In seiner Funktion als Kameramann hat der Niederländer Jan de Bont so einiges gesehen. Im Auftrag seines Landsmannes Paul Verhoeven durfte er 1992 Sharon Stone zwischen die Beine linsen, außerdem war er an zwei der größten Action-Klassiker beteiligt: Bruce Willis sah er beim langsamen Sterben zu, Mel Gibson als er zum dritten Mal zur tödlichen Waffe wurde. Und nicht nur das, auch sein Regiedebüt „Speed“ reihte sich wenige Jahre später, genau gesagt 1994, unter den Genre-Höhepunkten ein.
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Die toughen Cops Harry und Jack hindern den Bombenterroristen Payne daran, einen voll besetzten Fahrstuhl abstürzen zu lassen. Stattdessen scheint sich der Wahnsinnige selbst in die Luft zu jagen. Doch wenig später lässt er erneut von sich hören und zwingt Jack zu einem tödlichen Spiel: ein Bus, den Payne mit einem Sprengsatz versehen hat, darf nicht langsamer als 50 Meilen pro Stunde fahren, sonst fliegt er samt Fahrgästen in die Luft. Jack eilt zur Rettung...
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Nach einem gemächlichen Vorspann, bei dem die Kamera drei Minuten lang einen Fahrstuhlschacht hinab gleitet und nur Mark Mancinas gehetzter Score das Tempo andeutet, das der Film in der Folge anschlagen wird, geht „Speed“ schnell in die Vollen. Durch einen willkürlichen Mord kommt kein Zweifel an Dennis Hoppers Schurken Howard Payne auf. Der Mann meint’s ernst. Keanu Reeves als Jack und Kollege Harry, gespielt von Jeff Daniels, werden genreüblich per Autostunt und lockeren Sprüchen eingeführt. Die Eröffnungssequenz, in der die beiden Bomben-Spezialisten angestrengt versuchen, die dreizehn Geiseln zu befreien, ist bereits von ordentlicher Rasanz, aber so richtig legt „Speed“ erst los, nachdem Payne entkommen kann, vor Jacks Augen einen Bus in die Luft sprengt und dieser nun versuchen muss, den zweiten präparierten Bus eben vor diesem Schicksal zu bewahren.
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Der Plot von „Speed“ ist letztlich kein überragend einfalls- oder wendungsreicher, wird von de Bont aber in perfekt gesetzten Temposchüben umgesetzt und brettert unaufhaltsam von einem Spannungshöhepunkt zum nächsten. Der Glaubwürdigkeit einiger Over the Top-Einlagen (der Bus, der über eine Lücke auf dem Freeway springt) kommt es dabei enorm zu gute, dass die entsprechenden Stunts tatsächlich in Handarbeit gedreht wurden. Insgesamt standen dem Team zehn verschiedene Busse zur Verfügung, deren jeweils spezielle Vorrichtungen bei den Szenen zum Einsatz kamen. So ist es dieser sicht- und spürbare Realismus, der einen trotz manchem Logikloch nie aus der Handlung hinauskatapultiert, sondern das Geschehen weiterhin fesseln kann. Die Phase des Films, die fast ausschließlich im Bus stattfindet und ein Hindernis nach dem anderen abarbeitet, um das Gefährt am Laufen zu halten, ist exzellentes, berstend spannendes Action-Kino in purster und adrenalintreibendster Inkarnation.
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Auch die Darsteller tragen ihren Teil dazu bei. Keanu Reeves liefert mit „Speed“ eine seine besten Arbeiten. Sein Jack Traven ist ein im positivsten Sinne cooler Typ, der aber nie zum unbesiegbaren Überhelden stilisiert wird und sich für menschliche Zwischentöne nicht schämt. In der Tradition von John McClane darf Jack bluten, schwitzen und die Fassung verlieren. Er ist einer zum Mitfiebern und einer, dem man anerkennend auf die Schulter klopfen möchte, wenn er unter höchstem Einsatz die nächste Herausforderung gemeistert hat. Sandra Bullock, die bis hierhin eine recht laue filmische Laufbahn hinter sich hatte, schaffte mit „Speed“ den Durchbruch. Sie spielt Annie, die nach einem Unfall das Steuer des Busses übernehmen muss. Auch sie macht einen überwiegend sympathischen Job und ihr Gekiekse bleibt im erträglichen Rahmen. Dennis Hopper, Jeff Daniels und Joe Morton als Vorgesetzter liefern punktgenau das, was supporting actors‘ in einem solchen Film bringen müssen. Hopper den gerissenen Psychopathen, Daniels den sprücheklopfenden Sidekick, Morton den gestrengen, aber herzigen Chef.
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Die Passage im Bus ist so stark, dass der Showdown des Films dagegen ein bißchen abfällt. Dieser verlagert sich in ein weiteres öffentliches Verkehrsmittel, die U-Bahn, und kann dabei leider nicht mehr an die Intensität und Atemlosigkeit des Mittelteils anknüpfen, auch weil „Speed“ den ganz großen Höhepunkt, vor allem optisch, hier bereits überschritten hat und der Endkniff mit den unfertigen Bahngleisen reichlich lieblos angehängt wird. Insgesamt ist de Bont dennoch einer der besten und kurzweiligsten Action-Thriller aller Zeiten gelungen, der zwar seine Stärken und Schwächen überall dort hat, wo sie bei den meisten Genrevettern zu finden sind, aber dramaturgisch und inszenatorisch ganz oben mitmischt.
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komplette Review siehe: http://christiansfoyer.wordpress.com/2010/01/06/classic-speed/