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    Kult-Klassiker trifft Big-Budget-Spektakel: Dieser Marvel-Blockbuster ist von Martin Scorsese inspiriert!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Dass Martin Scorsese kein Fan von Marvel-Filmen ist, dürfte längst Filmfan-Allgemeinwissen sein – nicht zuletzt, weil es andauernd wieder hervorgekramt wird. Das heißt aber nicht, dass Marvel-Regisseure keine Liebe für die Regie-Legende übrig haben.

    Ganz gleich, wie originell ihr einen Film findet: Er nährt sich aus Inspirationsquellen. Schließlich wurden alle Filmschaffenden von anderen Werken überhaupt erst dazu beeinflusst, sich in diesem Metier zu betätigen. Was variiert, ist die Intensität, mit denen Filmen ihre Vorlagen anzusehen sind. So trägt Todd Phillips' „Joker“ mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle die Martin-Scorsese-Klassiker, aus denen er zitiert, massiv auf.

    Doch nicht nur bei DC ließ man sich vom „The Wolf Of Wall Street“-Regisseur kreativ beflügeln, sondern auch bei den Marvel Studios. So diente ein von Martin Scorsese inszenierter Kultklassiker als überraschende Kreativquelle für die Marvel-Actionkomödie „Ant-Man And The Wasp“!

    "Ant-Man And The Wasp": Superhatz nach dem Laborkoffer

    Superwissenschaftler Hank Pym (Michael Douglas) und seine Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly) tütfteln an einem Quantentunnel, mit dem sie kontrolliert den subatomaren Raum betreten und wieder verlassen können. So wollen sie Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) von dort retten – Hopes Mutter und Hanks Frau, die einst dort verloren gegangen ist. Derweil hat der unter Hausarrest stehende Ex-Kleingauner und Superheld Scott Lang (Paul Rudd) Visionen von Janet, bis es ihr letztlich gelingt, durch ihn mit Hope und Hank zu kommunizieren.

    Alsbald wird Scott in Hopes und Hanks Versuche involviert, den Quantentunnel zu vervollständigen. Eine schief gelaufene Unterredung mit dem Schwarzhändler Sonny Burch (Walton Goggins) später bricht das totale Chaos aus: Das FBI jagt Scott hinterher, der gegen seine Auflagen verstößt, Sonny jagt Hope und Hank, und eine mysteriöse Geistergestalt (Hannah John-Kamen) sorgt für zusätzlichen Trubel, in den auch Hanks alter Rivale Dr. Bill Foster (Laurence Fishburne) gezerrt wird...

    Dieser Marvel-Star würde noch einmal ins MCU zurückkehren, wenn er in dem Film endlich sterben (!) kann

    Der Rummel mündet in eine ausgedehnte Verfolgungsjagd, in deren Mittelpunkt ein als Rollkoffer getarnter, geschrumpfter Laborkomplex steht. Mit seiner ruhelosen Eskalation aus Situationskomik, schnippischem Dialogfeuer und actionreichem Slapstick lieferte Regisseur Peyton Reed im Kinosommer 2018 somit eine Art Dessert nach dem wenige Monate zuvor veröffentlichten Marvel-Event „Avengers: Infinity War“.

    Während das Crossover-Spektakel „Avengers: Infinity War“ eine kaum Atempausen bietende Action-Eskalation darstellt, in der um das Schicksal des Universums gekämpft wird, ist das unablässige Chaos in „Ant-Man And The Wasp“ leichtfüßiger und quirliger. Für diese spezielle Mischung aus sich ständig steigernden Problemen für die Hauptfiguren, einem Gefühl der Rastlosigkeit und skurrilem Humor kehrte Reed gedanklich zu einigen seiner Lieblingsfilme zurück – darunter Martin Scorseses „Die Zeit nach Mitternacht“.

    Von Scorseses "Die Zeit nach Mitternacht" zum Marvel-Chaos

    Als hinter den Marvel-Kulissen klar wurde, dass es einen zweiten „Ant-Man“-Film geben wird, wurde Reed nach seinem Input gefragt. Ihm schwebte eine klare Richtung vor, wie er CinemaBlend verriet: „Als wir erstmals darüber gesprochen haben, wie ,Ant-Man And The Wasp' aussehen und sich anfühlen soll, und darüber, welche Art Film wir machen wollen, habe ich definitiv Dinge angesprochen wie ,Die Zeit nach Mitternacht'“, so Reed.

    Zur Orientierung, falls ihr den Film nicht kennt: In Scorseses pechschwarzer, skurriler Komödie geht es um den gelangweilten New Yorker Yuppie Paul Hackett (Griffin Dunne). Als dieser spontan seine Zufallsbekanntschaft Marcy Franklin (Rosanna Arquette) besucht, gerät das erhoffte, romantische Date zügig aus den Fugen. Und so beginnt für ihn eine Nacht voller absurder Begegnungen, grotesker Missverständnisse und eines zunehmenden Verfolgungswahns...

    Die Idee eines Films, dessen Story sich über eine kurze Zeitspanne erstreckt und immer turbulenter wird, was für die Hauptfigur dramatische und für das Publikum urkomische Folgen hat, zieht sich zweifelsohne sowohl durch den Scorsese-Kultklassiker und das Marvel-Sequel. Doch statt auf offensichtliche „Die Zeit nach Mitternacht“-Querverweise zu setzen, begnügte sich Reed damit, aus dem Scorsese-Film eigene Lehren zu ziehen, wie man ein eindringliches Gefühl einer unaufhaltsam tickenden Uhr vermittelt.

    Aus demselben Grund schaute sich Reed laut dem „Ant-Man And The Wasp“-Audiokommentar auch in der Vorbereitungszeit die mit Robert De Niro besetzte Thrillerkomödie „Midnight Run – Fünf Tage bis Mitternacht“ an. Außerdem diente Peter Bogdanovichs „Is' was, Doc?“ als Inspirationsquelle für „Ant-Man And The Wasp“. Wie Reed gegenüber Slashfilm erläuterte, führte er die irre Komödie voller Verwechslungen und vertauschter Koffer seinem Filmteam vor, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, was ihm vorschwebte.

    Ganz konkret wollte er sich an der „durchgeknallten, komödiantischen Auto-Verfolgungsjagd quer durch San Francisco“ abarbeiten, die in „Is' was, Doc?“ zu sehen ist. Und anders als bei „Die Zeit nach Mitternacht“ ist dieser Einfluss „Ant-Man And The Wasp“ unmissverständlich anzusehen, da sich während der ebenfalls durch San Francisco führenden Auto-Verfolgungsjagd im Finale des Marvel-Sequels ein paar visuelle Parallelen zum Bogdanovich-Klassiker ergeben.

    Bogdanovich wiederum orientierte sich bei „Is' was, Doc?“ am Komödien-Meilenstein „Leoparden küsst man nicht“ und Looney-Tunes-Cartoons. Egal, wie frisch ein Film halt wirkt: Die Spur der Inspirationen führt immer weiter zurück.

    Mathe ist halt echt schwer: Für dieses Logikloch schämen sich die Marvel Studios bis heute

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