Wolfgang Murnberger: „Der Knochenmann“ ist eine „Thriller-Horror-Liebeskomödie“
Donnerstag, 5. März 2009 - 14:03
Von Barbara Fuchs

Sind Sie während der Dreharbeiten, die teilweise unter schwierigen Bedingungen statt gefunden haben, zum Vegetarier geworden?

Murnberger: Nein, ich bin in einer Fleischhackerei auf dem Land aufgewachsen. Die Szenen in der Kühlkammer waren aber schon extrem, weil dort die toten Tiere hangen. Dort soll es eigentlich nur fünf Grad haben, aber da würde man beim Dreh umkommen. Darum haben wir die Kühlung abgeschaltet, sie wäre außerdem zu laut gewesen. Die Scheinwerfer haben den Raum aufgeheizt, darum haben die Tiere bereits am zweiten Tag zu stinken begonnen. Das war der härteste Drehort, den ich je erlebt habe. Der Innenrequisiteur hat einmal geweint, weil er auch immer für die Kübel voller Hendlknochen zuständig war. Diese haben ebenso bald angefangen zu stinken, aber wir haben sie für die Knochenmaschine gebraucht.

Wie haben Sie die Romane von Wolf Haas ausgewählt?

Murnberger:Komm süßer Tod“ habe ich mir ausgesucht, weil der Plot gut gepasst hat und er bereits im Roman einen schönen Showdown hatte. Für mich war dieser Film eine reine Krimi-Komödie. Wir wollten danach nicht wieder das Gleiche machen und haben uns umgeschaut nach einem Buch, mit dem man mehr in Richtung Thriller gehen kann. Da hat sich „Silentium“ angeboten. Wir haben Salzburg als böse Stadt verwendet und diese Bedrohung für das Thriller-Ambiente aufgebaut. Danach hätte ich eigentlich schon ein Treatment gehabt für „Das ewige Leben“, der in Graz spielt. Wir haben dann aber gesagt, dass unsere Filme wie eine Tour durch die österreichischen Landeshauptstädte (Wien, Salzburg, Graz) aussehen könnte. Außerdem wollten wir etwas ganz anderes machen und den Brenner aufs Land schicken. Darum haben wir uns „Der Knochenmann“ ausgesucht.

Wird bereits an der Fortsetzung gearbeitet?

Murnberger: Als nächstes wird es nun doch „Das ewige Leben“, denn jetzt war der Brenner einmal am Land und kann so wieder in die Stadt. Das Genre von „Der Knochenmann“ war reizvoll, weil er doch auch Horrorelemente hat. Wir wollten auch eine größere Liebesgeschichte vom Brenner einbauen, nachdem er vorher nur kurze Liebesaffären hatte. Wir versuchten eine Thriller-Horror-Liebeskomödie zu machen, mich reizt ein Genre-Mix, damit man sich nie sicher ist im Kino, was als nächstes passiert.

Im Ausland wurde der Schmäh von „Silentium“ teilweise nicht verstanden...

Murnberger: In Österreich hat jeder verstanden, dass es eine Satire auf Salzburg ist und wir es nicht ernst meinen. Wir behaupten nicht wirklich, dass die katholische Kirche in der Pornoindustrie steckt und philippinische Jungfrauen an Bordelle verkauft. Das ist eine böse Behauptung, aber in Österreich hat sich niemand aufgeregt. Hier ist es Tradition, dass die Künstler das Nest beschmutzen und man darf sehr viel tun. In Frankreich hat es mich überrascht, dass die Reporter den Film als Sozialkritik aufgefasst haben. Dort hat man mich total überrascht gefragt, ob ich noch nach Salzburg fahren würde. Sie haben mir gesagt, dass es keinen französischen Regisseur gäbe, der so einen bösen Film über irgendeine französische Institution machen würde. In den nordischen Ländern wird unser Humor besser verstanden.

Könnten Sie sich noch einen anderen Schauspieler als Josef Hader in der Rolle des Brenner vorstellen?

Murnberger: Nein, mittlerweile nicht mehr. Der Josef und der Brenner sind für mich so sehr miteinander verwachsen, dass sich die Frage gar nicht stellt. Falls er nicht mehr den Brenner spielen möchte, gibt es keinen weiteren Film.

Das Interview wurde im Februar in Berlin geführt.

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