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Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 12:12
Mit dem bitterbösen Drama „Das wahre Leben“ legte der in Deutschland lebende Schweizer Regisseur Alain Gsponer vor drei Jahren ein eindrucksvolles Kinodebüt vor. Nun hat sich der auch fürs Fernsehen arbeitende Gsponer für seinen zweiten Kinofilm „Lila, Lila“ zum ersten Mal einer Romanadaption und einem leichteren Stoff zugewendet. Filmstarts traf den Regisseur und Autor zum Gespräch in Berlin.
Filmstarts: Was hat Sie an der Verfilmung des Romans „Lila, Lila“ gereizt?
Alain Gsponer: Dazu muss ich etwas vorwegschicken: In der Schweiz wird Martin Suter geradezu verehrt. Bei der Premiere in der Schweiz kamen viele auf mich zu und meinten: „Was, Du hast es gewagt, Martin Suter zu verfilmen?“ Ich bin deshalb recht froh, dass ich nicht in der Schweiz lebe, weil ich dann vielleicht zu viel Respekt gehabt hätte. So war es ein verlockendes Angebot, das ich bekommen habe und das mich gleich sehr gereizt hat, weil ich – wie ich zu meiner Schande gestehen muss – mich sehr gut mit der Hauptfigur identifizieren kann. Ich kenne es aus meiner Zeit als Teenager, dass man wie David Kern im Buch um Aufmerksamkeit buhlen muss.
Daniel Brühl in "Lila, Lila" .
Filmstarts: Wie gingen Sie an Ihre erste Buch-Adaption heran? Wie fiel die Zusammenarbeit mit Autor Martin Suter aus?
Alain Gsponer: Für Martin Suter ist der Roman ein Endprodukt. Er gibt einem zwar die Freiheit, dieses zu verändern, aber er selbst hält sich bei der Adaptionsarbeit komplett raus - obwohl er auch Drehbücher schreibt. Bei seinen eigenen Drehbüchern arbeitet er sehr eng mit dem Regisseur zusammen. Bei seinen Romanen soll aber ein anderer Autor ein Drehbuch als Zwischenprodukt erstellen und ein Regisseur daraus ein neues Endprodukt machen. Und Martin Suter will in diesen Prozess nicht integriert sein, zumindest nicht kreativ. Er sagt auch, dass er seine eigenen Romane gar nicht adaptieren könnte, was ich für eine kluge Aussage halte. Da merkt man, dass Martin Suter beide Seiten kennt: die als Roman- und die als Drehbuchautor.
Filmstarts: Sie haben sich für einige Änderungen entschieden, ins Auge sticht dabei vor allem die Weiterzählung der Geschichte über das Buchende hinaus. Was war der Grund dafür?
Alain Gsponer: Das Buch lässt eine essentielle Frage offen. Marie erfährt in der Vorlage nie, dass David gelogen hat. Die ganze Geschichte handelt von einer Lüge, aber diese wird nicht aufgedeckt. Uns war schon sehr früh klar, dass dies in einem Film ein wahnsinnig unbefriedigendes Ende ergeben würde. Wir mussten also eine Begegnung der beiden Protagonisten erfinden, bei der alles auf den Tisch kommt. Da im Buch schon angelegt ist, dass David selbst anfängt zu schreiben, haben wir diese Idee einfach weitergesponnen.
Filmstarts: Die Romanvorlage beschreibt sehr detailliert die Roman-im-Roman-Geschichte. Im Film kommt davon nur eine tragische Motorradszene immer wieder vor. Gab es Überlegungen, die Geschichte aufzugreifen und einen Film-im-Film zu erzählen, oder habt Ihr das von Anfang an ausgeschlossen?
Alain Gsponer: Wir hatten in der ersten Drehbuchfassung eine komplette Fünfziger-Jahre-Ebene eingebaut, die wir aber sehr schnell wieder verworfen haben. Man muss bei einem Film die Handlung verdichten. Zudem geht der Zuschauer nicht mit beiden Geschichten mit. Im Film würde der Eindruck entstehen, es werde alles doppelt erzählt. Deshalb haben wir das fast ganz herausgeworfen, dann aber inszenatorisch und mit Hilfe des Szenenbilds versucht, die Zeitebene irgendwie – zumindest gefühlt - wieder hineinzubekommen. Wir haben auch Elemente wie zum Beispiel das Eislaufen, die im Buch in den fünfziger Jahren angesiedelt sind, in die Gegenwartsgeschichte übertragen.
Hannah Herzsprung in "Lila, Lila".
Filmstarts: Es war zu hören, dass Sie Hannah Herzsprung für die Rolle der Marie für ungeeignet hielten und gar nicht zum Casting einladen wollten. Warum?
Alain Gsponer: Ich konnte ihre Figur, die sie in „Das wahre Leben“ so großartig gespielt hat, einfach nicht abstreifen. Dieser Charakter war sehr burschikos, hatte keine Weiblichkeit und die braucht Marie einfach. Und deshalb dachte ich, dass es nicht geht. Doch die Casterin hat mich überzeugt, ihr zumindest eine Chance zu geben. Wir haben sowieso ein Casting gemacht, und ob es dann noch eine Stunde länger geht, weil eine Schauspielerin mehr vorspricht, ist dann auch egal. Zu unserem Glück stand Daniel Brühl für die Castings zur Verfügung und ich habe sofort gemerkt, dass sich die Beiden gegenseitig beflügeln. Nicht jede Schauspielerin hat im Zusammenspiel mit Daniel funktioniert, aber bei Hannah hat es sofort gepasst. Aber sie musste mir das erst beim Casting vorzeigen beweisen, vorher habe ich klar gesagt, die Besetzung sei falsch. Das muss ich ehrlich zugeben.
Filmstarts: Ihre bisherigen Filme befassten sich eher mit schweren Stoffen. „Das wahre Leben“ war geradezu zerstörerisch und auch ihr „Polizeiruf“ ist ein für die Reihe ungemein harter Film. „Lila, Lila“ ist hingegen eine locker-leichte Komödie. Hat das für Sie einen großen Unterschied bei der Arbeit gemacht?
Alain Gsponer: Ja, auf jeden Fall. Humor ist einer der schwierigsten Bereiche. Bei allem was mit Dramatik zu tun hat, hat man direkt beim Filmen ein sehr gutes Gespür dafür, ob die Szene funktioniert. Denn wenn etwas Essentielles beim Schauspieler passiert, dann weiß man, dass man es hat. Das ist ein recht einfacher Prozess. Bei etwas Leichterem ist ein direktes Feedback hingegen ist viel problematischer. Ein Beispiel ist das Versauen einen Takes durch plötzliches Loslachen. Normalerweise hassen es Schauspieler, wenn ein Take versaut wird, aber beim Dreh einer Komödie gibt es für einen Schauspieler kein größeres Kompliment, als ein plötzlich loslachender Regisseur. Nun hat man aber das Problem, dass man diesen Take beim nächsten Versuch genauso wieder herstellen muss. Bei einer Komödie hat man daher deutlich weniger Kontrollmechanismen, man ist sich viel unsicherer. Hinzu kommt noch, dass die Geschichte zwischen den Genres wechselt. Es muss ja auch der dramatische Teil passen. Wenn die Figur von Henry Hübchen auftaucht, ändert der Film seinen Ton. Bei einer Romanverfilmung ist es zusätzlich noch einmal sehr schwierig, dass der Ton des Films vorgegeben ist, man Stimmungswechsel einfach mitgehen muss.
Zum Abschluss: Haben Sie von Martin Suter schon ein Feedback bekommen?
Alain Gsponer: Er hat sich den Film auf Ibiza angeschaut und war so begeistert, dass ich jetzt auch sein Buch „Der letzte Weynfeldt“ verfilmen darf. Den drehe ich aktuell in Zürich, allerdings fürs Fernsehen. Es gibt einige Parallelen zu „Lila, Lila“, aber die Hauptfigur ist bereits 54 und verliebt sich in jemanden, der ihm nicht guttut. Die Geschichte spielt in der Kunstszene und in den Hauptrollen werden Marie Bäumer, Stefan Kurt, Vadim Glowna und Roland Wiesnekker zu sehen sein.
"Lila, Lila" startet am 17. Dezember 2009 in den deutschen Kinos.
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