen auf einmal machen ohne Einbußen bei der Qualität des Ganzen zu verhindern. Ebenfalls störend sind die teils sehr fragwürdigen Gags. Beispielsweise die Szene auf der Jacht, als Derrick aufgrund seiner bestialischen Verletzungen im Sterben liegt und sich mit den Worten “Wet-T-Shirt-Contest” zu seiner vermeintlichen Reise in die ewigen Jagdgründe verabschiedet. Diese Aussage ist so absurd, dass sie wieder lustig ist. Würde in diesem Augenblick die Kamera nicht auf seinen total zerfetzten Unterleib fokussieren, könnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen.
Natürlich ist mir klar, dass bei dieser Thematik zwanghaft Blut fließen wird, aber muss in diesem krankhaften Ausmaße sein?
Lächerlich sind auch die nutzlosen Charaktere. Beispielsweise tragen Danni (Kelly Brook) und ihre blonde Kollegin nichts zum Fortschritt des Filmes bei. Sie sind eigentlich nur da, damit sich gut aussehen, sich sexy räkeln, zweideutige Gesten machen und schlussendlich gefressen werden.
Ebenso fragwürdig ist die Installation der Geschwister von Jake. Sie sind nur da, damit sie irgendwann den Fehler machen zu ihrer Insel zu paddeln, sodass Jake sie mit dem Boot retten muss.
Die Tatsache, dass die Kinder außerdem mit nervtötenden, unpassenden Sprüchen nerven, macht den Film auch nicht besser. So zieht Jakes Schwester ihn einige Male damit auf, dass er ständig auf weibliche Brüste starrt. Dieser Witz wird mindestens 4 Mal gebracht. Am Anfang ist das sicher noch witzig, aber mit der Zeit geht das humoristische Potential deutlich verloren.
Von den Schauspielern her kann Jerry O’Connell als notgeiler Regisseur noch am meisten überzeugen. Er spielt seinen Charakter überdreht und superschmierig, sodass man den Busenfetischisten fast schon ins Herz schließen muss.
Alle anderen Schauspieler sind langweilig, fad und völlig farblos. Das geht so weit, dass man als Zuschauer überhaupt kein Mitleid zu den Protagonisten hat. Es gibt keinen vermeintlichen Sympathieträger und so passiert es, dass man den Teenies sogar ein blutiges Ableben wünscht.
Die gefräßigen Fischlein avancieren also zu Erfüllungsgehilfen des Zuschauers, der auf seine nächste Dosis Kunstblut hofft.
Was verständlich ist, denn niemand von den jungen Darstellern besitzt auch nur einen Funken Schauspieltalent. Am Ende bleibt also nur noch die Ästhetik, die den Film etwas aufhebt. Manchmal gibt es aber auch davon etwas zu viel, wenn zum Beispiel Derricks “Assistentinnen” gemeinsam nackt auf Tauchstation gehen, während ihr Chef sie mit seiner Kamera durch den Glasboden der Jacht dabei filmt. Besonders irritierend ist bei dieser Szene wohl die Musik, die einen völligen Kontrast zur Thematik bietet.
“Piranha 3D” ist ein Splatterfilm, wie er im Buche steht.
Dabei zielt er hauptsächlich auf ein männliches Publikum ab, das die Zurschaustellung von blanken Brüsten und knackigen Hintern entsprechend zu würdigen weiß.
Grundsätzlich wäre aber von allem etwas weniger hier mehr gewesen. Die sehr explizit dargestellten Verstümmelungen gehen weit über den guten Geschmack hinaus.
Weder der Plot noch die Schauspieler können dieses Manko kompensieren.
Daraus folgt, dass der Film seinen Eintritt definitiv nicht wert ist. Dabei geht es nicht mal um den Aufschlag wegen der 3D-Technik (bringt für den Zuschauer wie so oft bei aktuellen Titeln keinen sichtbaren Mehrwert).
Der Film ist qualitativ einfach zu schlecht, um das Geld wert zu sein.
Wenn überhaupt sollte man sich den Film zuhause in einer reinen Männerrunde mit Bier und Chips ansehen.
Denn eine richtige Geschichte wird einem nicht geboten. “Piranha 3D” wirkt oft eher wie eine Dokumentation, so im Sinne von: “Liebe Zuschauer, das hier sind die bösen Piranhas. Das da sind die netten Feierwütigen. Oh, jetzt wollen die Fische leider die Menschen essen.” Ein wirklicher Spannungsbogen ist nicht vorhanden.